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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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reife Leistung.
    Bayaz verdrehte die Augen himmelwärts. »Weil dir die Umgangsformen fehlen, die es dir erlauben würden, länger als fünf Minuten allein in einer Stadt wie dieser zu überleben. Wieso denn sonst? Sie werden sicherlich zum Agriont gehen, nehme ich an?«, wandte er sich nun an Jezal.
    »Ja. Ja, natürlich.«
    »Nun gut. Ich möchte Ihnen danken, Hauptmann Luthar, für die Rolle, die Sie in unserem kleinen Abenteuer gespielt haben.«
    »Wie können Sie es wagen, Sie magiebesessenes Arschloch? Diese ganze Geschichte war eine enorme, schmerzvolle, entstellende Verschwendung meiner Zeit und ist zudem in Gänze gescheitert.« Aber was Jezal dann wirklich sagte, war: »Natürlich, gern.« Er gab dem alten Mann die Hand und wollte sie schlaff ein wenig schütteln. »Es war mir eine Ehre.«
    Bayaz’ Griff war erschreckend fest. »Das freut mich zu hören.« Jezal fand sich unversehens überraschend dicht vor dem Gesicht des alten Mannes und starrte nun aus unbehaglich großer Nähe in seine funkelnden grünen Augen. »Vielleicht wird die Notwendigkeit bestehen, noch einmal zusammenzuarbeiten.«
    Jezal blinzelte. Zusammenarbeit war in diesem Zusammenhang ein wirklich hässliches Wort. »Nun ... äh ... dann werde ich Sie ja vielleicht ... später wiedersehen?« Lieber hätte er »niemals« gesagt.
    Aber Bayaz grinste nur, während er Jezals prickelnde Finger losließ. »Oh, ich habe ganz sicher das Gefühl, dass wir uns wiedersehen werden.«
    Die Sonne schien freundlich durch die Zweige der Duftzeder und warf einen unregelmäßigen Schatten auf den Boden, genau wie immer. Eine angenehme Brise strich über den Hof, und die Vögel zwitscherten in den Bäumen, so wie sie es stets getan hatten. Die alten Kasernengebäude hatten sich nicht verändert, sie umschlossen, von Efeu überwuchert, den engen Hof an allen Seiten. Aber hier endete die Übereinstimmung mit Jezals glücklichen Erinnerungen. Ein Schimmer von Moos war die Beine der Stühle hinauf gekrochen, die Platte des Tisches war dick mit Vogeldreck überkrustet, das Gras hatte man seit Wochen nicht geschnitten, und Jezal schlugen die Köpfe kräftiger Unkräuter gegen die Waden, als er über den Rasen schritt.
    Die Kartenspieler von damals waren lange schon nicht mehr da. Er verfolgte das Schattenspiel auf dem grauen Holz, erinnerte sich an das Geräusch ihres Lachens, an den Geschmack von Rauch und starker geistiger Getränke, an das Gefühl der Karten in seiner Hand. Hier hatte Jalenhorm gesessen, wie immer hart und männlich spielend. Hier hatte Kaspa über die Witze gelacht, die man auf seine Kosten riss. Hier hatte sich West zurückgelehnt und mit resignierter Missbilligung den Kopf geschüttelt. Hier hatte Brint nervös sein Blatt sortiert und auf die großen Gewinne gehofft, die sich niemals einstellten.
    Und hier war Jezals Platz gewesen. Er zog den Stuhl aus dem Gras, das dessen Beine umklammerte, setzte sich, legte einen Stiefel auf den Tisch und kippelte auf die hinteren Stuhlbeine. Es erschien ihm auf einmal kaum vorstellbar, dass er einst hier gesessen hatte, die anderen beobachtete, sie auszutricksen versuchte und darüber nachdachte, wie es ihm am besten gelingen würde, seine Freunde neben sich klein zu machen. Er versicherte sich, dass er sich nun nicht mehr auf derart närrische Beschäftigungen einlassen wollte. Jedenfalls nicht für mehr als ein paar Runden.
    Wenn er erwartet hatte, sich nach einer ausgiebigen Wäsche, einer sorgfältigen Rasur, dem Auszupfen einiger Stoppeln und dem langwierigen Zurechtlegen seiner Frisur wieder heimisch zu fühlen, dann wurde er enttäuscht. Die vertraute Körperpflege vermittelte ihm nur noch mehr den Eindruck, in seiner eingestaubten Wohnung ein Fremder zu sein. Es fiel ihm schwer, sich am Glanz der Stiefel und Knöpfe zu ergötzen oder an der Anordnung der goldenen Tressen.
    Als er endlich vor dem Spiegel stand, wo er früher so viele angenehme Stunden zugebracht hatte, beunruhigte ihn sein eigener Anblick entschieden. Ein hagerer, wettergegerbter Abenteurer sah ihn mit hellen Augen aus dem Visserine-Glas an, und dem sandfarbenen Bart gelang es kaum, die hässliche Narbe an seinem schiefen Kiefer zu verdecken. Seine alten Uniformen saßen allesamt unangenehm eng, der gestärkte Stoff kratzte, und der hohe Kragen würgte ihn. Er hatte überhaupt nicht mehr das Gefühl, in diese Kleidung hineinzupassen. Er empfand sich nicht länger als Soldat.
    Auch hatte er keine Ahnung, bei wem er sich nun melden

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