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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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von Adua zugebracht.
    Obwohl ich mich nicht erinnere, je so tief gesunken zu sein, nicht einmal in meinen dunkelsten Stunden, dass ich hier gelandet wäre.
    Inzwischen fühlte er sich kaum mehr fehl am Platze, als er zwischen der Kundschaft hin und her humpelte. Hier war es die Norm, verkrüppelt zu sein, und er hatte mehr Zähne als der Durchschnitt. Fast jeder Gast war von entstellenden Narben oder schwächenden Verletzungen gezeichnet oder mit Schwären oder Warzen gesegnet, die jeder Kröte zur Ehre gereicht hätten. Es gab Männer, deren Gesichter so rau waren wie die Kruste auf einer abgestandenen Schüssel Haferbrei. Männer, die stärker zitterten als Blätter im Sturm und die nach alter Pisse stanken. Männer, die aussahen, als würden sie einem Kind die Kehle durchschneiden, nur um ihre Messer zu wetzen. Eine betrunkene Hure lehnte in einer Haltung an einem Stützpfosten, die nicht einmal ein völlig verzweifelter Seemann hätte erregend finden können.
Derselbe Geruch von saurem Bier und Hoffnungslosigkeit, altem Schweiß und frühem Tod, den ich von den Stätten meiner wüstesten Ausschweifungen in Erinnerung habe. Nur stärker.
    An einer Seite des stinkenden Gastraumes gab es einige abgetrennte Nischen. Unter gewölbten Torbogen hingen traurige Schatten, darunter saßen noch traurigere Betrunkene.
Und wen könnte man in einer solchen Umgebung zu treffen erwarten?
Glokta schlurfte bis zur letzten Nische und hielt dort inne.
    »Na, wer hätte das gedacht. Ich hätte nicht geglaubt, Sie lebend wiederzusehen.«
    Nicomo Cosca sah sogar noch heruntergekommener aus als bei ihrem ersten Treffen, falls das möglich war. Er hatte sich vor der glitschigen Wand hingelümmelt, die Hände baumelten frei herab, sein Kopf war zur Seite gekippt, und die Augen hielt er kaum geöffnet, während er zusah, wie Glokta sich unter Schmerzen auf einen Stuhl ihm gegenüber sinken ließ. Seine Haut hatte in dem flackernden Licht, das eine einzige billige Kerzenflamme verströmte, eine seifige Farbe, dunkle Tränensäcke lagen unter seinen Augen, und Schatten zuckten über sein verhärmtes, knochiges Gesicht. Der Ausschlag an seinem Hals hatte sich weiter ausgebreitet und rankte jetzt bis zu seinem Kiefer hoch wie Efeu an einer Ruine.
Wenn er sich noch ein bisschen weiter Mühe gibt, dann sieht er bald fast genauso krank aus wie ich.
    »Superior Glokta«, keuchte er mit einer Stimme, die so brüchig war wie Baumrinde. »Es freut mich, dass Sie meine Nachricht erhalten haben. Was für eine Ehre, dass wir entgegen aller Wahrscheinlichkeit unsere Bekanntschaft erneuern können. Demnach haben Ihre Herren Ihre Bemühungen im Süden nicht mit einer durchgeschnittenen Kehle belohnt?«
    »Es hat mich zwar ebenso überrascht wie Sie, aber so ist es.«
Obwohl dafür ja auch immer noch genug Zeit ist.
»Wie lief es in Dagoska, nachdem ich die Stadt verlassen hatte?«
    Der Styrer blies die hohlen Backen auf. »Wenn Sie schon so fragen – in Dagoska herrschte Chaos. Viele Männer kamen um. Viele gerieten in die Sklaverei. So ist es nun mal, wenn die Gurkhisen zum Abendessen vorbeikommen, nicht wahr? Gute Männer fanden ein übles Ende, und schlechten Männern erging es kaum besser. Für sie alle ging es böse aus. So auch für Ihren Freund, General Vissbruck.«
    »Nach dem, was ich hörte, schnitt er sich selbst die Kehle durch.«
Unter stürmischem Beifall der Öffentlichkeit.
»Wie konnten Sie entkommen?«
    Coscas Mundwinkel kräuselten sich, als hätte er gern gelächelt, ohne aber die Energie dazu aufbringen zu können. »Ich habe mich als Dienstmädchen verkleidet und mich nach draußen gevögelt.«
    »Eine originelle Idee.«
Aber es ist wohl wahrscheinlicher, dass Sie den Gurkhisen die Tore öffneten und dafür die Freiheit erhielten. Ob ich in Ihrer Lage wohl dasselbe getan hätte? Vermutlich.
»Und welch ein Glück für uns beide.«
    »Es heißt, das Glück sei eine Frau. Sie fühlt sich stets zu jenen hingezogen, die sie am wenigsten verdienen.«
    »Mag sein.«
Obwohl ich zwar auch unwürdig bin, mir aber doch kein Glück beschieden ist.
»Es ist jedenfalls ein glücklicher Zufall, dass Sie gerade jetzt in Adua auftauchen. Die Lage ist ... sehr unsicher.«
    Glokta hörte ein Quieken und Rascheln, und eine große Ratte schoss unter seinem Stuhl hervor, um einen Augenblick bestens sichtbar auf dem Boden zu verharren. Cosca schob eine unsichere Hand unter seine fleckige Jacke und zog sie ruckartig wieder hervor. Ein Messer flog durch die

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