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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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großen Vorgänger. Kasamir, Arnault, Harod höchstselbst.«
    Jezal holte tief Luft und atmete wieder aus. »Da haben Sie natürlich recht. Wieso haben Sie nur immer recht?«
    Bayaz machte eine bescheidene Handbewegung. »Immer? Wohl kaum. Aber mir nützt meine große Erfahrung, die ich einsetzen werde, um Sie zu beraten, so gut ich kann. Sie haben die ersten Schritte auf diesem schweren Weg bereits mit Bravour gemeistert, und Sie sollten stolz auf sich sein, so wie auch ich stolz auf Sie bin. Es gibt jedoch einige Dinge, die keinen Aufschub dulden. An erster Stelle steht dabei Ihre Hochzeit.«
    Jezal klappte die Kinnlade nach unten. »Hochzeit?«
    »Ein unverheirateter König ist wie ein Stuhl mit drei Beinen, Euer Majestät. Er wird sehr leicht stürzen. Ihr Leib hat den Thron gerade eben erst berührt und sitzt noch lange nicht fest im Sattel. Sie brauchen eine Frau, die Ihnen Unterstützung bringt, und Sie brauchen Erben, damit Ihre Untertanen sich in Sicherheit wähnen. Jegliche Verzögerung eröffnet Ihren Feinden nur die Möglichkeit, gegen Sie zu arbeiten.«
    Die Schläge kamen so schnell, dass Jezal sich an den Kopf griff, als wolle er verhindern, dass sein Schädel auseinanderfiel. »Meine Feinde?« Hatte er nicht stets versucht, mit Jedem gut auszukommen?
    »Sind Sie wirklich so naiv? Lord Brock schmiedet mit Sicherheit schon ein Komplott gegen Sie. Lord Ischer wird sich auch nicht ewig abspeisen lassen. Andere im Offenen Rat haben Sie aus Angst unterstützt oder weil man sie dafür bezahlt hat.«
    »Bezahlt?«, keuchte Jezal.
    »Solche Unterstützung hält nicht ewig. Sie müssen heiraten, und Ihre Frau muss mächtige Verbündete mitbringen.«
    »Aber ich habe ...« Jezal fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und fragte sich, wie er das Thema am besten angehen sollte. »Ich habe bereits Verpflichtungen in dieser Hinsicht.«
    »Ardee West?« Jezal hatte schon den Mund geöffnet, um Bayaz zu fragen, woher er über sein Liebesleben Bescheid wusste, besann sich dann aber schnell eines Besseren. Der alte Mann schien ihn weit besser zu kennen als er selbst. »Ich weiß, wie so etwas ist, Jezal. Ich habe ein langes Leben hinter mir. Natürlich lieben Sie diese Frau. Natürlich würden Sie alles für sie aufgeben, jetzt jedenfalls. Aber dieses Gefühl wird nicht von Dauer sein, glauben Sie mir.«
    Jezal rührte sich unbehaglich. Er versuchte, sich Ardees schiefes Lächeln ins Gedächtnis zu rufen, ihr weiches Haar, ihr Lachen. So, wie er es draußen auf der Ebene getan hatte, als ihm die Erinnerung an sie so viel Trost bedeutet hatte. Aber nun fiel es ihm schwer, an sie zu denken, ohne dass ihm einfiel, wie sie ihre Zähne in seine Lippe geschlagen hatte, wie sein Gesicht nach ihrer Ohrfeige brannte und wie der Tisch unter ihnen gequietscht hatte. Das Gefühl von Scham und Schuld, die ganze verworrene Lage. Bayaz’ Stimme tönte weiter: gnadenlos ruhig, brutal realistisch, rücksichtslos vernünftig.
    »Es ist ganz natürlich, dass Sie bereits Verpflichtungen haben, aber Ihr früheres Leben ist jetzt Vergangenheit, ebenso wie die Verpflichtungen, die Sie darin eingegangen sind. Sie sind nun König, und die Menschen verlangen, dass Sie sich auch so verhalten. Sie brauchen jemanden, zu dem sie aufsehen können. Jemanden, der sich mühelos über sie erhebt. Wir reden von der Hochkönigin der Union. Der Mutter von Königen. Eine Bauerntochter mit einem Hang zu unberechenbarem Verhalten, die dazu neigt, zu viel zu trinken? Wohl eher nicht.« Jezal verzog gequält das Gesicht, als er Ardee so beschrieben hörte und doch kaum etwas dagegen sagen konnte.
    »Sie sind ein leiblicher Sohn Ihres Vaters. Aber eine Ehefrau von unanfechtbarer Herkunft würde Ihrer Linie ein weitaus größeres Gewicht verleihen. Und viel größeren Respekt. Die ganze Welt ist voller passender Gattinnen, Euer Majestät, von Frauen von hoher Geburt. Töchter von Herzögen und Schwestern von Königen, schön und kultiviert. Eine Welt voller Prinzessinnen, aus denen Sie sich eine aussuchen können.«
    Jezal spürte, wie sich seine Augenbrauen hoben. Natürlich liebte er Ardee, aber Bayaz’ Argument war schrecklich stichhaltig. Es gab so viel mehr zu berücksichtigen als seine eigenen Bedürfnisse. Wenn es schon absurd war, sich selbst als König zu sehen – die Vorstellung von Ardee als Königin war noch verrückter. Er liebte sie, natürlich. Auf gewisse Weise. Aber wenn er sich aus einer ganzen Welt voller Prinzessinnen eine aussuchen

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