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Königsjagd

Königsjagd

Titel: Königsjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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wollte, daß Sie sich nicht weiter darum kümmern.«
      Sie war jetzt zutiefst aufgewühlt, das konnte er in ihrem Gesicht lesen, und sie legten den Rest des Weges schweigend zurück.

    Sie war wirklich eine gute Köchin. Der Fisch schmeckte köstlich, aber sie aß nur wenig und starrte anschließend mißmutig auf ihren Kaffee. »Nun, Kleines, was haben Sie denn?« fragte er.
      »Ich habe den Eindruck, daß es nicht richtig läuft. Irgendeine Ahnung sagt mir, daß niemand die Sache ernst genug nimmt.« Sie beugte sich vor.

      »Es nützt nichts. Joe. Ich möchte ihn auch sehen. Es ihm ins Gesicht sagen. Was er danach tut, ist seine Angelegenheit, aber wenn ich es nicht mache, werde ich mein Leben lang das Gefühl haben, daß ich Onkel Max irgendwie im Stich gelassen habe.«

      »Okay.« Er seufzte. »Ich kenne da jemanden, der es vielleicht arrangieren könnte. Einen Mann namens Taniguchi, der alle möglichen und unmöglichen Dinge zustande bringt. Ich werde sehen, was ich tun kann, aber es könnte etwas kosten.«

    »Ich habe einen Kreditbrief über zweitausend Dollar.«
      »Dafür würde er den Herzog wahrscheinlich selbst entführen. Mal sehen, was er sagt.«

    »Fahren Sie sofort zu ihm?«
      »Sie meinen jetzt, auf der Stelle?« Er schüttelte mit gespielter Entrüstung den Kopf. »Frauen. Schon meine Großmutter hat mich immer vor ihnen gewarnt. Na schön. Ich fahre in die Stadt. Sie bleiben bitte hier. Ich komme zurück, sobald ich kann, aber es könnte fast den ganzen Tag dauern.«
      Sie sah zu, wie er fortfuhr, und ging dann, einem plötzlichen Impuls folgend, wieder den Weg zum Strand hinunter, zog sich die Schuhe aus und machte ein paar Schritte zum Meer hin. Die Sonne war jetzt sehr heiß. Sie warf sich neben einem Fischerboot in den Sand und schloß die Augen.
    Sie hörte Schritte, die näher kamen, und dann sagte eine vertraute Stimme: »Guten Tag, Hanna.«
      Als sie die Augen öffnete, stand Walter Schellenberg neben ihr. »Ich muß sagen, Sie sehen in Anbetracht der Umstände sehr gut aus. Wirklich.«

    Sie antwortete: »Was wollen Sie von mir?«
      »Rauchen Sie?« Er bot ihr eine Zigarette an, und sie nahm sie, ohne zu überlegen. Er gab ihr Feuer, und die Geste hatte etwas eigenartig Intimes. Sie lehnte sich zurück, als ob sie mehr Distanz zwischen sich und ihm schaffen wollte.

    »Ich habe Sie gefragt, was Sie von mir wollen.«
      »Nichts«, sagte er. »Das heißt, ich möchte, daß Sie von jetzt an nichts mehr unternehmen. Sie können den Lauf der Ereignisse nicht mehr beeinflussen, Hanna. Das Spiel ist in Gang, und die Spieler auf beiden Seiten kennen den Einsatz.«

    »Betrachten Sie es wirklich als ein Spiel?«
      »Ja, leider - ein großes und schreckliches Spiel, das nicht mehr aufgehalten werden kann, wenn es einmal begonnen hat. Das Spiel lenkt uns, Hanna, nicht umgekehrt. Es ist wie ein Karussell, wenn es sich in Bewegung gesetzt hat.«

    »Sie könnten noch versuchen abzuspringen.«
      »Dafür ist es zu spät. Ich sitze in der Falle und muß weitermachen, genau wie Tausende andere, die in der gleichen Lage sind. Denken Sie vielleicht, ich glaube diesem Verrückten in Berlin? Denken Sie wirklich, ich glaube auch nur eine von seinen Lügen? Schwarze sind minderwertig, deshalb darf ich mich nicht an der Musik von Connie Jones erfreuen. Der Führer hat in seiner Weisheit dekretiert, daß Einstein nicht bis drei zählen kann, und die Tatsache, daß Hanna Winter eine Stimme hat...«

    »Ich möchte nichts mehr davon hören.« Sie stand auf und hielt sich einen Augenblick lang die Hände an die Ohren. Dann fuhr sie fort: »Sie haben mir aus der Prinz-Albrecht-Straße herausgeholfen, Gott weiß warum, aber Sie haben es getan, undSie haben Connie und den Jungs in Madrid beigestanden, aber Sie haben Onkel Max umgebracht. Es kommt nicht darauf an, wessen Finger am Abzug war. Sie haben Onkel Max umgebracht!«
      Sie standen einander gegenüber. Nur das Geräusch der Brandung war zu hören, der Schrei einer Möwe. Und dann war es, als zerbreche etwas in ihr.
      »Warum?« flüsterte sie, und in ihrer Stimme lag grenzenloser Schmerz. »Ich verstehe es nicht.«
      Er legte ihr eine Hand unter das Kinn und lächelte zärtlich. »Meine liebe Hanna, das Leben packt uns manchmal an der Kehle und läßt nicht wieder los. Es ist wirklich sehr traurig.«
      Er küßte sie auf den Mund, drehte sich um und ging fort. Als er schon lange verschwunden war, saß sie immer

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