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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Schulter hinweg einigen Männern zu. »Lasst uns bergen, was wir können, solange es geht!«
    »In einer solchen Zeit kann man nie genug Pfeile haben«, sagte Tul. »Heute haben wir eine ganze Menge von diesen Crinna-Drecksäcken um die Ecke gebracht. Wahrscheinlich haben wir heute Abend mehr Speere als heute Morgen.«
    Hundsmann brachte ein Grinsen zustande. »Ist doch nett, dass sie uns ein paar Waffen mitbringen.«
    »Joh. Außerdem würden sie sich wahrscheinlich ganz schön langweilen, wenn uns die Pfeile ausgingen«, lachte Tul und schlug dem Hundsmann härter denn je auf die Schulter, so heftig, dass ihm die Zähne klapperten. »Wir haben uns gut geschlagen! Du hast dich gut geschlagen! Wir sind immer noch am Leben, oder nicht?«
    »Ein paar von uns.« Hundsmann sah zum Leichnam eines Mannes, der oben auf dem Turm gestorben war. Ein alter Krieger mit fast ganz grauem Haar, dem ein Pfeil im Hals steckte. Das war Pech, an einem so nassen Tag wie heute einen Pfeil abzubekommen, aber in einer solchen Schlacht hatte man nun mal eben nicht nur Glück, sondern auch mal Pech. Er sah ins Tal herunter, über dem allmählich die Dunkelheit heraufzog. »Wo, zur Hölle, bleiben die Jungs von der Union?«
     
    Wenigstens hatte der Regen aufgehört. Man musste auch für die kleinen Dinge im Leben dankbar sein, zum Beispiel für ein rauchendes Feuer nach der ganzen Nässe. Man musste für kleine Dinge dankbar sein, wenn jede Minute die letzte des Lebens sein konnte.
    Logen saß neben der mickrigen Flamme und rieb sich sanft die rechte Handfläche. Sie war wund, rotgescheuert und steif, weil sie den ganzen Tag den rauen Griff des Schwerts des Schöpfers umklammert hatte, und an den Fingergelenken zeigten sich Blasen. Am Kopf hatte er fast überall irgendwelche Verletzungen. Der Stich an seinem Bein brannte, aber er konnte immer noch einigermaßen laufen. Es hätte viel schlimmer kommen können. Inzwischen hatten sie drei mal zwanzig Mann begraben, und man hatte sie tatsächlich in Gräber zu je einem Dutzend gelegt, ganz wie Crummock es vorhergesagt hatte. Drei mal zwanzig und mehr waren wieder zu Schlamm geworden, und doppelt so viele waren verletzt, manche davon schwer.
    Drüben am großen Feuer war Dow zu hören, der mit grollender Stimme davon erzählte, wie er einem Ostländer ein Messer in die Nüsse gerammt hatte, und dann erklang Tuls dröhnendes Lachen. Logen fühlte sich kaum noch zu ihnen zugehörig, jetzt nicht mehr. Er fragte sich, ob er das je getan hatte. Eine Gruppe Männer, gegen die er gekämpft und die er besiegt hatte. Leben, die er verschont hatte, obwohl es keinen vernünftigen Grund dafür gab. Männer, die ihn mehr gehasst hatten als den Tod, die ihm aber zur Gefolgschaft verpflichtet waren. Sie waren kaum mehr seine Freunde als Espe. Vielleicht war der Hundsmann sein einziger wahrer Freund im ganzen Weltenrund, und selbst in seinen Augen konnte Logen von Zeit zu Zeit Spuren jenes alten Zweifels aufflammen sehen, Spuren der alten Angst. Er fragte sich, ob er sie jetzt sehen konnte, als der Hundsmann aus der Dunkelheit trat.
    »Glaubst du, sie kommen heute Nacht?«, fragte Hundsmann.
    »Früher oder später wird er es im Dunkeln probieren«, sagte Logen, »aber ich vermute, dass er damit warten wird, bis wir etwas mürber sind.«
    »Kann man denn noch mürber sein als jetzt?«
    »Das werden wir wohl rausfinden.« Logen verzog das Gesicht, als er die schmerzenden Beine ausstreckte. »Aber irgendwie macht es doch den Anschein, als wäre einem dieser ganze Scheiß früher mal leichter gefallen.«
    Hundsmann gab ein schnaubendes Geräusch von sich. Kein Lachen, jedenfalls nicht so richtig. Eher so, als wollte er Logen einfach wissen lassen, dass er ihn gehört hatte. »Das Gedächtnis spielt einem manchmal Streiche. Erinnerst du dich an Carleon?«
    »Klar.« Logen blickte auf seinen fehlenden Finger, und er ballte die Hand zur Faust, damit sie so aussah wie früher. »Komisch, früher war das alles irgendwie einfacher. Für wen man kämpfte und warum. Über so was habe ich mir früher irgendwie nie Gedanken gemacht.«
    »Ich schon«, sagte Hundsmann.
    »Ehrlich? Hättest du mal was gesagt.«
    »Hättest du zugehört?«
    »Nein. Vermutlich nicht.«
    Eine Minute saßen sie schweigend da.
    »Meinst du, wir werden das hier lebend überstehen?«, fragte der Hundsmann.
    »Vielleicht. Wenn die Union hier morgen aufkreuzt, oder übermorgen.«
    »Meinst du, das wird sie?«
    »Vielleicht. Wir können es zumindest

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