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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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nach dem Essen gehen, um sich zu waschen und danach sofort seine Schlafstätte aufsuchen und sich niederlegen. Sein Körper forderte Schlaf, er war rechtschaffen müde von der Arbeit.
    Als Robin aus dem Waschraum zurückkam, war Nesa noch damit beschäftigt, die Küche gänzlich aufzuräumen. Robin ging zu seinem Strohlager und sank auf das Laken. Das Stroh knisterte unter ihm und er brachte seinen Körper in eine bequeme Lage. Robin zog die Decke über seinen Körper und die Müdigkeit kam mit Macht über seine Sinne. Nesa hantierte noch kurz an ihrem Arbeitstisch, dann kam sie zu ihm hinüber und kniete sich neben sein Bett. Erschöpft richtete Robin sich noch mal auf, um ihr besser ins Gesicht schauen zu können.
    »Schlaf gut, Robin«, flüsterte sie. »Möchtest du einen Gute-Nacht-Kuss oder bist du zu müde?«
    Robin überlegte. Im Grunde wollte er es, aber es war schwer, das zu sagen. Er sah zu Clara hinüber, die sich zusammengerollte hatte, mit dem Gesicht zur Wand.
    »Ich möchte einen«, flüsterte Robin zurück. Nesa küsste ihn auf die Stirn und strich ihm mit der Hand über den Kopf.
    ... du musst nachgeben, wenn du glücklich sein willst ...
    Ja, er hatte etwas nachgegeben. Und in diesem Moment war er glücklich. Und auch dankbar dafür, dass Nesa sein Nachgeben nicht mit hämischen Worten oder Ermahnungen bedachte. Es war ganz selbstverständlich, als wäre es nie anders gewesen.
    »Was tun wir denn morgen?«, fragte Robin leise.
    »Was meinst du?«
    »Wegen unserer Vereinbarung.« Robin wusste nicht, wie er es ansprechen sollte. Er war es nicht gewöhnt, um etwas zu bitten. Aber er ahnte, dass er etwas zerstören würde, wenn er in diesem Moment einen Befehl aussprach.
    »Du willst morgen noch mal mein Sohn sein?«, fragte Nesa. Es klang freundlich, nicht lauernd oder abschätzig. Robin nickte kaum sichtbar. Es war schwer, das zuzugeben, aber er wünschte es sich. Und hier und jetzt, da sie niemand belauschte, schien ihm das Nachgeben am leichtesten. Nesa lächelte im Halbdunkel. Dann beugte sie sich zu ihm hinüber und schloss ihn in ihre Arme.
    »Das wäre wunderbar«, flüsterte sie ihm zu. Robin ließ sich von ihr umarmen. Sein Kopf ruhte an ihrer Schulter. »Ich bin froh, dass du hier bist.«
    Ihre Worte taten ihm auf eine seltsame Art gut. Sie war eine völlig fremde Frau, eine Bäuerin, die er normalerweise niemals beachtet hätte. Und er ließ sich von ihr umarmen und er bat sie um ihre Aufmerksamkeit. So etwas hätte er noch vor wenigen Tagen für unmöglich gehalten.
    Nesa strich ihm über den Rücken und ließ ihre Hände eine Weile auf ihm ruhen.
    »Und jetzt schlaf.« Sie küsste ihn noch mal und deckte ihn dann zu, nachdem er sich niedergelegt hatte. Dann erhob sie sich und löschte die letzte Kerze im Hinausgehen. Robin lag im Halbdunkel und lauschte den friedlichen Geräuschen, die von draußen hereindrangen. Pferdeschnauben, das Zirpen von Grillen im Frühsommer, leises Blätterrauschen. Die Augen fielen ihm zu, sein Körper ruhte schwer auf dem Stroh. Er fühlte sich wohl. Nesas Kuss spürte er noch auf seiner Haut. Seine richtige Mutter hatte abends nie nach ihm gesehen, daran hätte er sich erinnert. Obwohl es etwas war, das er nicht kannte, gefiel es ihm, dass sich jemand um ihn kümmerte. Sein Leben lang umgaben ihn Menschen, die sich um ihn sorgten, aber diese Sorge galt im Grunde ihnen selbst. Sie hatten nicht Angst um ihn, sondern davor, was mit ihnen geschah, wenn sie im Zusammenhang mit seiner Person einen Fehler machten. Ja, das war es. Und nichts weiter. Robin dachte daran, was sie jetzt im Schloss dachten und redeten. Marquard hatte ihnen gewiss erzählt, dass der König tot sei. Oder er sagte nichts, um sich nicht in Verdacht zu bringen und sie schlussfolgerten das von allein. Ob jemand dort um ihn weinte? Wohl nicht. Eher ging die Angst um, für sein Verschwinden verantwortlich gemacht zu werden. Sie dachten alle nur an sich, an ihre eigene Haut. Sogar Marquard, dem er sein Leben anvertraut hätte. Johann Marquard rettete Jakob und verriet seinen König. Robin versuchte, nicht mehr daran zu denken. Er war zu müde und die Bilder zu schmerzhaft. Er konzentrierte sich auf den nächsten Tag, was er alles tun würde. Das fühlte sich deutlich besser an und sein Bewusstsein driftete ab in einen tiefen Erschöpfungsschlaf.
     

 
     
    Clara erwachte und schlug die Decke zurück. Sie streckte sich und schwang die Beine von ihrem Lager. Robin schlief noch. Der Junge war

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