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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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hier zum ersten Mal erfahren.
    »Ich würde gern mit euch leben«, sagte Robin. Aber nur sehr leise. Jakob drückte seinen Arm und Robin war dankbar, dass er das Thema nicht breitwalzte. Es war schon schwer genug für ihn, das zuzugeben. Aber er konnte nicht anders, denn die Entscheidung und die mögliche Trennung von seinem neuen Leben schwebten drohend über ihm. Vor dem Besuch bei Bela hatte er all das beiseite geschoben und verdrängt. Bisher hatte er sich nicht eingestehen wollen, dass ihn das einfache Leben dieser Bauern entlastete. Seine Seele fand Ruhe, wenn er sich mit dem Holz beschäftigte. Nesa gab ihm eine Art der Zuneigung, die er von seiner Mutter nicht kannte, die er aber in sich aufsog wie süßen Nektar. Die Vorstellung, das alles aufzugeben, um in ein schwieriges Umfeld voller Pflichten zurückzukehren, in dem unehrliche Schmeichler ihn umgarnten, drückte auf ihn wie ein schweres Gewicht. Er wollte es nicht, aber er musste es. Er war der König, er trug die Verantwortung.
    »Jakob, findest du, dass ich zu jung bin, um König zu sein?«, fragte Robin, und Jakob sah ihn überrascht an.
    »Ja, das finde ich allerdings. Du bist zu jung. Es ist zu schwer für dich. Du bist noch kein erwachsener Mann. Deshalb hat Bela auch so zu dir gesprochen. Er hat deine Not genau erkannt.«
    »Und wenn ich einfach hierbleibe und das Regieren anderen überlasse?«, fragte Robin.
    »Ich fürchte, die Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Als König kannst du auch viel Gutes tun. Du hast unendliche Möglichkeiten«, sagte Nesa.
    »Außerdem weißt du nicht, ob es dir hier dauerhaft gefällt«, sagte Jakob. »Vielleicht wird es dir irgendwann zu viel.«
    »Nein!«, widersprach Robin. »Das wird mir nicht zu viel! Es ist alles ganz anders, als ihr denkt!«
    Eine Weile saßen sie schweigend am Tisch. Schließlich sagte Jakob: »Was hältst du davon, wenn du erst mal hier bleibst. Ein paar Wochen kannst du dir bestimmt Zeit lassen. Solltest du zurückkehren wollen, muss der Platzhalter doch weichen, wenn du wieder da bist, oder etwa nicht?«
    Robin nickte.
    »Gut. Dann mach dich frei von dem Gedanken, wenn du kannst. Tu das, was du willst. Erhole dich. Wir warten auf Belas Rat und machen einfach so weiter, bis wir wissen, was das Beste für alle ist. Manche Entscheidungen brauchen Zeit«, sagte Jakob. »Würdest du dich mit dieser Lösung wohlfühlen?«
    »Ja, vielleicht«, sagte Robin. »Es könnte das Beste sein. Ich weiß noch nicht, was ich will.«
    »Das ist nicht schlimm. Eines Tages weißt du es. Das wird ganz von allein passieren.«
    Robin stand auf. »Ich gehe noch ein wenig zu dem Holz.« Er wandte sich ab und ging hinaus.
    Nesa und Jakob wechselten einen Blick.
    »Er braucht jetzt einfach Zeit«, sagte Jakob.
     

 
     
    Die nächsten Tage gingen vorbei und die ganze Familie sprach nicht mehr über das Thema. Robin verbrachte viel Zeit in Jakobs Holzwerkstatt und schnitzte seine erste kleine Schale, die er Nesa schenkte für die Küche. Nesa lobte ihn und Robin fühlte sich wohl dabei. Noch nie hatte er für jemanden etwas hergestellt und dann verschenkt. Es war ein gutes Gefühl. Erst die Herstellung und dann der Lohn. Ob er es verschenkte oder verkaufte, beides gefiel ihm. Er nahm sich vor, für den nächsten Markttag eigene Waren herzustellen, um zu sehen, ob er sie verkaufen konnte.
    Aus der Familie sprach ihn niemand mehr auf seine Entscheidung an, was Robin als entlastend empfand. Ja, es gab sogar Momente, in denen er sein altes Leben vergaß und ihm die jetzige Situation ganz natürlich erschien. Er arbeitete viel an seinen Holzschalen und dachte darüber nach, was er sonst noch tun könnte.
    Als Nesa ihn eines Abends den Bachlauf hinunter schickte, um Clara zu suchen, betrachtete Robin im Laufen die Steine, Holzstücke und Äste, die auf seinem Weg lagen. Vielleicht fand er etwas, das so günstig vorgeformt war, dass er es brauchen konnte. Clara war nicht zu sehen, also lief er gedankenverloren weiter. Nesa hatte gesagt, Clara wollte sich mit Adela treffen und sie war schon länger als vereinbart fortgeblieben.
    Als Robin Stimmen hörte, blieb er stehen und lauschte. Ja, das war Claras Stimme. Und sie klang wütend. Jemand sprach zu ihr, ein Junge, und Clara schimpfte vor sich hin. Vorsichtig näherte sich Robin der Quelle der Geräusche und spähte um ein dichtes Gebüsch herum. Dort stand Clara, Adela hinter ihr, die ängstlich dreinblickte und vor den beiden Mädchen hatte sich vier Jungen im

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