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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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»Sie sind hier, um mich zu beraten, und nicht, um mir Vorschriften zu machen! Ich regiere hier! Ich!« Er schnappte sich ein Tintenfass und schleuderte es durch den Raum. Es zerschellte an der Wand, hinterließ einen großen schwarzen Fleck auf dem Putz und ließ dunkle Tropfen über den Ärmel von Erzlektor Sults schneeweißem Mantel regnen. »Ich! Ich! Die Tradition, die wir hier brauchen, ist die des Gehorsams!« Damit griff er nach einem Bündel Papiere und warf es nach Marovia, so dass die Blätter durch die Luft segelten. »Kommen Sie mir ja nie wieder mit ›es geht nicht‹! Nie wieder!«
    Elf völlig sprachlose Augenpaare starrten Jezal an. Eines davon – das am Endes des Tisches – lächelte. Das machte ihn jedoch noch wütender. »Collem West wird mein neuer Lord Marschall!«, kreischte er und warf vor Zorn seinen Stuhl um. »Bei unserem nächsten Treffen erwarte ich, dass Sie mich mit dem nötigen Respekt behandeln, oder ich werde Sie alle in Ketten legen lassen! In Ketten, verdammt noch mal ... und ... und ...« Plötzlich überfiel ihn ein heftiger, gemeiner Kopfschmerz. Er hatte mit allem geworfen, was in seiner Reichweite stand, und war nun plötzlich unsicher, wie er weiter vorgehen sollte.
    Bayaz erhob sich mit strengem Gesicht. »Meine Herren, das war alles für heute.«
    Der Geschlossene Rat brauchte keine zweite Aufforderung. Papiere flatterten, Gewänder raschelten, Stühle quietschten, als jeder darum drängte, als Erster den Raum zu verlassen. Hoff gelangte in den Korridor, unmittelbar gefolgt von Marovia, und Sult rauschte hinterdrein. Varuz half Torlichorm vom Boden auf und führte ihn am Arm nach draußen. »Ich entschuldige mich«, keuchte der Großkonsul mit blutigem Gesicht, als Varuz ihn durch die Tür schob, »Euer Majestät, ich entschuldige mich in aller Form ...«
    Bayaz stand streng am Ende des Tisches und sah den Ratsmitgliedern nach. Jezal verharrte wie gelähmt an seinem Platz ihm gegenüber, hin und her gerissen zwischen einem weiteren Zornesausbruch und dem Gefühl größter Scham, wobei die Scham allmählich überwog. Es schien ewig zu dauern, bis auch das letzte Ratsmitglied aus dem Raum geflohen war und sich die großen schwarzen Tore wieder schlossen.
    Der Erste der Magi wandte sich Jezal zu, und ein breites Lächeln erschien plötzlich auf seinem Gesicht. »Gut gemacht, Euer Majestät, ausgezeichnet.«
    »Was?« Jezal war sich sicher gewesen, dass er sich in solchen Maße zum Narren gemacht hatte, dass er sich nie wieder davon würde erholen können.
    »Ihre Berater werden es sich nun zweimal überlegen, Sie nicht ernst zu nehmen, denke ich. Keine neue Strategie, aber doch immer wieder äußerst erfolgreich. Harod der Große selbst besaß ein höchst aufbrausendes Temperament und verstand es hervorragend einzusetzen. Nach einem seiner Wutanfälle wagte es wochenlang niemand, seine Entscheidungen in Frage zu stellen.« Bayaz kicherte. »Obwohl ich glaube, dass selbst Harod davor zurückgeschreckt wäre, seinen eigenen Großkonsul zu verletzen.«
    »Das war kein Wutanfall!«, fauchte Jezal, dessen Jähzorn erneut aufflammte. Von den schrecklichen alten Männern, mit denen er geschlagen war, war Bayaz selbst ohne Frage der Schlimmste. »Wenn ich schon König bin, dann will ich auch so behandelt werden! Ich werde mir in meinem eigenen Palast keine Vorschriften machen lassen! Von niemandem ... von ... ich meine ...«
    Bayaz erwiderte seinen finsteren Blick, und seine grünen Augen waren erschreckend hart, als er mit eisiger Ruhe sagte: »Wenn Sie beabsichtigen, auch mir gegenüber derart aufzubrausen, Euer Majestät, so würde ich Ihnen aufs Entschiedenste davon abraten.«
    Jezals Wut war bereits fast verebbt, und unter dem eiskalten Blick des Magus schwand sie nun ganz. »Natürlich ... es tut mir leid ... es tut mir sehr leid.« Er schloss die Augen und starrte wie betäubt auf die polierte Tischplatte. Früher hatte er sich nie für irgendetwas entschuldigt. Jetzt, da er König war und sich vor niemandem mehr entschuldigen musste, konnte er plötzlich nicht mehr damit aufhören. »Ich habe das nicht gewollt«, murmelte er leise und ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken. »Ich weiß nicht, wie es dazu gekommen ist. Ich habe nichts getan, um das zu verdienen.«
    »Natürlich nicht.« Bayaz kam langsam um den Tisch herum. »Niemand kann sich den Thron je verdienen. Deshalb müssen Sie sich bemühen, sich ab jetzt seiner würdig zu erweisen. Jeden Tag. Ebenso wie Ihre

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