Königsfreunde (German Edition)
Robin mit anderen Mitgliedern der Verschwörung, deren Namen er alle von Marquard erfuhr. Sie zu töten, das kam für Robin nicht in Frage. Auch sie waren von der Macht geblendet worden und auch wenn er ihnen nicht ganz verzieh, so wollte er allen eine zweite Gelegenheit einräumen, an einem anderen Ort ihr Leben weiterzuleben, wo sie keinen Schaden anrichten konnten.
Einzig Ludwig blieb ein Problem. Robin konnte nicht riskieren, ihn fortzubringen, denn er würde sicher zurückkehren, während alle anderen einfach froh waren, nach ihren Verfehlungen mit dem Leben davongekommen zu sein. Marquard hatte Robin dazu geraten, seinem Halbbruder ein Schlafmittel ins Essen geben zu lassen, damit man ihm das vermeintliche Gift abnehmen konnte. Dies geschah auch und Ludwig fluchte den ganzen Kerker zusammen, als er wieder zu sich kam und feststellte, dass das Glasröhrchen verschwunden war.
Robin blieb erst einmal nichts anderes übrig, als Ludwig in Haft zu lassen. Dafür räumte er in den anderen Zellen gründlich auf. Die Gründe für die Inhaftierungen wurden geprüft und die Strafen neu festgelegt. Viele Gefangene entließ Robin in die Freiheit, da ihre Vergehen nicht der Rede wert waren und manchen davon zahlte er eine Entschädigung.
Er setzte sich mit Bela und den anderen Männern des Tals an einen Tisch und nach nur einer Stunde unterzeichnete Robin das Abkommen, das er mit ihnen ausgehandelt hatte. Zum ersten Mal setzte er selbst das königliche Siegel auf einen Vertrag. Und obwohl alle die Urkunde feierten und Freude im Raum herrschte, fühlte Robin eine schleichende Wehmut, die ihm das Herz schwermachte. Er ließ sich vor den anderen nichts anmerken. Man hatte ihm beigebracht, seine Gefühle zu verschleiern, wenn es nötig war. Aber Bela schien es trotzdem zu spüren, denn während des anschließenden Festmahls ließ er Robin nur selten aus den Augen. Auch Nesa fiel seine Stimmung auf, aber Robin behielt seine Sorge für sich. Er konnte es nicht mit ihnen teilen. Gerade mit ihnen nicht.
Am Abend, nachdem Clara sich wieder einmal durch den Geheimgang zu ihm ins Bett geschlichen hatte (das taten sie, um die Gerüchte nicht mehr anzuheizen als nötig, und es gab derer viele!), kuschelte er sich dicht an sie. Robin brauchte Trost, den ihm keiner geben konnte und er wusste es. Clara streichelte ihn wie immer und sprach freundlich mit ihm, aber Robin konnte sie nicht an seinen Gefühlen teilhaben lassen.
Er hatte seit seiner Rückkehr aus dem Tal begriffen, was es hieß, der König zu sein. Die Entscheidungen lagen bei ihm, das hatte er vorher gewusst. Aber wie sich das anfühlte, dass jede Sache, um die er sich nicht kümmerte, liegenblieb und Konsequenzen nach sich zog, das konnte nur ermessen, wer selbst an dieser Stelle stand. In seinem Land gab es unglaublich viel zu tun. Da waren Menschen, denen er helfen musste, Gesetze, die er erlassen und durchsetzen musste. Verhandlungen, die er führen musste.
Und das alles bedeutete, dass Nesa und Jakob ohne ihn ins Kamm-Tal auf ihren Hof zurückkehren würden. Und Clara würde mit ihnen gehen. Natürlich blieb ihm noch Johann, aber Robin vermisste seine Familie jetzt schon so schmerzlich, dass es kaum zu ertragen war. Er schmiegte sich an Clara, fühlte ihre tröstliche Präsenz und wartete, bis sie fest schlief. Dann gestattete er sich ein paar Tränen in der Dunkelheit. Ein König durfte nicht weinen. Zumindest nicht, wenn jemand ihn dabei beobachtete.
Sicher mussten Jakob und Nesa schon bald abreisen. Und er durfte nichts tun, was sie davon abhielt, in ihr gewähltes Leben zurückzukehren. Sie waren glücklich auf ihrem Hof, mit den Tieren, dem Holzschuppen und all dem, was sie so taten. Geldsorgen hatten sie auch nicht mehr, denn das würde Robin nie mehr zulassen, dass ihnen etwas fehlte. Abgesehen von ihrem Sohn, als der Robin sich wirklich gefühlt hatte. Wie sehr würden sie ihn vermissen? Würden sie sich wünschen, dass er zurückkäme oder würden sie ihn nach einer Weile vergessen? Konnte Robin sie vergessen? Nein.
Clara atmete tief neben ihm und Robin legte die Hand auf ihren Arm. Er war verliebt. Zum ersten Mal richtig verliebt. Und er hatte keine Ahnung gehabt, welchen Schmerz das mit sich brachte. Die Trennung von Clara bereitete ihm eine besondere Qual, anders als die von Jakob und Nesa, aber genauso unerträglich. Fast schlimmer.
Ich muss hierbleiben. Es ist meine Pflicht.
Mit diesem trüben Gedanken lag Robin in der Dunkelheit, während der Mond
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