Königsfreunde (German Edition)
gehe erst einmal davon aus, dass das Ganze nur Einbildung war. Es ist nicht möglich, die Fassade hochzuklettern und hier kann sich niemand versteckt haben. Fühlt Ihr Euch sicher? Oder kann ich noch etwas für Euch tun?«
»Es ist gut, Salentin. Ich werde schlafen können.« Robin entließ die Wachen mit einer Handbewegung. Als sie alle den Raum verlassen und die Türe geschlossen hatten, nahm Robin Clara in die Arme.
»Du brauchst keine Angst zu haben. Hier ist nichts.«
»Aber ich habe was gesehen!«
»Das glaube ich, aber es wurde alles durchsucht. Niemand kann hier sein. Komm her.« Robin legte sich in die Kissen und zog Clara fest an sich.
»Hier passiert uns nichts. Schlaf in meinem Arm«, flüsterte Robin. Clara kuschelte sich an ihn, aber es war ihr unheimlich zumute. Robin tat alles, um sie zu beruhigen, aber ein schlechtes Gefühl blieb. Irgendwann siegte die Erschöpfung und sie schlief wieder ein.
Das nächste Mal erwachte sie in Robins Armen. Licht fiel durchs Fenster und sofort wanderte ihr Blick zu den Vorhängen, die aber ganz ruhig und frei von dunklen Schatten, die die Form von Männern hatten, genau dort hingen, wo sie hingehörten.
Robin atmete tief und entspannt neben ihr. Ihm war nichts geschehen und ihr selbst auch nicht. Vielleicht hatte sie sich den Mann ja wirklich nur eingebildet. Er hätte keine Möglichkeit gehabt zu entkommen, denn die Wachen hatten sofort das Zimmer gestürmt. Das leuchtete ihr ein. Sie seufzte und kuschelte sich an Robin. Sie wollte es ausnutzen, bis sie ihn wieder an die ganzen Leute da draußen abgeben musste. Robin regte sich und in Claras Brust zog sich etwas zusammen. Er war so niedlich, wenn er schlief. Sie hätte ihn stundenlang beobachten können, ohne sich zu langweilen. War das Liebe, was sich immer mehr in ihr ausbreitete, je länger sie mit ihm zusammen war? Liebte sie ihn? So richtig?
Clara dachte nach. Was würden sie tun, wenn sie älter waren? In wenigen Jahren würde sich Robin bestimmt eine Frau nehmen müssen, die ihm einen Thronfolger schenkte. Und diese Frau war sicher kein Bauernmädchen aus dem Kamm-Tal. Oder? Hatte Robin sich darüber schon Gedanken gemacht, wie es mit ihnen weitergehen konnte? Durfte sie es wagen, ihn danach zu fragen? Erst mal nicht, entschied Clara. Das zwischen ihnen war noch zu frisch, zu neu. Sie wollte nichts kaputt machen. Robin musste zunächst seine eigenen Probleme lösen.
Clara beugte sich über ihn und begann, ihn sanft wachzuküssen. Sie konnte nicht anders, wenn sie ihn so sah. Es war einfach zu verlockend. Sie spürte, wie er unter ihren Liebkosungen erwachte und noch verschlafen versuchte, diese zu erwidern.
»Guten Morgen«, flüsterte sie. Robin brummte etwas und vergrub sich in den Kissen. Er hielt die Augen geschlossen und Clara machte sich wieder über ihn her.
»Du musst wach werden. Dein Volk erwartet dich«, neckte Clara ihn.
»Ach, das Volk. Das soll noch zwei Stunden ohne mich auskommen«, murmelte Robin und zog sich die Decke über den Kopf.
»Du bist mir ein schöner König«, sagte Clara und begann damit, ihn wieder auszugraben. »So entledigst du dich also deiner Pflichten. Das kann ich dir nicht durchgehen lassen.«
»Ich hasse das Wort. Pflichten. Wer hat das erfunden?«, maulte Robin.
»Wahrscheinlich jemand, der keine hatte«, mutmaßte Clara.
»Kann ich mir auch nicht anders denken.« Robin richtete sich auf. »Oh je, schon ganz hell. Ich sollte wirklich mal aufstehen.«
Clara umarmte ihn und küsste seine Wange.
»Sag ich ja. Und ich habe Hunger und bin gespannt, wie ein königliches Frühstück so aussieht.«
»Ja, das kannst du auch sein«, sagte Robin. »Aber vorher habe ich noch eine Überraschung für dich.«
Nachdem sie beide aufgestanden waren, zog Clara ihr Kleid vom Vortag an und wurde dann von einer der Wachen zurück in ihr Zimmer begleitet, wo Helen sie schon vor der Tür erwartete. Clara fühlte sich etwas unwohl, als ob sie etwas Verbotenes getan hätte. Sicher hatte die Nachricht, dass sie mit dem König in einem Zimmer übernachtete, schon die Runde gemacht. Aber Helen begegnete ihr ganz unbedarft und stellte keine Fragen. Andererseits standen ihr diese auch nicht zu. Das hieß also nichts. Helen richtete ihr Wasser zum Waschen und Clara entschied sich danach für ein anderes Kleid aus ihrem Gepäck. Es war das Beste, das sie noch bei sich hatte, aber sicher nicht gut genug, um hier dauerhaft herumzulaufen. Nur ihr neues Kleid nochmals
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