Königskinder (German Edition)
versteckt: ‹We are here because we are here because we are here.› Und die Seriennummern entsprechen den Registrierungsnummern der Internierten. Das hätte ich natürlich nicht erkannt, wenn der Teltscher es mir nicht geschrieben hätte. Eine der Wachen hat mir den Schein mit einer kurzen Notiz in einem Kuvert überbracht. Schau dir die Rückseite an! Die fünfundzwanzig Schafe stehen für die fünfundzwanzig Hütten in Camp 7, und in ihrer Wolle kannst du die Namen der Hüttenväter lesen.»
«Raffiniert! Das sieht ungeheuer echt aus. Wer hat die denn gedruckt?»
«Die Druckerei der Riverine Gazette in Hay. Ob sie dafür zahlen mussten, oder ob es eine großzügige Spende ist, kann ich dir nicht sagen. Es gibt noch Scheine im Wert von einem Shilling und von Sixpence, jeder in einer anderen Farbe. Angeblich sind einige tausend davon gedruckt worden. Die Qualität ist wirklich außergewöhnlich. Man könnte sie für richtiges Geld halten, nicht wahr?»
Alle drei Scheine tragen das Datum 1. März 1941. Da sie echten Banknoten zum Verwechseln ähnlich sehen und überdies mit dem Hinweis versehen sind, sie seien gegen echtes australisches Geld eintauschbar, werden sie schon nach kurzer Zeit eingezogen, vernichtet oder mit einem roten Stempel ungültig gemacht. Später erhalten sämtliche australischen Internierungslager als Währung fünf verschiedene Jetons mit einem Loch in der Mitte.
Camp 8, Hut 18, 11. März 1941
Meine Liebe, die Tage hier sind schon empfindlich kühl und die Nächte richtig kalt. Ich schulde Dir Dank, dass Du mich überredet hast, den Wintermantel mitzunehmen. Das Klima ist voller Gegensätze, aber insgesamt nicht so schlecht. – Ludka hat mir geschrieben, sie habe Dir empfohlen, Dich um die Wiedererlangung Deiner polnischen Staatsbürgerschaft zu kümmern, was Dir unter Umständen erleichten könnte, ein Permit zu bekommen. Ich nehme das nicht allzu ernst, aber wer weiß. Wir warten auf Mr. Layton.
Erich
Unter der Leitung des Hamburger Kapellmeisters Kurt Behrens wird im März ein Beethoven-Abend veranstaltet. Der Gefangenenchor aus Fidelio hinterlässt einen starken Eindruck. «O welche Lust, in freier Luft den Atem leicht zu heben! Nur hier, nur hier ist Leben, der Kerker eine Gruft.» In der Camp News erscheint eine in deutscher Sprache verfasste pathetische Rezension: «Doppelt empfanden wir den aus ohnmächtiger Stumpfheit einer unwürdigen Gefangenschaft zu einem Freiheitsruf aufklingenden Schrei der Eingekerkerten. Ein Lichtschein lag auf ihren Gesichtern – das Licht Beethovens. Es überstrahlt einsam die Finsternis der Zeit, die immer tiefer und dichter wird, je mehr sie vom Feuerschein der lichterloh brennenden Städte Europas beleuchtet wird.»
Camp 8, Hut 18, 19. März 1941
Liebste Irka, gestern habe ich Deinen Weihnachtsbrief erhalten! Angesichts der Tatsache, dass dieser Brief fast ein Vierteljahr unterwegs war, verstehe ich Deine Klagen über fehlende Post von mir. In den ersten beiden Monaten hatte ich keinen Penny und konnte Dir keinen Luftpostbrief schreiben. Jetzt schreibe ich jede Woche wenigstens einmal und schicke meine Briefe immer per Luftpost über Südafrika.
Nun ein paar Zeilen zu unserer Lage: Dieses Land ist nicht bereit, uns anders als hinter Stacheldraht aufzunehmen. Das Pioneer Corps, für das wir uns jetzt melden können, garantiert uns keine Rückkehr nach England. Die Transmigration in die USA hat sich als schwierig herausgestellt, denn selbst unter normalen Bedingungen ist es extrem kompliziert, alle notwendigen Papiere zusammenzubekommen. Es gibt aber eine vage Möglichkeit für Verheiratete, nach England zurückzukehren. Ich bitte Dich, Deine Freundin Janka um ein Affidavit für die USA zu bitten, wenn Du das nicht schon getan hast. Ich tue ebenfalls mein Bestes, aber wie Du Dir denken kannst, sind meine Möglichkeiten begrenzt. Ich habe um die Übertragung unserer Registrierungsunterlagen für die USA gebeten, aber noch keine Antwort erhalten. Kannst Du bitte ein kurzes persönliches Statement schreiben, in dem Du Dein Einverständnis mit meiner möglichen Transmigration in die USA bestätigst? Das sind alles erste Schritte für den Fall, dass man uns eine Emigration gestattet. Ich würde dann zuerst reisen, und Du würdest nachkommen. Wegen des Affidavits habe ich an ein American Committee geschrieben und bitte Dich nochmals, Dich an Janka und Arnold zu wenden. Man darf nicht allzu viel erwarten, aber man sollte nichts unversucht lassen.
Dein
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