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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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zornige Stimme klang auf den Korridor hinaus. »Es muss weitere Zugeständnisse geben, sonst kommt es nur zu neuen Aufständen! Wir können nicht einfach ...«
    »Herr Kronrichter, ich glaube, wir haben Besuch.«
    Der Weiße Saal war nach dem Pomp des übrigen Palasts geradezu enttäuschend. Er war nicht besonders groß. Die schlichten weißen Wände trugen keinen Schmuck. Die Fenster waren klein und verliehen dem Raum beinahe die Atmosphäre einer Zelle, in der es selbst bei Sonnenschein leicht düster blieb. Kein Windhauch strich durch die unangenehm stickige und verbrauchte Luft. Möbliert war dieser Saal lediglich mit einem langen Tisch aus dunklem Holz, auf dem sich hohe Papierstapel türmten, sechs einfachen, harten Stühlen auf jeder Seite, einem an der kurzen Fußseite und einem weiteren mit wesentlich höherer Lehne an der Stirnseite. Jezals eigener Platz, wie er annahm.
    Der Geschlossene Rat erhob sich, als er zögernd in den Saal schlich. Eine furchterregendere Versammlung alter Männer hätte man kaum finden können, und jeder von ihnen starrte Jezal in erwartungsvollem Schweigen an. Er zuckte zusammen, als die Tür hinter ihm wieder geschlossen wurde und der Riegel mit beängstigender Endgültigkeit nach unten fiel.
    »Euer Majestät.« Lord Schatzmeister Hoff verneigte sich tief. »Dürfen meine Kollegen und ich Ihnen als Erstes zu der wohlverdienten Erhebung auf den Thron gratulieren. Wir sind überzeugt, dass wir in Ihnen einen würdigen Nachfolger für König Guslav haben werden, und freuen uns darauf, Sie in den kommenden Monaten und Jahren zu beraten und Ihre Befehle auszuführen.« Er verneigte sich erneut, und die Versammlung herausragender alter Männer rührte in höflichem Applaus die Hände.
    »Nun, ich danke Ihnen allen«, sagte Jezal angenehm überrascht, auch wenn er das Gefühl hatte, für gar nichts ein würdiger Nachfolger zu sein. Vielleicht würde es doch nicht so schlimm werden, wie er befürchtet hatte. Zumindest erschienen ihm die alten Wölfe im Augenblick recht zahm.
    »Erlauben Sie mir, Ihnen unsere Runde vorzustellen«, raunte Hoff. »Erzlektor Sult, Leiter Ihrer Inquisition.«
    »Es ist mir eine Ehre, Ihnen zu dienen, Euer Majestät.« »Kronrichter Marovia, der oberste Gesetzeshüter.« »Desgleichen, Euer Majestät, es ist mir eine Ehre.«
    »Mit Lord Marschall Varuz sind Sie, wie ich glaube, bereits bekannt.«
    Der alte Soldat strahlte. »Es war eine Ehre, Sie in der Vergangenheit ausbilden zu dürfen, Euer Majestät, und es wird mir jetzt eine Ehre sein, Sie zu beraten.«
    Und so ging es weiter. Jezal nickte und lächelte jedem Mann der Reihe nach zu. Halleck, dem Lordkanzler. Torlichorm, dem Großkonsul. Reutzer, dem Lord Admiral der Flotte, und so weiter und so weiter. Endlich führte ihn Hoff dann zu dem großen Stuhl am Kopf des Tisches, und Jezal nahm dort Platz, während der Geschlossene Rat weiter lächelte. Er grinste kurz idiotisch zurück, und dann begriff er. »Oh, setzen Sie sich doch bitte.«
    Die alten Männer setzten sich, und ein paar von ihnen verzogen vor Schmerz ein wenig die Gesichter, als die alten Knie knackten und es im Rücken zwickte. Bayaz rutschte lässig in den Stuhl am anderen Ende des Tisches, Jezal gegenüber, als habe er diesen Platz sein Leben lang innegehabt. Staatsgewänder raschelten, als die alten Hinterteile auf dem polierten Holz zurechtgerückt wurden, und nach und nach wurde es im Saal so still wie in einem Grab. Ein Stuhl neben Varuz war leer. Der Stuhl, auf dem Lord Marschall Burr gesessen hätte. Wenn er nicht tot gewesen wäre. Ein Dutzend einschüchternder alter Männer wartete darauf, dass Jezal etwas sagte. Ein Dutzend alter Männer, von denen er bis vor kurzem noch gedacht hatte, dass sie alle Macht in Händen hielten, und die ihm nun Rede und Antwort stehen mussten. Eine Lage, die er sich selbst in seinen kühnsten, selbstverliebtesten Träumen nicht hätte vorstellen können. Er räusperte sich.
    »Bitte, meine Herren, fahren Sie fort. Ich werde versuchen, mich im weiteren Verlauf der Besprechung hineinzufinden.«
    Hoff lächelte unterwürfig. »Natürlich, Euer Majestät. Wenn Sie einer Erklärung bedürfen, dann müssen Sie nur fragen.«
    »Ich danke Ihnen«, sagte Jezal, »vielen ...«
    Hallecks schneidende Stimme unterbrach ihn. »Also kehren wir zu den Bauern und ihrer Haltung zurück.«
    »Wir haben bereits Zugeständnisse gemacht!«, blaffte Sult. »Zugeständnisse, die von den Bauern ohne weiteres angenommen

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