Königsfreunde (German Edition)
Erleichterung durchflutete Clara. Und tiefste Dankbarkeit.
»Wird er wieder ganz gesund?«, fragte Clara.
»Irina war sehr zufrieden mit seiner Majestät«, sagte Alberic. »Ich durfte die Wunden seiner Majestät nähen. Sie war der Ansicht, das Gegengift wirkt bereits ausreichend.«
Clara strich Robin über die Wange. Sie wollte ihn fühlen, seine Haut spüren, die sicher bald wieder frisch und leicht gebräunt aussah. Dann konnte er wieder Holz spalten, mit ihr lachen und Beeren sammeln. Wenn er denn mit ihr zurückkam.
Schluss!, schalt sie sich. Jetzt musste Robin erst wieder gesund werden.
Salentin kam leise herein und schloss die Tür hinter sich.
»Ich wollte mich nur nach dem Befinden seiner Majestät erkundigen«, flüsterte er und trat näher. Still blieb er neben dem Bett stehen und schaute auf Robin herab.
»Robin hat Glück, Euch an seiner Seite zu haben«, sagte Jakob. Salentin wirkte verlegen, aber nur für einen Atemzug.
»Mir ist es eine Ehre, seiner Majestät in Allem zur Seite zu stehen. Ich sehe doch noch Hoffnung für unser Land, wenn seine Majestät anfängt, die Dinge hier zu regeln. Und Ihr und Eure Familie, Jakob, seid Freunde seiner Majestät, die man nicht hoch genug schätzen kann. Unser König ist noch jung. Bei Euch findet er elterlichen Halt. Habt Ihr die Absicht, noch länger hierzubleiben?«
»Das wissen wir noch nicht«, sagte Jakob.
Clara sah auf. »So lange Robin nicht ganz gesund ist, bleibe ich auf jeden Fall hier«, sagte sie.
»Ja, natürlich.« Jakob lächelte. »Erst muss er sich erholen. Ich kriege auch Nesa keinen Tag vorher hier weg. Außerdem ist sie ganz begeistert von Irina und ihren Heilkünsten. Sie will sich da noch Einiges aneignen.«
Robin bewegte sich und seufzte leise. Sofort legte ihm Clara die Hand auf den Arm.
»Robin, hörst du uns?«, fragte sie. Robin blinzelte.
»Wie geht’s dir, mein Junge?«, fragte Jakob.
Clara sah, dass Robin versuchte, die Lippen zu bewegen. Er flüsterte etwas.
»Sag uns das noch mal«, sagte Clara.
»Lebe noch ... oder?«, fragte Robin kaum hörbar. Clara lächelte ihn an.
»Ja«, sagte sie zärtlich. »Du lebst. Alles andere hatte ich dir sowieso verboten.«
»Gut«, flüsterte Robin und schloss die Augen wieder.
»Niedlich, oder?«, fragte Clara ihren Vater. »Ich bin so froh, dass er wieder gesund wird. Wir sollten ein riesiges Fest feiern! Das ist doch unglaublich.«
Wieder öffnete Robin die Augen. Es schien ihn große Mühe zu kosten.
»Wenn ... wieder einschlafe ... passiert dann was Schlimmes?«, flüsterte er.
»Seine Majestät ist noch benommen von dem Gift«, erklärte Alberic. »Es kann bei seiner Majestät noch Wahrnehmungsstörungen bewirken.«
»Euch kann nichts geschehen, Majestät. Ihr werdet gut bewacht«, sagte Salentin.
»Danke ... Salentin«, flüsterte Robin. »Ihr seid ein Freund.«
Salentin schaute wieder zu Boden und lächelte.
»Ihr seid noch etwas verwirrt, Majestät. Das wird sich legen, aber sorgt Euch nicht. Ihr könnt schlafen und niemand wird Euch etwas tun«, sagte er.
»Bin nicht verwirrt«, widersprach Robin. »Ich meine das so. Ihr alle ... seid meine Freunde.«
»Es ist gut, dass seine Majestät schon einzelne Personen erkennt«, sagte Alberic. Robin nickte leicht, als wäre er auch dieser Ansicht und schlief dann wieder ein.
»Seine Majestät braucht noch viel Ruhe. Es wird noch einige Tage dauern, bis das Gift ausreichend abgebaut ist. Bis dahin kann es noch zu Erschöpfungszuständen und kurzen Ohnmachtsanfällen kommen. Aber das ist kein Grund zur Besorgnis.« Alberic fühlte Robins Puls an seinem Handgelenk. »Seine Majestät schläft jetzt wieder. Ich denke, wir sollten uns zurückziehen, damit Ruhe herrscht. Es genügt, wenn eine Person still über seine Majestät wacht.«
»Ich will bei ihm bleiben«, meldete sich Clara.
»Das ist lieb von dir, aber ich glaube, Alberic hat dabei mehr an Irina gedacht«, sagte Jakob. »Sie wird gleich zurückkommen. Wir beide sollten nach deiner Mutter sehen und dann ist es bestimmt keine schlechte Idee, dass wir zusammen essen. Das waren aufregende Stunden. Wir sollten uns kurz Ruhe gönnen.«
Robin griff nach ihrem Körper, schloss seine Arme um ihren Leib, aber Clara rutschte einfach weiter nach unten, während sich der Strick um ihren Hals spannte. Verzweifelt schrie Robin nach Salentin, aber da kamen keine Worte aus ihm, nur ein leises Stöhnen. Unerreichbar stand Salentin dort, nur wenige Meter entfernt, und
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