Königsfreunde (German Edition)
schön, wenn wir den Rest des Tages ohne größeres Aufsehen hinter uns bringen.«
»Warum gehst du nicht mit Robin los und kaufst ihm Hose und Hemd? Ich bleibe mit Clara hier«, sagte Nesa.
Clara wollte etwas sagen, schwieg aber dann. Ihre Eltern waren schon aufgebracht genug. Sie schaute ihrem Vater und Robin nach, die über den Platz davongingen und rief sich zum Trost Kristinas Gesicht in Erinnerung. Die Fassungslosigkeit, die Blamage der Zurückweisung. Clara seufzte. Dafür hatte es sich gelohnt, das Geld auszugeben. Ob Kristina für Robin schwärmte? Unwahrscheinlich, sie hatte ihn gerade mal ein paar Minuten lang gesehen. Und Kristina versuchte stets, die Jungen auf sich aufmerksam zu machen. Clara dachte darüber nach, ob Robin ein gutaussehender Junge war. Normalerweise achtete sie nicht darauf, denn Jungs gingen ihr auf die Nerven. Sie kannte keinen Jungen, der es wert war, sich näher mit ihm zu befassen. Kristinas Verhalten und ihre neckische Art den Jungen gegenüber waren für Clara unverständlich, aber vielleicht gefiel Robin ihr tatsächlich, denn sie hatte sich zweimal hintereinander an ihn herangemacht. Clara ordnete die Deckchen und grübelte. Es konnte auch damit zusammenhängen, dass er neu in der Gemeinschaft und deshalb was Besonderes war ... ja, das konnte sein.
»Alles wieder gut, mein Kind?«, fragte Nesa, und Clara sah zu ihr auf.
»Ja ... sicher«, sagte sie. »Tut mir leid, dass ich das ganze Geld ausgegeben habe und mich so benommen habe. Aber Kristina provoziert mich, wo sie nur kann! Und du hättest mal sehen sollen, wie schamlos sie mit Robin geredet hat!«
Clara wusste ganz genau, dass sie damit ihre Mutter auf ihre Seite bekam.
»Wundert dich das? Kristina ist neidisch auf dich. Und Robin gehört zu uns, er ist neu bei uns. Sie will ihn dir wegnehmen«, sagte Nesa.
»Mir wegnehmen?«, fragte Clara verblüfft.
»Ja, was sonst?«
»Worauf sollte sie neidisch sein? Sie hat doch alles!«
»Nein, sie hat eigentlich wenig. Genau wie Robin. Er hat ein Königreich, aber siehst du nicht, wie einsam er ist? Sein Verhalten, das dich ärgert, das zeigt er nur, weil er nichts anderes hat. Er hat weder Freunde, noch Eltern, die sich um ihn kümmern. Er ist allein und weiß nicht, wem er trauen kann. Ist das nicht schlimm?«
»Doch«, sagte Clara zögernd. »Schon. Aber ich mag ihn trotzdem nicht.«
»Na, wenn das so ist, dann macht es doch nichts, wenn Kristina sich mit ihm anfreundet«, sagte Nesa. Clara studierte das Gesicht ihrer Mutter und entdeckte ein verräterisches Lächeln in ihrem Mundwinkel.
»Warum lachst du?«, fragte Clara. »Es ist mir gleich, ob Kristina ihn anschmachtet!«
»Gut«, sagte Nesa, immer noch lächelnd. »Das wundert mich auch nicht. Robin ist ein sehr hübscher Junge.«
»Ist er nicht! So ein Unsinn.« Clara setzte sich und tat so, als ob sie sich an einer Kiste zu schaffen machte. Ihre Mutter neckte sie und würde nicht damit aufhören. Und sie hatte recht. Es war egal, ob Kristina sich an Robin heranmachte. Sollte sie doch! Er würde sie sowieso abweisen mit seiner arroganten Art. Da war Clara sich recht sicher.
Die Verkäufe des Tages konnten sich sehen lassen. Sie hatten nahezu das Doppelte eingenommen wie an vergleichbaren Tagen und Robin kassierte einiges Lob dafür. Nesa küsste ihn auf die Wange, die sich leicht rot färbte, und dann saß Robin recht still neben ihr und seufzte ab und an leise. Er schien müde, aber auch sehr zufrieden zu sein. Jakob lenkte den Wagen und Nesa beobachtete unauffällig ihre Tochter, die sich so weit von Robin entfernt auf die Ladefläche gekauert hatte, wie es eben möglich war. Das Ereignis von heute hing ihr noch nach, aber Nesa machte sich keine Sorgen deswegen. Clara würde daraus lernen und es beim nächsten Mal besser machen. Robin seufzte wieder und Jakob drehte sich kurz um und warf Nesa einen verschwörerischen Blick zu. Der heutige Tag hatte Robin gutgetan. Etwas löste sich in ihm. Sie mussten nur genug Geduld haben. Nesa legte Robin den Arm um die Schultern. Sie rechnete damit, dass er eine abwehrende Geste machen würde, aber das tat er nicht. Er ließ es geschehen und als Nesa fragte, ob er hungrig sei, nickte er gedankenverloren.
»Ich koche etwas, sobald wir daheim sind«, sagte Nesa.
»Ich werde noch etwas Holz spalten«, sagte Robin.
»Das brauchst du nicht, du bist doch müde.«
»Ich will das noch erledigen.«
»Gut, wie du möchtest.« Nesa drückte ihn kurz an sich, dann
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