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Königskinder (German Edition)

Königskinder (German Edition)

Titel: Königskinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Fischer
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so oft an Dich, dass mir die nüchterne Realität aus dem Blick gerät. Ich sehe das hübsche kleine Zimmer, in dem wir in London gewohnt haben, ich denke an unsere Spaziergänge und Gespräche im Hyde Park, und alle Ereignisse der vergangenen Monate erscheinen mir so irreal, dass es mir manchmal schwerfällt, sie zu sortieren. Ich bin in Australien, Du bist in Europa, wie konnte das nur geschehen? Manchmal erwarte ich, aus einem bösen Traum zu erwachen und mich in einer besseren Wirklichkeit vorzufinden, mit Dir und einer Arbeit und einem echten Leben.
Nun ist es sicher, dass uns in den nächsten Wochen ein Beamter des Home Office besuchen wird, um die unterschiedlichen Fälle neu zu bewerten und wahrscheinlich über die Frage einer Entlassung zu entscheiden. Vielleicht wird das unsere Probleme einer Lösung näher bringen, aber ich weiß nicht, ob die Entscheidung eine Rückkehr nach England bedeutet oder etwas anderes. Auf jeden Fall erwarte ich ein Angebot für die Verheirateten, denen es schlechter geht als den anderen. Ich hoffe, dass das Amerikanische Konsulat in Sydney unser Ansuchen aus Wien nach Sydney transferieren lässt. Ich bemühe mich auch um ein Affidavit, aber da bin ich nicht zu optimistisch. Kannst Du bitte Deinen Freunden in den USA schreiben und sie fragen? Schick mir auch eine Kopie unseres Ansuchens um Vormerkung für die Einwanderung in die USA vom November 1938, vor allem das Datum ist wichtig. Du wirst es unter meinen Papieren und Briefen finden. Bitte schreib mir rasch, was Du über eine Transmigration in die USA denkst, für den Fall, dass es mir gelingen sollte, ein Affidavit zu bekommen. Es ist schrecklich schwer, eine Entscheidung zu treffen, aber ich bitte Dich, mir bei allen weiteren Schritten zu vertrauen. Bitte antworte mir per Luftpost über Südafrika.
Dein Eric
Camp 8, Hut 18, 28. Februar 1941
Irka, Kleines, werden wir dieses Jahr wieder zusammen sein? Selbst wenn es möglich wäre, ich weiß nicht, ob ich Dir raten sollte, hierherzukommen, denn es ist sehr gefährlich. Ich würde das Risiko meiner eigenen Rückreise vorziehen, aber das hängt jetzt alles von Mr. Layton aus London ab. Wir warten voller Ungeduld auf ihn. In der Zwischenzeit gewöhnen wir uns an die veränderten Lebensbedingungen. Eigentlich ist das Leben hier nicht tot. Wir haben viele Dinge aufgebaut, die uns in der Freiheit einst wichtig waren. Es gibt eine Schule, eine Bibliothek, eine Sozialeinrichtung und eine vom Filmproduzenten Kurt Sternberg geleitete Unterhaltungsabteilung mit einem Theater, das erst vor einer Woche eine ziemlich gute Revue zum Besten gab – «Snow White and the Seven Hay Days» , mit Musik und Texten von Ray Martin und Eddy Kassner. All diese Aktivitäten sorgen dafür, uns die versagte Freiheit zu «ersetzen».
Die Schönheit der englischen Landschaft, die Du in Deinem letzten Brief beschreibst, fehlt mir sehr. Wir haben keinen einzigen Baum und kaum Grün. Draußen in der Ferne sind Baumgruppen zu erkennen, auch Wiesen mit Schafen und Farmhäuser. Das Schönste aber sind die tropischen Sonnenuntergänge, die eine großartige Farbskala entfalten. Ich sehe sie mir jeden Abend an, bis die Silhouetten der Eukalyptusbäume in der Dunkelheit verschwinden und die Sterne des Südkreuzes und die Milchstraße am nächtlichen Himmel aufleuchten. Vormittags fliegen vom Murrumbidgee her buntgefiederte Papageien kreischend über unsere Hütten. Das ist alles, was ich von der Schönheit des Landes sehen kann. Ich kenne es aus Büchern, die ich mit großem Interesse lese, die wichtigsten Straßen von Sydney kenne ich von Fotos aus der Zeitung. Das alles werde ich wahrscheinlich nie zu Gesicht bekommen.
Dein Eric
    «Hast du das gesehen?» Otto kommt aufgeregt mit einem Geldschein in der Hand angelaufen. «Erich, das musst du dir anschauen! Das ist unglaublich.»
    «Oh, eine Banknote!
    «Eine Banknote, eine Banknote! Aber was für eine! Schau doch genauer hin.»
    «Ein Geldschein im Wert von zwei Shilling. Und was da alles drauf ist! Ein Känguru, ein Emu, ein Schaf. Und rundherum Stacheldraht. Ist das jetzt unser neues Geld? Da muss ich mich ja in der canteen völlig umstellen.»
    «Wir müssen leider mit unseren schlichten Kartoffeldrucken weitermachen. Diese Scheine sind nur für Camp 7, steht auch drauf. Die hat Georg Teltscher entworfen, ein ziemlich bekannter Bauhaus-Künstler. Ein Österreicher übrigens. Schau dir diese Banknote einmal genau an: In der Stacheldrahtumrandung sind Worte

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