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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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pflücken. Und diese Kerle könnten noch in der Gegend sein.«
    »Kann ich machen«, flüsterte Robin zurück. Danach schwiegen sie, jeder mit seinen eigenen Gedanken.
     

 
     
    Clara kicherte und steckte sich eine leuchtend rote Beere in den Mund.
    »Das wird nichts«, sagte sie kauend und langte mit der Hand nach oben, wo eine ganze Traube von Beeren hing. »Oder hast du schon welche geerntet? Also wirklich geerntet?«
    »Nicht ohne sie sofort zu essen«, antwortete Robin. Er grinste und hob einen der Zweige an.
    »Wir können uns hier einfach satt essen und dann nach Hause gehen«, sagte Clara. »Wir kommen ohne Beeren, aber sie müssen nicht für uns kochen. Ob sich das wohl aufwiegt?«
    »Schwer zu sagen. Schließlich haben wir nicht versprochen, eine bestimmte Menge mitzubringen«, sagte Robin kauend.
    »Sehr richtig«, bestätigte Clara und warf einen Blick auf ihre magere Beute. Sie wählte die schönste Beere aus ihrem Sammeleimer und warf sie hoch. Sie fing sie mit offenem Mund auf und kaute. Robin tat es ihr nach. Es gelang ihm beim ersten Versuch und zum ersten Mal ärgerte sich Clara nicht darüber, dass er geschickt war. Im Gegenteil. Clara wunderte sich etwas über sich selbst. Seit ihrem gestrigen Erlebnis dachte sie anders über ihn. Es hatte sich etwas zwischen ihnen geändert. Was es war, konnte sie nicht genau sagen, aber es fühlte gut an. Sie schielte zu Robin, der in seiner schlichten Kleidung ganz normal aussah. Clara kniff die Augen zusammen und versuchte, ihn sich mit einer Krone auf dem Kopf vorzustellen, auf einem Thron sitzend. Irgendwie gelang ihr das nicht. Sie dachte an sein Hemd aus feinstem Stoff, an die Stickerei, an den Abend, als sie ihn das erste Mal gesehen hatte. Seine Kleidung war so staubig gewesen, dass sie die edlen Stoffe nicht wahrgenommen hatte.
    »Ich kann mir dich einfach nicht vorstellen – in so einer Königsrobe. Echt nicht«, sagte Clara unvermittelt und rechnete im ersten Moment mit einem spöttischen Kommentar. Aber Robin blinzelte ihr nur zu und griff dann nach dem nächsten Ast mit Beeren. Er pflückte einige ab und ließ sie in seinen Eimer fallen.
    »Warum kannst du das nicht?«, fragte er und es klang nicht herablassend.
    »Weil ich mir das alles nicht vorstellen kann. Dein Schloss meine ich. Und die ganzen Leute. Sind die da alle nur deinetwegen?«
    »Natürlich. Was sollten sie sonst dort tun? Ich bin der Regent und sie arbeiten mir zu. Sollten sie zumindest.« Robin drehte eine Beere zwischen den Fingern und warf sie dann ins Gebüsch. »Die war schlecht.«
    »Ich würde mir das gern mal ansehen. Es ist bestimmt riesig groß!«
    »Ist es auch.«
    »Wie groß?«
    »Das Schloss ist größer als euer Dorf, schätze ich mal, wenn man den Rosengarten mitrechnet.«
    »Als das ganze Dorf? Jetzt hör aber auf!«, rief Clara. Jetzt fing er schon wieder mit der Aufschneiderei an!
    »Ja. Was hast du denn gedacht?«, fragte Robin. Er wirkte so gelassen, dass Clara zweifelte, ob das Schloss nicht doch so gewaltig war wie behauptet. Sie konnte sich das einfach nicht vorstellen, aber Robin wirkte sehr selbstverständlich. Langsam verstand Clara, welch eine große Umstellung es für Robin gewesen sein musste, sich plötzlich in solch einer anderen Umgebung wiederzufinden. Sie stellte sich vor, sie würde aus einem Schlaf erwachen und auf einmal woanders sein, getrennt von allem, was sie kannte ...
    Robin war in die Hocke gegangen und erntete die Beeren an den unteren Ästen ab. Clara konnte seinen Nacken sehen. Seine Haut war glatt und leicht gebräunt von der Arbeit im Freien. Nicht mehr so bleich wie am ersten Tag. Clara musste zugeben, dass Robin seine Lage nicht schlecht gemeistert hatte. Es war ihr nur so schwergefallen, das einzugestehen.
    »Ich hab doch langsam ganz schön viel. Hier hängt alles voll«, sagte Robin. »Wie viel hast du?«
    »Nicht ganz so viel«, erwiderte Clara. »Aber ich hab Durst.«
    »Ja, ich auch.«
    »Dann komm, meine Mutter hat uns was eingepackt.«
    Kurz darauf saßen sie im Gras und aßen Brot und Käse. Clara fiel auf, dass Robin barfuß im Gras saß. Anscheinend hatte er seine Schuhe schon wieder zu Hause gelassen.
    Nach dem Essen legten sie sich beide auf die Wiese und aßen einzelne Beeren als Nachtisch. Clara hatte ein paar auf ein Tuch geschüttet, das zwischen ihnen lag. Sie beobachteten Wolken und überlegten sich lustige Geschichten dazu. Clara fand, dass die eine Wolke aussah wie Kristina nach ihrer Hochzeit mit

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