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Königskinder (German Edition)

Königskinder (German Edition)

Titel: Königskinder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Fischer
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sehr sie sich auf ein Wiedersehen freut.
8, Worley Rd., St. Albans, 11. August 1941
Darling, ich habe Neuigkeiten, über die Du Dich sicher freuen wirst: Heute habe ich mit Mr. Williams, meinem Arbeitgeber, gesprochen. Er möchte, dass Du ihm schreibst. Dann hat er mich gefragt: «Glauben Sie, dass er Hitze vertragen kann? Es handelt sich um eine Arbeit in der Abteilung für Hitzebehandlung. Die Werkzeuge werden auf 415 Grad erhitzt, gebogen und in Öl abgeschreckt. Manche der anderen Teile werden noch höher erhitzt.» Er braucht ein paar Informationen über Dich, also Ausbildung, Erfahrung u.dgl. Ich habe ihm von Deinem dreimonatigen Schweißerkurs erzählt, und er fragte mich, ob Du chemisches Wissen hast. Natürlich bist Du für diese Arbeit ausreichend qualifiziert. Schreib ihm bitte einen netten Brief. Es ist eine sehr schwere Arbeit, heiß und schmutzig, aber auch andere Leute schaffen das, und es ist ja nicht für immer. Man muss nur dabeibleiben, denn wir dürfen den Arbeitsplatz nicht wechseln. Arbeitszeit ist von acht Uhr früh bis acht Uhr abends, ich arbeite bis sieben, mit einer Stunde Mittagspause. Aber die Fabrik ist nicht unangenehm, und ich mag meinen Job. Stell Dir nur vor, mit mir am selben Ort zu arbeiten! So eignest Du Dir eine neue Qualifikation an, und St. Albans ist ein wunderschönes Städtchen. Darling, alles hängt jetzt von Deinem Brief ab, schreib nicht zu viel, sei nüchtern, klug und klar. Und beantworte bitte seine Frage bezüglich der Hitze. Schreib sofort, es macht mir nichts aus, wenn ich auf einen Brief von Dir warten muss, vielleicht geben sie Dir auch die Erlaubnis, einen zusätzlichen Brief zu schreiben. Ich habe ihm Dein Foto gezeigt, und er hat mich gefragt, ob Du groß oder klein bist. Nun werde ich herausfinden, was er unternehmen muss, um Dich anzufordern. Ich habe ihm gesagt, dass Du in Wien Beamter warst und wegen der Nazis das Land verlassen musstest.
Deine Irka
12. August 1941
Meine liebe Irka, ich mache mir Sorgen, weil ich noch immer nichts von Dir gehört habe, obwohl ich meinen ersten Brief am 1. August geschrieben habe.
Meine Rückreise war sehr angenehm, zwei Monate Müßiggang, aber am Ende waren wir glücklich, wieder in England zu sein. Einige der verheirateten Männer haben von ihren Frauen oder vom Committee erfahren, dass sich bereits ein Arbeitgeber für sie gefunden hat. Vielleicht können die Quäker helfen. Ich kann Dir gar nicht sagen, kleine Irka, wie sehr ich mich nach all der Zeit nach Dir sehne! Ich habe mir auf dem Schiff unser Wiedersehen in allzu leuchtenden Farben ausgemalt, und jetzt liegt – nach 14-monatiger Trennung – ein weiteres Camp zwischen uns. Das ist deprimierend.
Dein Erich
14. August 1941
Liebste Irka, wie froh bin ich, dass es Dir gutgeht und Du Deine Arbeit magst. Die Anforderung durch einen Arbeitgeber soll wohl der schnellste Weg sein, freizukommen. Vielleicht könnte ich ja auch in der Nähe Deines Wohnortes in der Landwirtschaft arbeiten. Man muss nur einen Arbeitgeber finden. Auf keinen Fall möchte ich, dass Du meinetwegen Deinen Job wechselst, ich bin also bereit, jede Arbeit anzunehmen, die mir ermöglicht, in Deiner Nähe zu sein. Das schreibe ich auch Mrs. Unwin, und Dich bitte ich, alles Menschenmögliche zu unternehmen. Nur noch kurz: Ich brauche keine Kleidung, keine Schuhe, keine Unterwäsche, denn ich bin ziemlich gut ausgestattet. Auch keine Zigaretten, ich habe noch einige aus Australien, nur um ein paar Shilling bitte ich Dich. Hier gibt es eine Kantine, in der man Zigaretten und Lebensmittel kaufen kann. Wir unternehmen täglich einen Spaziergang in die wunderschöne Umgebung, gehen manchmal schwimmen und einmal wöchentlich in die Stadt ins Kino. Das nächste Mal schreibe ich mehr, wir haben begrenzte Zeilen.
Dein Mann Erich
21. August 1941
Liebste Irka, ich habe sofort an Mr. Williams geschrieben. Ich hoffe sehr, dass er mich anfordert, andernfalls würde meine Entlassung sehr lange dauern. Wenn er mich nicht will, bewerbe ich mich beim Committee. In den letzten Monaten in Australien durften wir keine Luftpostbriefe mehr senden, und etwa sechs Wochen vor unserer Abreise war es uns untersagt, unsere Rückkehr auch nur zu erwähnen. So konnte ich weder Dich noch Ludka verständigen, worüber ich eigentlich froh bin, denn Du hättest Dir gewiss Sorgen gemacht, wenn Du gewusst hättest, dass ich auf den sieben Meeren dieses Globus unterwegs bin. Wie froh bin ich, wieder zurück zu sein, denn es ist

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