Königsfreunde (German Edition)
geschäftig umherliefen. Als sie Robin bemerkten, sanken sie in die Haltung, die Clara inzwischen kannte. Sie versuchte, den Raum und seinen Inhalt zu erfassen und krallte sich unbewusst an Robins Arm fest. Truhen mit Kleidern, Stoffen, Reihen von seidenen Schuhen in zarten Farben, goldener und silberner Schmuck, Perlenketten, Spitze und feine Gürtel ... dagegen war Richenzas Stand ein lächerlicher Gebrauchtwarenhandel. Clara blieb die Luft weg.
»Du bist verrückt.«
»Ich habe alles in deiner Größe herbringen lassen«, sagte Robin. »Was wolltest du noch gleich fragen?«
»Das ... hat sich erledigt«, stöhnte Clara.
Der fließende Stoff ihres Gewandes strich um ihre Beine. Sie hatte sich für ein silberblaues Kleid entschieden, das mit blauen Steinen besetzt war, mit passenden Schuhen und Silberschmuck. Clara schwebte an Robins Seite dahin. Sie konnte nicht glauben, wie wundervoll das Leben war.
Beim Frühstück, das genau wie das Abendmahl überreichlich serviert wurde, hatte sie ihre Eltern gesehen und Robin hatte ihnen allen danach seine Gärten gezeigt. Nesa war im Kräutergarten geblieben und vertiefte sich in ein Gespräch mit der alten Gärtnerin über Wurzeln, Heilkräuter und Tees zum Wundenspülen. Jakob war zu den Ställen gegangen und hatte Clara versprochen, nach Wiesel zu sehen.
Jetzt gingen Clara und Robin allein umher, hielten inne an kühlen Springbrunnen und rochen an prächtigen Rosen, die überall wuchsen. Robins Mutter hatte Rosen geliebt und sie im Übermaß anpflanzen lassen, erzählte Robin. Clara konnte nicht fassen, wie viele Sorten es gab, von blutrot über pfirsichfarben bis zum strahlenden Weiß. Und sie dufteten alle herrlich. Robin versprach ihr, dass sie ihr eigenes Rosenbäumchen im Garten bekommen würde und Clara küsste seine Wange dafür. Sie wandelten über fein geharkte Wege, an gepflegten Beeten vorbei und Robin schlug vor, dass er ihr den Teichgarten zeigen könne, denn dort gab es seltene Zierfische und andere sehenswerte Dinge. Clara stimmte zu und Robin führte sie die Stufen hinauf, denn der Teichgarten lag auf der anderen Seite des Schlosses. Ludwig folgte den beiden auf Schritt und Tritt und obwohl Clara die Notwendigkeit einsah, fühlte sie sich beobachtet. Wenigstens war kein Heer von Wachen hinter ihnen her, solange sie sich auf übersichtlichen Flächen bewegten.
Robin führte Clara durch einen offenen, schattigen Gang, dessen Dach aus kunstvoll verschlungenem wilden Wein bestand. Clara stellte sich vor, wie hier zur Traubenzeit die Decke voller Trauben hing, und sie konnte am anderen Ende des Ganges schon die Bäume des Teichgartens erkennen.
»Es ist wunderschön hier«, sagte sie. »Wie im Paradies.«
»Ihr könnt hier bleiben, das wisst ihr«, sagte Robin.
»Meine Eltern würden ihren Hof und das Tal vermissen, fürchte ich«, sagte Clara. Sie warf einen Blick zu Ludwig über ihre Schulter. Aber der war nicht zu sehen. Das Sonnenlicht blendete sie von vorn und sie konnte in den Schatten hinter sich nichts erkennen.
»Wo ist denn dein Ludwig?«, fragte Clara. Etwas blitzte im Zwielicht und streifte sie hart an der Schulter. Robin keuchte schmerzvoll auf und Clara packte reflexartig zu, als er in sich zusammensank. Ein schmaler Dolch ragte aus seiner linken Brust. Clara schrie und sah eine Gestalt aus dem Schatten treten.
Johann Marquard schaute zu ihr hinüber, aber sein Gesicht lag im Dunkeln, so dass sie ihn kaum erkennen konnte, aber er war es! Einen Lidschlag später traf ihn etwas am Kopf. Marquard seufzte und brach zusammen. Ludwig rannte, das Schwert in der Hand, auf Clara zu.
»Majestät!«, schrie er und fiel neben Robin auf die Knie. Robin hing in Claras Armen. Sein Gewand verfärbte sich rum um die Wunde tiefrot.
»Lasst ihn los! Wir müssen ihn hier auf den Boden legen!«, rief Ludwig und half Clara, Robin auf den Stein zu betten.
»Wachen zu mir!«, schrie Ludwig. »Ein Attentat auf den König!«
Robin stöhnte vor Schmerzen und in seinen Augen lag blanke Angst.
»Ganz ruhig, Majestät. Hilfe kommt gleich«, sagte Ludwig in beruhigendem Tonfall. Schritte kamen über den Stein gelaufen. Mehrere Wachen rannten auf sie zu und Ludwig brüllte sie an, dass sie Marquard fortschaffen sollten, der bewusstlos auf dem Boden lag.
»Ihr solltet loslaufen und um Hilfe rufen. Wir brauchen einen Arzt!«, sagte Ludwig zu Clara. Sie strich Robin über die Stirn, der mit schmerzverzerrtem Gesicht zu ihr aufsah.
»Nein, das könnt
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