Königsklingen (First Law - Band 3)
haben in der Nähe der Vier Ecken für ganz schön viel Wallung gesorgt. Haben von Rechten erzählt und rumgejammert, dass die Leute betrogen worden wären, und sie haben behauptet, Brock hätte König werden sollen. Sie meinen, es sei eine Kundgebung gewesen. Wir hingegen haben gesagt, es war Hochverrat.«
»Hochverrat, was?«
Die genaue Definition ist bekanntermaßen höchst dehnbar.
»Picken Sie sich die Rädelsführer heraus und lassen Sie ein paar Papiere unterschreiben. Angland ist wieder in den Händen der Union. Höchste Zeit, dass wir ein paar Verräter dort hinschicken.«
»Sie sind schon dabei. Sonst noch was?«
»Aber ja.«
Wieder jongliere ich mit Messern. Eines kommt herabgesaust, zwei fliegen hoch. Immer mehr Klingen drehen sich in der Luft, und jede von ihnen hat eine tödliche Schneide.
»Vorhin hatte ich Besuch von Seiner Eminenz. Er war kurz, aber für meinen Geschmack doch zu lang.«
»Arbeit für uns?«
»Nichts, was Sie reich machen wird, falls es das ist, worauf Sie hoffen.«
»Ich hoffe immer. Man könnte mich wohl einen Optimisten nennen.«
»Wie schön für Sie.«
Ich neige eher zur anderen Richtung.
Glokta holte tief Luft und stieß sie in einem langen Seufzer wieder aus. »Der Erste der Magi und seine kühnen Mitstreiter.«
»Schon wieder?«
»Seine Eminenz wünscht Informationen.«
»Aber sagen Sie ... dieser Bayaz ... ist er nicht ziemlich vertraut mit dem neuen König?«
Glokta hob eine Augenbraue, als ein erstickter Schmerzensschrei den Flur hinunterhallte.
Vertraut? Bayaz hätte ihn sich genauso gut aus Ton formen können.
»Deswegen müssen wir ihn ja im Auge behalten, Praktikal Severard. Zu seinem eigenen Schutz. Mächtige Männer haben mächtige Feinde, nicht nur mächtige Freunde.«
»Meinen Sie, dass der Wegkundige noch etwas weiß?« »Nichts, das uns weiterhilft.«
»Schade. Ich habe mich allmählich schon daran gewöhnt, dass dieser kleine Drecksack bei uns ist. Er hat eine tolle Geschichte über einen großen Fisch auf Lager.«
Glokta saugte an seinem leeren Zahnfleisch. »Lassen Sie ihn einstweilen, wo er ist. Vielleicht weiß Praktikal Frost seine Märchen zu schätzen.«
Er hat schließlich viel Humor.
»Wenn der Wegkundige uns nicht nützt, wen quetschen wir dann aus?«
Gute Frage. Neunfinger ist weg. Bayaz selbst hat sich sicher im Palast eingemauert, und sein Lehrling weicht kaum von seiner Seite. Der frühere Jezal dan Luthar ist mittlerweile leider außerhalb unserer Reichweite
... »Was ist mit dieser Frau?«
Severard hob den Kopf. »Sie meinen diese braune Schlampe?«
»Sie ist doch noch in der Stadt, oder nicht?«
»Soweit ich weiß, ja.«
»Dann folgen Sie ihr und finden Sie heraus, was mit ihr los ist.«
Der Praktikal hielt inne. »Muss ich?«
»Wieso? Haben Sie Angst?«
Severard hob seine Maske an und kratzte sich darunter. »Es gibt Leute, denen ich lieber folgen würde.«
»Das Leben ist eine lange Abfolge von Dingen, die wir lieber täten.« Glokta sah den Korridor entlang und versicherte sich, dass niemand dort war. »Wir müssen auch ein paar Dinge über Carmee dan Roth herausfinden, die angebliche Mutter unseres jetzigen Königs.«
»Was für Dinge?«
Glokta beugte sich zu Severard herüber und zischte ihm leise ins Ohr: »Zum Beispiel, ob sie wirklich ein Kind gebar, bevor sie starb. Ob es sich bei dem Kind um die Frucht der überaktiven Lenden König Guslavs handelte. Und ob dieses Kind dann tatsächlich zu dem Mann heranwuchs, den wir jetzt auf dem Thron haben. Sie wissen schon, welche Fragen Sie stellen müssen.«
Fragen, die uns richtig in Schwierigkeiten bringen können. Fragen, die manche Leute als Hochverrat bezeichnen würden. Denn die Definition ist ja bekanntermaßen höchst dehnbar.
Severards Maske sah aus wie immer, aber der Rest seines Gesichts machte einen recht bestürzten Eindruck. »Sind Sie sicher, dass wir da herumstochern sollten?«
»Warum fragen Sie nicht den Erzlektor, ob er sich sicher ist? Mir gegenüber hat er sich ziemlich sicher angehört. Holen Sie sich Frost zu Hilfe, wenn Sie auf Schwierigkeiten stoßen.«
»Aber ... was suchen wir denn? Wie werden wir ...«
»Wie?«, zischte Glokta. »Wenn ich mich um jede Kleinigkeit selbst kümmern wollte, dann würde ich Ihre Dienste überhaupt nicht benötigen. Ziehen Sie los und sehen Sie zu, dass das erledigt wird!«
Als Glokta noch jung und gut aussehend, flink und vielversprechend, bewundert und beneidet gewesen war, hatte er viel Zeit in den Tavernen
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