Königsfreunde (German Edition)
lächelte.
»Ja. Mir auch. Ich finde es gut, dass du das jetzt auch so sehen kannst.«
»Aber was sollen wir jetzt machen?«
»Ich weiß es auch nicht. Robin muss sich entscheiden, sonst wird er ewig ruhelos sein. Das ist nicht gesund.«
»Und wenn er endgültig hierbleibt, dann machen andere mit dem Land, was sie wollen oder wie seh ich das?«, fragte Clara.
»So ähnlich. Eigentlich muss man es so sehen, dass das Schicksal Robin eine Möglichkeit angeboten hat, sein Leben in eine andere Bahn zu lenken. Er kann diese Möglichkeit nutzen oder zurückkehren in sein Leben.«
»Wie soll er denn irgendwas entscheiden, wenn er weiß, dass dann hinter seinem Rücken alles drunter und drüber geht? Das waren doch intrigante Leute, die ihn töten wollten. Was werden die erst machen, wenn sie an der Macht sind?«
»Ja«, seufzte Nesa. »Das ist ein Grund, warum wir hier leben. Zumindest für uns spielt es keine Rolle, was dort draußen vor sich geht.«
»Das ist so ungerecht!«, rief Clara.
»Wir können nichts daran ändern«, sagte Nesa. Clara warf den Lappen hin, mit dem sie den Tisch gereinigt hatte.
»Ich gehe die Hühner füttern.« Sie drehte sich um und ging hinaus. Und dabei wünschte sie sich, dass sie nie von diesen Dingen erfahren hätte. Niemals! Bevor Robin zu ihnen gekommen war, hatte sie sich nie über das Gedanken gemacht, was außerhalb des Kamms geschah. Das war eine fremde, merkwürdige Welt ohne Bedeutung für ihr Leben. Und ihre Eltern hatten ihr immer vorgelebt, dass sie innerhalb des Kamms unabhängig waren und sich nicht darum zu scheren brauchten, was andere taten. Und jetzt? Wissen konnte belasten. Aber half es etwas, sich vor der Wahrheit zu verstecken? Clara schaute zu Robin hinüber, der an seinem Holzstapel arbeitete. Sie bedauerte, dass der Tag so verlaufen war. Bis zu ihrem unbeabsichtigten Einschlafen hatte es ihr gut gefallen. Sie vertrug sich mit Robin, fand ihn sogar nett. Aber vielleicht war das eben ihr Problem. Als sie ihn noch abgelehnt hatte, war es einfacher gewesen. Jetzt fühlten sich seine Probleme wie ihre eigenen an.
Clara warf fast wütend mit den Körnern nach den Hühnern, die entsetzt auseinanderstoben, aber dann sofort umdrehten, um sich auf das Futter zu stürzen.
»Ihr habt es gut. Ihr müsst euch keine Gedanken machen«, sagte Clara, als drei dicke Hennen vor ihren Füßen umher pickten.
»Worum machst du dir denn Gedanken?«
Clara drehte sich um und sah Adela auf dem Hof stehen. Sie hatte sie gar nicht kommen hören.
»Was machst du denn hier? Waren wir verabredet?«, fragte Clara.
»Nein, aber macht doch nichts, oder?«, fragte Adela. »Ich dachte einfach, ich komm mal vorbei. Hast du was?«
»Nein. Nicht wirklich.«
»Komm schon, ich seh dir doch an, dass was ist. Hat es was mit Robin zu tun?«
»Wie kommst du auf Robin? Es geht nicht immer nur um Robin!« Clara warf Körner in eine Horde Federvieh.
»Ja, das sehe ich. Hat gar nichts mit Robin zu tun.« Adela lächelte vor sich hin.
»Was gibt es da zu lachen?«
»Nicht. Gar nichts. Ich denke mir halt nur meinen Teil.«
»Und der wäre?«
»Ach, komm schon. Mir kannst du es doch sagen«, meinte Adela.
»Was soll ich bitte sagen?«, fragte Clara und verschärfte ihren Tonfall.
»Na dass du in ihn verliebt bist. In Robin, mein ich.« Adela lächelte wieder und Clara fühlte, wie ihr Kopf vor Wut ganz heiß wurde.
»Von wegen! Bist du verrückt? Ich kann ihn nicht ausstehen!«
»Und warum regst du dich dann so auf?«
»Das tue ich nicht! Ich rege mich nur auf, weil du so einen Unsinn redest.« Clara versuchte sich zu beherrschen. Warum fing Adela mit so etwas an? Hatte sie sich irgendwie auffällig benommen? Das durfte ihr nicht noch mal passieren. Oder Adela hatte ihr Verhalten falsch gedeutet, da sie nichts von ihren tatsächlichen Problemen ahnte. Dieser Gedanke stimmte Clara versöhnlich. Sie stellte das Hühnerfutter zurück und schlug Adela vor, mit in die Küche zu kommen, um etwas zu trinken. Adela willigte ein und Clara fand, dass sie das Problem gut gelöst hatte.
Am Abend lag Clara auf ihrem Lager und schaute zu Robin, dessen dunkler Haarschopf vom Mondlicht beschienen wurde. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen, konnte nicht ausmachen, ob er schlief oder noch wach war. Er hatte nicht mehr viel geredet und Nesa hatte Clara geraten, ihn in Ruhe zu lassen. Auch Jakob meinte, dass Robin erst zur Ruhe kommen könnte, wenn er eine Entscheidung traf, die endgültig und
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