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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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Ställen. Es gab mehrere Kutschgespanne, die prächtig anzusehen waren, aber tatsächlich nur zwei Reitpferde für das Königspaar. Robins Eltern ritten einmal im Jahr mehr schlecht als recht zur Herbstjagd aus, ansonsten standen die Pferde brach und wurden nur von Bereitern bewegt.
    Marquard ließ Robin manchmal auf einer kaum genutzten Wiese in der Nähe des Schlossparks ein älteres Pferd reiten, das ruhig mit ihm seine Runden drehte. Robin hatte den Eindruck, dass Marquard Bedenken hatte, seine Stellung oder noch mehr zu verlieren, wenn er den Prinzen vom Pferd stürzen ließ. Deshalb waren auch diese schönen Momente eher selten. Trotzdem hatte Marquard immer ein gewisses fürsorgliches Interesse gezeigt und die Wandlung zum gedungenen Mörder konnte Robin einfach nicht begreifen.
    »Ich soll dich zum Essen rufen.«
    Robins Kopf flog hoch und er sah Jakob vor sich stehen.
    »Es ist gleich fertig. Und du hier auch, wie ich sehe.« Jakob betrachtete den Berg mit Spaltholz. »Du hast mir viel Arbeit erspart. Komm, ich zeige dir noch etwas vor dem Essen.«
    Robin stellte die Axt beiseite und folgte Jakob, der zu dem größeren Schuppen ging, vor dem das Holz lagerte. Er öffnete die kleine Holztür und ließ Robin eintreten.
    »Was ist das hier?«, fragte Robin und sah sich um. Der Boden war mit Holzspänen bedeckt und es gab massive Arbeitstische mit allerlei Gerät, das er noch nie gesehen hatte.
    »Das ist meine Holzwerkstatt. Schau dich nur um«, sagte Jakob. Er ging zu dem großen Tisch in der Mitte des Raumes und nahm etwas in die Hand. »Holz ist etwas Wunderbares. Es ist das Beste, was es an Material gibt. Mit Holz kannst du alles machen. Hier, fühl mal.«
    Jakob hielt ihm ein glattes Rundholz entgegen und Robin nahm es und strich mit den Fingern darüber.
    »Es ist glatt wie Seide, kann aber auch poliert werden wie Metall. Es wächst für uns und kein Holz ist wie das andere. Es bleibt immer ein Stück lebendig. Man muss das Holz verstehen, um es richtig zu bearbeiten. Dann gibt es nichts Besseres.« Jakob fuhr mit der Hand über den Tisch. »Alles, was du hier siehst, habe ich selbst gebaut. Wenn du möchtest, bringe ich dir bei, wie man mit dem Werkzeug umgeht.«
    Robin betrachtete das Holzstück in seinen Händen. Es fühlte sich wirklich gut an. Nie hatte er sich Gedanken darum gemacht, wie die Möbel in seinem Zuhause entstanden waren, wer sie hergestellt hatte. Es gab so vieles, das ihm niemand erzählt oder gezeigt hatte. Er war der König und hatte keine Ahnung, was sein Volk arbeitete und welche Produkte es herstellte. Wenn er wieder an der Macht war, musste er das ändern.
    »Ja, zeig es mir«, sagte Robin.
    »Gut. Aber morgen. Jetzt gibt es Essen und für heute hast du genug getan. Komm.«
    Robin wollte Jakob schon folgen, als er etwas bemerkte, das an der Wand hing.
    »Wofür hast du das?«, fragte Robin.
    »Das Holzschwert? Das nutze ich zum Üben.«
    »Du kannst kämpfen?« Robin streckte den Arm nach dem Schwert aus und strich mit der Hand darüber.
    »Ich war früher Soldat«, sagte Jakob. Robin blickte ihn erstaunt an.
    »Und warum bist du dann hier?«
    »Ich musste fliehen. Man hatte mich inhaftiert wegen Befehlsverweigerung. Bela hat mich vor dem Galgen gerettet. Zusammen mit Johann. Sie brachten mich hierher. Und ich blieb. Dort draußen bin ich ein vogelfreier Mann. Ich kann nur hier leben.«
    Robin wusste nicht, was er sagen sollte.
    »Nesa wartet mit dem Essen«, half ihm Jakob aus der Verlegenheit. »Wenn du willst, können wir morgen mit den Holzschwertern üben.«
    Jakob legte den Arm um seine Schultern, um ihn hinauszuführen und diesmal stieß Robin ihn nicht weg.
     
    Robin betrat die Stube, in der das Essen wartete und das Wasser lief ihm im Mund zusammen. Es roch nach Butter und Kräutern. Der Tisch war bereits gedeckt und er setzte sich auf seinen Platz. Kurz wunderte er sich, mit welcher Selbstverständlichkeit er diesen Sitzplatz schon als den seinen wahrnahm. Nesa servierte einen köstlichen Eintopf und Robin aß mit Appetit. Er war hungrig. Und diese Art von Hunger war ebenfalls neu für ihn. Im Schloss aß er zu den Mahlzeiten oder aus Langeweile, aber richtigen, nagenden Hunger kannte er nicht. Es war etwas völlig Neues und er fand, dass das Essen so viel besser schmeckte. Er hatte sich nach dieser Mahlzeit gesehnt, sie herbeigewünscht, sein Körper brauchte Nahrung, und jetzt, wo er sie bekam, breitete sich ein zufriedenes, schweres Gefühl in ihm aus. Er würde

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