Königsfreunde (German Edition)
genannt?«, fragte Robin.
»Ich glaube nicht«, sagte Marquard. Er legte Robin die Hand auf die Schulter. »Ich bin sehr stolz auf dich. Wie du das Abkommen ausgehandelt hast, das war tadellos.«
»Du hast mir viel beigebracht«, sagte Robin und schlug die Augen nieder. Das Lob tat ihm gut. Er atmete tief durch.
»Lass uns für heute aufhören«, schlug Marquard vor. »Du solltest Zeit mit Clara verbringen. Ich hörte Bela sagen, dass sie morgen abreisen werden.«
Robins Kopf flog hoch. »Morgen schon?«
Marquard nickte. »Ja, morgen schon.«
Den Rest des Tages verbrachte Robin in trüber Stimmung. Er war sofort zu Nesa gelaufen, die ihm bestätigt hatte, dass sie abreisen würden.
Danach zog Robin sich in sein Zimmer zurück und nahm all seine Selbstbeherrschung zusammen. Jetzt musste er zeigen, dass er seines Amtes würdig war. Er musste unabhängig von seinen Gefühlen die Stellung halten und durfte keiner Sentimentalität nachgeben. Aber am liebsten hätte er laut geschrien und geweint bei dem Gedanken, hier bald wieder allein zu sein. Er hatte sein Leben lang auf Zärtlichkeiten verzichtet. Bei Nesa, Jakob und Clara fand er das, wonach er sich am meisten sehnte, was er am nötigsten brauchte. Und jetzt, nachdem er von der Liebe gekostet hatte, nahm man sie ihm wieder. Nesa würde ihn nicht mehr in die Arme schließen, Clara würde ihn nicht mehr küssen, Jakob spaltete sein Holz ab jetzt wieder selbst.
Robin ballte die Fäuste. Das Leben kam ihm furchtbar ungerecht vor. In diesem Moment wünschte er sich, ein einfacher Bauernjunge zu sein. Dann konnte er sich in Clara verlieben und sie vielleicht heiraten. Später würde er für seine Familie Holz spalten, Waren herstellen und für sie da sein. Und nichts, nichts davon durfte er tun. Und das, obwohl er der König war, der ja angeblich alles tun konnte!
Robin sank auf sein Bett und die Tränen kamen wieder. Er vergrub das Gesicht in den Kissen. Wie sollte er nur diese Nacht überstehen? Mit verweinten Augen wollte er nicht mal Clara gegenübertreten, geschweige denn durch die Gänge laufen und von den Dienern gesehen werden.
Als ihn plötzlich Hände berührten, zuckte er zusammen. Nesa saß neben ihm auf dem Bett. Er hatte vor sich hin geweint und sie nicht hereinkommen hören. Ohne etwas zu sagen, strich sie ihm über den Kopf, streichelte sein Gesicht und seine Hände. Robin ließ es zu, blieb still liegen und versuchte, sich zu beruhigen. Bei Nesa durfte er weinen. Und sie würde es niemandem erzählen. Bei wem weinte er, wenn sie fort ging?
»Willst du mit mir darüber reden?«, fragte Nesa.
»Nein«, flüsterte Robin. »Ich schaffe das auch so.«
»Bist du sicher?«
»Ja. Das ist meine Pflicht.«
»Komm mal her.« Nesa zog ihn hoch in ihre Arme. Sie drückte ihn an sich wie ein kleines Kind und Robin ließ sich von ihr halten.
»Ich werde euch schrecklich vermissen«, sagte er.
»Wir werden dich auch vermissen. Aber wir sehen uns wieder.«
»Wann denn?«, fragte Robin verzweifelt.
»Wir besuchen dich. Bald.«
»Ich liebe dich«, schluchzte Robin. »Euch alle.«
»Wir lieben dich auch. Und wir sind nicht für immer getrennt. Aber du wusstest, dass es so enden würde, wenn du ins Schloss und in dein Amt zurückkehrst. Das hatten wir besprochen.«
»Ich weiß. Aber es ist schlimmer, als ich dachte.«
Nesa hielt ihn einfach fest und Robin fühlte sich doch etwas getröstet.
»Willst du vielleicht mit uns zu Abend essen? Nur wir vier, so wie auf dem Hof?«, fragte Nesa.
»Ja, das wäre schön«, sagte Robin.
Sie aßen zusammen in Robins Privatgemach, aber es kam keine gute Stimmung auf. Der Abschiedsschmerz wollte nicht von Robin ablassen.
In der Nacht schlief er kaum, lag dicht neben Clara und versuchte, seine Gefühle zu ordnen. Erst in den Morgenstunden fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem Clara ihn unsanft weckte, als es Zeit war, aufzubrechen.
Auf dem Schlosshof hatten sie sich alle versammelt. Die Pferde standen gesattelt und beladen in einer Gruppe beieinander. Belas Männer hatten sich zum großen Teil schon auf ihre Pferde geschwungen. Robin umarmte Jakob und wünschte ihm eine gute Reise. Er wollte stark sein und ihnen mit seinem Trennungsschmerz nicht den Abschied erschweren.
»Ich habe noch etwas für dich«, sagte Robin. Er winkte einem Diener und ließ sich von ihm einen versiegelten Brief überreichen. »Das ist die Aufhebung der Anklage gegen dich wegen der Befehlsverweigerung. Es wäre dir
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