Königsfreunde (German Edition)
Ihr tun. Ich bleibe bei ihm.« Clara hörte sich, wie sie diese Worte sagte und wunderte sich. Warum tat sie das? Sie hatte das Gefühl, Robin jetzt nicht alleinlassen zu dürfen. Unter keinen Umständen. Ihre Mutter hatte ihr beigebracht, auf ihre Gefühle zu hören und das tat sie jetzt auch. Sie würde nicht von Robins Seite weichen.
»Mädchen, sei nicht so stur! Seine Majestät braucht Hilfe!«, zischte Ludwig und Clara glaubte nun zu wissen, was hier vor sich ging. Dieser Mann missbilligte ihren Umgang mit dem König. In Wirklichkeit hielt er nichts von ihr und er wollte sie von Robin trennen. Aber bitte, wenn er es unhöflich haben wollte, das konnte sie auch!
»Hast du ein vernünftiges, sauberes Tuch bei dir?«, wechselte sie den Umgangston und schaute Ludwig herausfordernd an. Er zögerte eine Sekunde, dann zog er ein weißes Tuch aus seinem Wams. Clara packte es und legte Robin die Hand auf die Brust. Das Messer war ein gutes Stück oberhalb seines Herzens eingedrungen. Mit etwas Glück war er nicht lebensgefährlich verletzt, aber es war klar, dass Marquard ihn hatte tödlich treffen wollen.
Clara presste das Tuch auf die Wunde. Sie würde das Messer nicht selbst herausziehen, um ihn nicht noch mehr zu verletzen. Robin stöhnte wieder vor Schmerz, dann war er plötzlich still. Sein Kopf sank zur Seite. Clara versuchte, die Nerven zu bewahren. Er war nur ohnmächtig, atmete noch. Wieder hörte sie Schritte. Mehrere Menschen kamen auf sie zugelaufen und einer davon sah wie ein Arzt aus. Endlich! Ihre Hände zitterten und das Tuch war so rot ... so viel Blut ...
Robin lag bleich auf seinem Bett. Er war bei Bewusstsein. Der Arzt hatte die Blutung gestoppt und seine Brust verbunden, nachdem er das Messer entfernt hatte. Robin hatte Blut verloren und sah erschöpft aus.
Nesa, Jakob und Bela waren ebenfalls sofort herbeigeeilt und alle befanden sich nun in Robins Zimmer. Ludwig hatte sie hinauswerfen wollen, aber Robin hatte widersprochen. Nesa brachte ihre Wundheilsalbe, deren Verwendung der Leibarzt ablehnte, aber sie stellte sie hartnäckig auf Robins Nachttisch.
Ludwig wirkte sehr nervös und hatte Salentin vor der Tür postiert, zusammen mit fünf Wachen, obwohl Marquard inzwischen im Kerker einsaß und damit unschädlich war.
Clara saß an Robins Bett und hielt seine Hand. Ludwig tigerte durchs Zimmer und schaute mal in diese, mal in jene Ecke.
»Wir brauchen schärfere Sicherheitsvorkehrungen«, sagte er. »Das hätte nie geschehen dürfen.«
»Seine Majestät braucht jetzt Ruhe«, sagte der Arzt. »Ich werde später noch mal vorbei schauen. Die Wunde ist nicht tödlich, nur schmerzhaft. Seine Majestät soll noch den vorbereiteten Becher mit Schmerzlinderern austrinken und dann ruhen.« Er packte seine Sachen zusammen und Ludwig reichte Clara den Becher hinüber, den sie Robin an die Lippen hielt.
»Komm, trink das. Dann tut es bald weniger weh«, flüsterte sie. Robin schluckte angestrengt und sank dann wieder in sein Kissen. Seine Augen suchten ihre und Clara drückte seine Hand. Es war einfach nur schrecklich, wie schnell alles vorbei sein konnte. Und sie verstand nicht, warum Marquard das getan hatte. Es ergab überhaupt keinen Sinn, aber vielleicht hatte Marquard den Verstand verloren. Glaubte er, so der Todesstrafe wegen Verschwörung zu entgehen? Indem er denjenigen tötete, der sie verhängen konnte? Aber warum war er dann nicht einfach geflohen? Er hatte sich weiter im Palast aufgehalten. Das war merkwürdig.
Clara bemerkte, dass Robin die Augen zufielen. Seine Lippen bewegten sich und sie spürte, dass er ihre Hand drückte. Wollte er ihr etwas sagen?
»Was hast du, Robin, was ist mit dir?«, fragte sie. Robins Augen öffneten sich, es schien ihn Mühe zu kosten. Wieder bewegten sich seine Lippen.
»Alle sollen das Zimmer verlassen. Seine Majestät braucht Ruhe. Ihr auch, junge Dame«, sagte Ludwig. »Wir begleiten Euch zu Euren Zimmern. Danach wird das Schloss noch einmal auf verdächtige Personen durchsucht.«
Ludwig scheuchte sie alle hinaus. Clara wollte Robins Hand nicht loslassen. Sein hilfloser Blick verfolgte sie und ihr Gefühl sagte ihr, dass hier etwas nicht stimmte. Da war etwas im Gange und es war nichts Gutes.
Man führte Clara, ihre Eltern und Bela durch die Gänge. Sie unterhielten sich leise miteinander, nur Clara schwieg. Bela diskutierte mit Jakob über Marquard und äußerte ähnliche Gedanken, wie sie sie selbst gedacht hatte. Hier passte
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