Königsfreunde (German Edition)
doch so weit ... dann glitt Clara aus Robins Armen.
Hände lagen auf seinen Unterarmen und hielten ihn sanft fest. Eine Stimme sprach auf ihn ein, und langsam ahnte Robin, dass er geträumt hatte. Zumindest lag es im Bereich des Möglichen, dass nichts von all dem Schrecklichen passiert war. Er fühlte, dass er in seinem Bett lag, aber so ganz war die Angst vor dem Geschehenen noch nicht vertrieben.
»Majestät, Ihr habt nur schlecht geträumt. Es ist gut. Nichts ist geschehen.« Die Stimme der Frau war Robin unbekannt. Er blinzelte und sah ihr Gesicht, ohne dass ein Erkennen sich einstellte. Ihre Hände lagen noch auf seinen Armen und hielten ihn. Als sie bemerkte, dass Robin sie anblickte, zog sie ihre Hände zurück.
»Wer seid Ihr?«, fragte Robin. Der Traum löste sich nun von ihm und machte der Erleichterung Platz. Clara war bestimmt nichts geschehen. Er glaubte sich zu erinnern, dass er noch vor Stunden mit ihr gesprochen hatte.
»Ich bin Irina, Majestät. Und ich bin nicht adelig und gehöre nicht zum Hofe«, sagte sie. Ohne Zweifel wollte sie ihn damit hindern, sie weiter wie eine Hofdame anzusprechen. Robin respektierte dies und änderte seine Ansprache.
»Was tust du hier, Irina?«, fragte er.
»Man hat mich zu Eurer Majestät gerufen, als Eure Majestät vergiftet waren und der Leibarzt nicht gefunden wurde.«
»Oh«, sagte Robin. Er dachte nach und versuchte, sich an die Vergiftung zu erinnern. Seine Glieder fühlten sich schwer an und ihm war etwas schwindelig. »Wer hat mich vergiftet? Ludwig?«
»Ja, Majestät«, sagte Irina. »Ich bin sicher, Eure Freunde wollen Euch diese Geschichte im Ganzen erzählen.«
»Wo sind sie? Wo sind meine Eltern?«, fragte Robin. Irina schaute ihn verwirrt an. »Ich meine Nesa und Jakob«, half Robin ihr weiter. »Ich nenne sie meine Eltern, weil sie mich bei sich aufgenommen haben.«
Irina lächelte. »Es geht ihnen gut. Sie werden bald zu Euch zurückkommen und Euch besuchen. Aber Ihr braucht noch viel Ruhe, Majestät. Ihr seid noch nicht ganz bei Euch.«
»Doch, das bin ich«, widersprach Robin. »Ich weiß, dass das merkwürdig klingt, aber ich stelle mir vor, dass sie meine Eltern sind. Das kann ich tun, wenn ich will.« Er schloss müde die Augen und überlegte, ob er gerade ungereimtes Zeug redete. Tatsächlich ging es hinter seiner Stirn noch etwas drunter und drüber.
»Bist du Ärztin, Irina?«, fragte Robin und öffnete die Augen wieder. Sie nickte.
»Ja, Majestät. Mein Schwerpunkt sind Vergiftungen und Wundheilung. Mein Mann hat sich der Heilung von Knochenbrüchen und dem Richten von ausgerenkten Gliedmaßen verschrieben. Oh, verzeiht mir. Ich rede zu viel.«
Robin lächelte. »Wieso denn, ich habe doch gefragt. Ich bin durstig.«
Irina griff sofort nach einem Becher auf dem Nachttisch und flößte Robin etwas Wasser ein.
»Danke«, sagte Robin. »Mir ist etwas schwindelig. Hast du auch Kinder, Irina?«
Erstaunt sah er, wie sich Irinas Mine verfinsterte.
»Ja«, flüsterte sie. »Zwei, Majestät.«
»Und wie alt sind sie?«
»Meine Tochter ist acht und mein Sohn Caspar ... ist in diesem Frühjahr siebzehn geworden.« Irina schlug die Hände vor ihr Gesicht. Bestürzt sah Robin, wie sie die Fassung verlor und schluchzte.
»Vergebt mir, Majestät. Es ist gleich vorbei.« Irina betupfte sich die Augen und rang um Haltung. Sie atmete schwer.
»Was ist mit deinem Sohn? Bitte sag es mir.« Robin streckte die Hand nach ihr aus und berührte ihren Arm. Irina zuckte zurück und sah dabei sofort wieder schuldbewusst aus.
»Ich werde Eure Majestät nicht damit belasten. Es kommt nicht wieder vor«, sagte Irina und straffte ihre Gesichtszüge.
»Ich will es wissen. Sag es mir«, wiederholte Robin. Irina schwieg erst, aber sie wagte es anscheinend nicht, ihrem König eine Antwort zu verweigern.
»Er sitzt im Kerker, Majestät. Man behauptet, er habe gestohlen«, sagte sie steif.
»Was hat er gestohlen und wie lange ist er schon dort?«, fragte Robin.
»Angeblich hat er Gemüse gestohlen. Er ist jetzt acht Monate dort unten.« Ihre Unterlippe zitterte, sie konnte es wohl nicht verhindern. Betroffen schaute Robin sie an. Dieses Urteil musste gefällt worden sein, als seine Eltern noch gelebt hatten.
»Hast du ihn seitdem gesehen?«, fragte Robin.
»Nein, Majestät. Ich habe aber in Erfahrung bringen können, dass er noch lebt. Ich fürchte, nach dem ... Tod des Königspaares wurde er dort unten vergessen.« Irina schaute Robin bittend an.
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