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Königskind

Königskind

Titel: Königskind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Merle
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Für den Rest des Tages widmete sich Ludwig mit undurchdringlicher Miene seinen knabenhaften Beschäftigungen.
    Dieses Wort des Königs (daß er nicht wußte, was er Héroard sagen sollte) brachte mich auf den Gedanken, daß er, so unwahrscheinlich
     dies auch anmuten mag, Héroard vielleicht deshalb nicht in das Komplott eingeweiht hatte, weil Héroard von all seinen Dienern
     am meisten überwacht wurde und folglich das schwächste Glied in der Kette war.
    Endlich brach der dreiundzwanzigste April an, sofern man |447| von anbrechen sprechen kann, denn er war genauso düster und verregnet wie alle vorherigen seit Anfang des Monats. Da Concini
     zwischen neun und zehn Uhr morgens in den Louvre zu kommen pflegte, hatte man Dubuisson am Seinekai gegenüber seinem Haus
     postiert, damit er, sowie er den Marschall heraustreten sähe, eilen und Vitry seine Ankunft melden konnte, der mit seinen
     Männern zu zweit oder zu dritt im Hof des Louvre auf und ab ging, die geladenen Pistolen unterm Mantel. Ebenso sollte sofort
     der König benachrichtigt werden, der einen Pagen zu Concini schicken würde, um auszurichten, daß Seine Majestät ihn im Waffenkabinett
     erwarte.
    An diesem Morgen nun begab sich Ludwig um halb neun Uhr in die Kleine Galerie und begann Billard zu spielen, und als ich ihm
     dort um neun Uhr meine Aufwartung machte, bat er, ich möge ihm Gesellschaft leisten, was ich auch tat, obwohl mein Spiel mit
     dem seinen bestimmt nicht mithalten konnte. Ausnahmsweise konnte es das an jenem Tag. Ich spielte zwar nicht besser als sonst,
     aber Ludwig spielte sehr viel schlechter. Nicht, daß seine Hand gezittert hätte, doch er zielte nicht sorgfältig genug und
     kalkulierte auch nicht genau genug den Effet, den er seiner Kugel geben mußte, damit sie die beiden anderen berührte. Außerdem
     blickte er alle Viertelstunde auf seine Uhr, die er diesmal am Halsband trug, wie es Mode war. Aber der Regen fiel unaufhörlich
     mit erschlagender Monotonie, und während wir spielten, reizte sein ewiges Geplätscher die Nerven aufs äußerste. Mein Lebtag
     habe ich nie so lange Billard gespielt, noch so lustlos. Schließlich läutete das Glockenspiel der Samaritaine vom Pont Neuf
     trübe zu Mittag, Ludwig warf das Queue auf das grüne Tuch und murmelte zwischen den Zähnen: »Er kommt nicht. Gehen wir zur
     Messe.« Und er nahm den Weg zur Kapelle des Hôtel du Petit Bourbon, ich hinter ihm.
    Die Messe ging zu Ende, als Dubuisson kam und ihm zuraunte, daß Concini soeben im Louvre eingetroffen sei und die große Treppe
     zur Königinmutter hinaufsteige. Der König schickte sogleich einen Boten, um ihn ins Waffenkabinett einzuladen, doch während
     der Bote die große Treppe im Laufschritt erstieg, ging Concini schon über die kleine Wendeltreppe wieder hinunter, verließ
     den Louvre und fuhr nach Haus. Die Sache war fehlgeschlagen.
    |448| Am Nachmittag versammelte sich der geheime Rat bei Luynes, und da nun tat sich Vitry durch seine fabelhaft genaue Beobachtung
     der Umstände hervor.
    »Sire«, sagte er mit seiner rauhen Stimme, die er vergeblich zu geschmeidigen versuchte, »wir müssen den Plan ändern. Er ist
     zu schwierig. Auf Mittag kam Concini durch die Porte de Bourbon in den Louvre, er ging ein paar Fuß an uns vorbei, wir hätten
     ihn festnehmen können. Aber was hinderte uns? Der Plan. Da mußte Dubuisson erst Euch unterrichten, damit Ihr, Sire, Concini
     durch den Boten in die Waffenkammer bestellen konntet. Diesmal hat ihn der Bote verfehlt. Aber nehmen wir an, Sire, daß er
     ihn morgen antrifft und Eure Einladung übermitteln kann. Seid Ihr sicher, daß Concini sich darauf einläßt? Ich glaube nicht!
     Wird ihm nicht einfallen, daß auf die Art der Prinz Condé verhaftet wurde: indem man ihn in die Gemächer der Königinmutter
     bat? Wie soll Concini nicht wissen, Sire, daß Ihr ihn nicht liebt? Schließlich weiß es der ganze Hof. Zuerst wird er über
     Eure Einladung sicher hocherstaunt sein, aber gerade, weil sie liebenswürdig ist, wird sie ihn mißtrauisch machen, und er
     kommt nicht, dafür lege ich meine Hand ins Feuer. Es kann sogar sein, daß er, wenn er gegen Euch etwas vorhat, so erschrickt,
     daß er die Ausführung seiner Pläne beschleunigt.«
    Ludwig saß gesammelt, die Hände auf den Knien und die schönen schwarzen Augen auf Vitry gerichtet, und lauschte aufmerksam
     dieser energischen Rede. Dann sagte er: »Ihr habt recht. Und wo Ihr recht habt, muß man es bedenken. Monsieur de

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