Königsjagd
Verbindung setzen, ihn zur Villa von Dr. Espirito Santo e Silva begleiten und sich selbst von den dort getroffenen Sicherheitsmaßnahmen überzeugen.«
»Sehr wohl, Herr Präsident.« Da Cunha salutierte und ging.
»Sehen Sie, Sir Walford, die Angelegenheit entwickelt sich langsam zu einer Farce.« Der Herzog von Windsor und der britische Botschafter saßen allein in der Bibliothek. »Ramajo de Alvarez erzählt mir diese verrückte Geschichte aus Madrid - daß der Secret Service mich auf die Bahamas schaffen will, ob ich damit einverstanden bin oder nicht. Und jetzt tischen Sie mir eine Version auf, in der die Nazis die Schurken spielen.«
Sir Walford Selby bemühte sich, seinen Ärger zu unterdrücken. Er gehörte zu den begabtesten Mitgliedern des Foreign Office und hatte den Herzog schon 1937, während seiner Zeit als Botschafter in Wien, kennengelernt.
Der Posten in Lissabon war damals, abgesehen von Washington, der wichtigste seiner Art für das britische Außenministerium, und eben deshalb war er in die portugiesische Hauptstadt geschickt worden. Nun hatte er zu allem Überfluß auch noch die beiden Windsors am Hals. »Ich habe nie ein Geheimnis aus meiner Überzeugung gemacht, daß Ihr Gastgeber, Dr. Santo e Silva, ein Anhänger der deutschen Sache ist, und muß Sie mit allem Respekt darauf hinweisen, daß die Anwesenheit dieses Schellenberg in Lissabon ein weiterer Grund zur Vorsicht sein sollte.«
»Mein Gott, als Gefangener wäre ich doch nicht von geringstem Nutzen für die Deutschen. Selbst Goebbels könnte aus der Situation nicht viel propagandistisches Kapital schlagen.«
»Es gibt Leute, die meinen, man könnte Ihrer Königlichen Hoheit im Fall einer Invasion Englands ein Amt antragen, das Sie schon deshalb anzunehmen geneigt sein würden, weil es im Interesse des Volkes liegen würde. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?«
Der Herzog erbleichte und sprang auf: »Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich den Judas spielen würde, Sir Walford.« Er wandte sich zornig ab, nahm eine Zigarette aus einer Silberdose und
zündete sie an. Nach einem Augenblick hatte er sich wieder unter Kontrolle.
»Aber wie dem auch sei - wie sieht der Zeitplan aus?«
»Am ersten August geht ein geeignetes Schiff, Sir. Zu den Bermudas. Die Excalibur, unter amerikanischer Flagge.«
»Dann hätten wir noch drei Tage, oder sind es vier? Sie brauchen nur dafür zu sorgen, daß Ihre hiesigen Leute vom Secret Service mich keinen Moment aus den Augen lassen.«
»Im Augenblick gibt es in Lissabon nur einen einzigen Vertreter des Secret Intelligence Service - Major Frear. In Anbetracht der Situation unseres Landes hat Portugal keine große Bedeutung als Schauplatz aktiver geheimdienstlicher Tätigkeiten. Major Frear ist lediglich Kontaktmann für Doppelagenten und bezahlte Informationen.«
»Was soll ich also tun? Mit einer Pistole unter dem Kopfkissen schlafen?« Sie hörten ein diskretes Hüsteln, und als sie sich umdrehten, sahen sie Oberst da Cunha in einer der offenen Fenstertüren stehen. »Nein, Sir«, sagte Sir Walford. »Die portugiesische Regierung ist sich des Risikos der Lage bewußt und hat Oberst da Cunha angewiesen, sich persönlich um Ihre Sicherheit zu kümmern, bis die Excalibur ablegt.«
»Ich habe mir eben das Gelände angesehen«, sagte da Cunha. »Es werden noch ein paar zusätzliche Männer kommen. Aber ich sehe kein Problem. Es wäre natürlich von Nutzen, wenn Ihre Königliche Hoheit das Anwesen nicht verließe.«
»Den Gefallen kann ich Ihnen leider nicht tun«, sagte der Herzog. »Wir haben morgen eine kleine Landpartie vor.«
»Darf ich fragen, wohin?«
»Nach Nina. Eine Stierfarm.«
Oberst da Cunha blickte den Botschafter an. »Sir, darf ich mir den Hinweis erlauben, daß das nur fünfzehn Kilometer von der spanischen Grenze entfernt ist?«
»Mein guter Freund Ramajo de Alvarez, Marques von Oropeso, hat den Ausflug vorbereitet. Sie wollen doch sicher nicht annehmen, daß er versuchen wird, sich mit mir aus dem Staub zu machen!«
»Nein, Hoheit«, sagte da Cunha diplomatisch.
»Schön. Wenn es Sie beruhigt, habe ich selbstverständlich nichts dagegen, daß Sie ein paar von Ihren Jungen mitschicken, um uns Gesellschaft zu leisten. Aber jetzt müssen Sie mich wirklich entschuldigen.« Er verließ den Raum, und Sir Walford wandte sich an da Cunha. »Ich sagte Ihnen ja, es würde nicht leicht sein.«
Als de Cunha wieder in
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