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Königsfreunde (German Edition)

Königsfreunde (German Edition)

Titel: Königsfreunde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabell Schmitt-Egner
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vernahm. Wie ertappt huschte sie zurück in ihr Zimmer und sah ein Mädchen mit schmalem Gesicht und heller Haut, etwa in ihrem Alter, das soeben die Tür hinter sich schloss. Auf ihrem Arm trug sie Claras Satteltaschen. Sie sah aus wie eine Dienerin, trug ihr braunes Haar streng geflochten und Clara überlegte schnell, ob sie jetzt in einer besonderen Weise mit ihr reden sollte. Diese gewählten Wörter und Sätze, die Robin mühelos benutzte, kamen ihr nicht über die Zunge. Das Mädchen knickste und blieb dann mit leicht gesenktem Blick stehen.
    »Ich bringe Euer Gepäck. Wo darf ich es abstellen?«, fragte sie leise.
    »Wo du willst«, antwortete Clara. Sie fühlte sich unsicher. Das Mädchen ging zu dem Tisch, der mitten im Raum stand.
    »Ist es Euch hier recht?«, fragte sie.
    Clara nickte. »Ja, ist schon gut. Weißt du, wo mein Pferd ist?«
    »Ist es grau und etwas kleiner? Dann steht es bei den königlichen Pferden im Stall und wurde soeben gefüttert. Ich habe Euer Gepäck dort geholt und da sah ich es. Ich bin Eure Dienerin, solange Ihr hier seid. Ihr könnt Eure Wünsche an mich richten.«
    »Danke, aber ich habe keine ...«, fing Clara an, dann fiel ihr etwas ein. »Kann man in dieser schönen Wanne da hinten baden?« Clara glaubte ein leichtes Lächeln in den Mundwinkeln des Mädchens zu sehen.
    »Ja, natürlich könnt Ihr dort baden. Soll ich Euch Wasser bereiten?«
    »Das kann ich auch machen«, sagte Clara und das Mädchen machte große Augen.
    »Wie heißt du denn?«, fragte Clara weiter. Das Mädchen wurde rot.
    »Helen«, sagte sie und schlug die Augen nieder.
    »Ich bin Clara. Schön, dich kennenzulernen, Helen. Willst du mir zeigen, wie man das Badewasser einfüllt?«
    »Wie Ihr wünscht«, sagte Helen und wurde noch röter.
     

 
    Helen kümmerte sich um das Badewasser, brachte duftende Seifen und Tücher zum Abtrocknen. Clara fühlte sich wie im Märchenland, gab sich aber Mühe, Helen nicht von oben herab zu behandeln, sondern sie langsam an sich zu gewöhnen. Helen schien recht schnell Vertrauen zu fassen. Während Clara badete, besorgte Helen Kämme, Bürsten und Spangen, weil sie meinte, Clara müsse für das Abendmahl mit dem König entsprechend frisiert werden.
    Clara stieg erfrischt aus dem duftenden Wasser und kleidete sich an. Natürlich wählte sie das lindgrün-rosafarbene Kleid, das Robin ihr gekauft hatte. Sie hoffte, dass sie damit vornehm genug aussah. Helen bat sie, am Frisiertisch Platz zu nehmen und erwies sich als geschickte Friseurin. Mit flinken Fingern steckte sie Claras Haare nach oben und Clara fühlte sich wie eine Prinzessin.
    »Seid Ihr aufgeregt?«, fragte Helen. Clara schaute sie über den Spiegel an.
    »Weshalb?«
    »Wegen des Königs! Ich weiß ja nicht, durch welche Umstände Ihr eingeladen wurdet. Die Dienerschaft verbreitet schon wilde Gerüchte, woher Ihr stammt. Hattet Ihr schon näher mit ihm zu tun?«, fragte Helen.
    »Ja ... ich hatte näher mit ihm zu tun«, sagte Clara und schob sich eine Strähne hinters Ohr.
    Genauer gesagt, hab ich ihm Wasser übergeschüttet und ihn durch den Dreck gerieben.
    »Aufregend! Und wie ist er so?«, fragte Helen etwas atemlos. »In der Küche reden sie von nichts anderem. Da sind sogar einige Mädchen in ihn verliebt! Könnt Ihr Euch so etwas Törichtes vorstellen?«
    Clara bemerkte mit Freude, dass Helen sich langsam entspannte. Sie fing sogar an, zu plappern, was Clara sehr recht war. Sie wollte möglichst alle Gerüchte hören.
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte sie.
    »Es ist natürlich so, dass die meisten von ihnen ihn niemals von Nahem sehen werden. Oh, Elisa und Henrietta waren am Boden zerstört, nachdem seine Majestät entführt wurde! Sie haben tagelang nur geweint und wollten nicht arbeiten. Und jetzt, da er zurück ist, wollte Henrietta mit mir tauschen! Dabei ist sie für den Zimmerdienst gar nicht ausgebildet.« Helen steckte Clara einen goldfarben schimmernden Kamm ins Haar, der mit glitzernden Steinen besetzt war.
    »Wie gefällt es Euch?«, fragte Helen gespannt und Clara drehte den Kopf hin und her. Ihre Haare waren zu einem Geflecht aus Zöpfchen und gedrehten Strähnen gelegt worden. Goldfarbene Haarnadeln hielten die Frisur in Form und der Schmuckkamm gab dem Ganzen den letzten Schliff. So konnte sie sich sehen lassen.
    Clara stand auf und betrachtete sich im Spiegel. Ja, was sie hier sah, kam ihrer Vorstellung einer Prinzessin schon sehr nahe und sie hätte Einiges gegeben, wenn Kristina

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