Königsfreunde (German Edition)
drehte sie sich um und ging das Hühnerfutter holen. Zu viel Aufmerksamkeit wollte sie Adela jetzt noch nicht geben, bevor sie sich nicht bewährt hatte. Der Gesinnungsumschwung machte Clara mehr als misstrauisch.
Um die Mittagszeit sah sie Adela wieder. In der Tat kam sie mit einem Wägelchen voller Wolle den Weg entlang. Clara hatte sich halbwegs auf heutiges Wollewaschen eingestellt. Einmal, weil Adela vorbeikommen wollte und dann auch, weil sie Robin so gut aus dem Weg gehen konnte. Der war seit den Morgenstunden mit ihrem Vater und dem Holz beschäftigt. Ihr Vater schien ganz begeistert davon zu sein, dem Königssohn seine Werkstatt und sein Handwerk näherzubringen. Clara hoffte insgeheim, dass Robin sich dabei recht ungeschickt anstellen würde. Der Gedanke, dass er nicht nur alles hatte, sondern auch alles konnte, war ihr unerträglich. Trotz seines Prinzendaseins hatte er mitgearbeitet, viele Sachen verkauft und durfte dabei auch noch hochnäsig und frech sein. Je mehr sie darüber nachdachte, umso stärker wurde das Gefühl der Eifersucht. Nesa fand, dass man Robin bedauern musste. Clara sah das anders. Der Junge hatte alles, war alles, was man sein konnte auf dieser Welt. Es gab keinen einzigen Grund, ihm noch weitere Sonderrechte einzuräumen.
Kurze Zeit später kniete sie mit Adela am Wasser und sie wuschen Wolle und plauderten. Clara musste zugeben, dass es ihr recht gut gefiel, mit jemandem zu reden. Andere Mädchen machten sich eher selten die Mühe, bis zu ihr auf den Hof zu kommen, und Adela zeigte sich netter und umgänglicher, als sie erwartet hatte. Die Schafe von Adelas Familie schienen Disteln und Klettpflanzen zu lieben, denn die Schurwolle war voll davon, und Clara versprach, Adela eine Kämmtechnik zu zeigen, mit der man die garstigen Dinger ausbürsten konnte.
»Warum bist du überhaupt mit Kristina befreundet, wenn du sie nicht magst?«, fragte Clara. Sie nahm einen Bausch Wolle und breitete das triefende Etwas auf einem Stein aus.
»Man kann sich ihr schwer entziehen. Das ist wirklich nicht so einfach«, sagte Adela. »Aber ich hatte schon lange keine Lust mehr auf die Lästereien und das alles.«
»Aha.« Clara sah aus dem Augenwinkel, wie Robin sich dem Bachlauf näherte. Er kniete sich ans Ufer und tauchte seine Hände ins Wasser. Adela hatte ihn auch bemerkt und hielt in ihrer Arbeit inne.
»Und der wohnt jetzt richtig bei euch?«, flüsterte Adela.
»Ja. Leider.« Clara tat so, als würde sie konzentriert ihre Arbeit in Augenschein nehmen. Sie hatte keine Lust den Anschein zu erwecken, dass Robin für sie und Adela ein interessantes Gesprächsthema sein könnte, was er sich zweifellos beim geringsten Anlass einbilden würde.
»Und wie ist er so?«, fragte Adela.
»Er nervt«, sagte Clara.
»Findest du, dass er gut aussieht?«
»Was soll ich da finden. Ist halt ein Junge wie jeder andere«, sagte Clara, und es klang etwas böse, denn sie ärgerte der Gedanke, dass er eben kein Junge wie jeder andere war. Und dass er das wusste. Robin wusch sich den Staub vom Gesicht und warf einen Blick zu den beiden Mädchen hinüber.
»Und wo habt ihr ihn her?«, fragte Adela weiter.
»Mein Vater hat ihn irgendwo aufgelesen. Am besten fragst du ihn selbst«, sagte Clara. Sie bekam schlechte Laune, wenn Robin der Mittelpunkt des Interesses war. Wie schaffte er es nur, dass sich ständig alle nur für ihn interessierten? Sie beschloss, das Thema zu wechseln.
»Hat Kristina sich geärgert, dass ich die Halskette gekauft habe?«, fragte Clara.
Adela lachte. »Oh ja, sie war der Meinung, du hättest nicht genug Geld dafür. Es hat sie sehr aufgeregt, als du tatsächlich etwas gekauft hast.«
Clara grinste zufrieden. Da war das Geld allemal wert gewesen. Dass sie Robin den geliehenen Teil würde zurückzahlen müssen, wollte sie hier nicht erwähnen.
»Die Kette ist wirklich schön«, sagte Adela.
»Ja, finde ich auch.« Clara berührte kurz den kleinen Anhänger an ihrem Hals. »So was wollte ich schon lange haben.«
»Kristina war sehr neidisch auf dich«, erzählte Adela weiter. »Ich wette, sie wird sich auch eine neue Kette kaufen, um dir eins auszuwischen! Kristina glaubt nämlich, dass sie eines Tages eine ganz reiche Dame sein wird und viel Geld hat. Da muss sie vorher schon mal üben.«
»Aber sicher«, sagte Clara. Das Lästern tat ihr gut. Es lenkte von Robin ab und sie konnte die Demütigungen der Vergangenheit durch Kristina besser verarbeiten.
»Wahrscheinlich bildet
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