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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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seinem Lächeln. »Obwohl ich gern noch ein bisschen hier bleiben und mich mit dir unterhalten würde, muss ich nun doch wieder gehen, um die Räder weiter anzutreiben.« Er drehte einen Finger im Kreis in der Luft. »Die Räder müssen sich drehen, nicht wahr, Maljinn?«
    »Dann geh«, raunzte Ferro. »Ich halte dich nicht auf.«
    »Das könntest du auch nicht, selbst wenn du es wolltest. Ich würde dir einen guten Tag wünschen. Aber ich vermute, so etwas hast du noch nie gehabt.« Damit schlenderte er hinaus, und die Tür klickte hinter ihm ins Schloss.
    Blitzschnell huschte Ferro durch das Zimmer und riss den Riegel des Fensters zurück. Sie hatte schon einmal getan, was Bayaz ihr gesagt hatte, und es hatte ihr nichts gebracht als ein verschwendetes Jahr. Jetzt würde sie ihre eigenen Entscheidungen fällen. Sie schob die Vorhänge zur Seite und glitt auf den Balkon. Der Wind trieb zusammengekrümmte Blätter vor sich her und peitschte den Nieselregen über die Rasenflächen. Ein schneller Blick den feuchten Weg hinauf und hinunter zeigte ihr, dass es nur einen Wachmann gab, und der blickte, in seinen Mantel eingewickelt, in die falsche Richtung.
    Manchmal ist es am besten, die erste sich bietende Gelegenheit beim Schopf zu packen.
    Ferro schwang die Beine über das Geländer, überwand sich und sprang ins Leere. Sie bekam den glitschigen Ast eines Baumes zu fassen, schwang sich zu dessen Stamm hinüber, rutschte dann auf die feuchte Erde und kroch, sich stets nahe am Boden haltend, hinter eine sauber geschnittene Hecke.
    Schon bald hörte sie Schritte, dann auch Stimmen. Bayaz’ Stimme und Yulweis, die sich über den fauchenden Wind miteinander unterhielten. Verdammt, aber diese alten Narren liebten es, mit den Lippen zu wackeln.
    »Sulfur?«, war nun Yulwei zu hören. »Er ist immer noch bei dir?«
    »Wieso sollte er nicht?«
    »Seine Studien gerieten in ... gefährliches Fahrwasser. Das habe ich dir gesagt, Bruder.«
    »Und? Khalul ist in der Auswahl seiner Diener nicht so pingelig ...«
    Sie kamen außer Hörweite, und Ferro musste sich hinter der Hecke in geducktem Lauf beeilen, um mit ihnen Schritt halten zu können.
    »... mir gefällt diese Angewohnheit nicht«, sagte Yulwei, »Gestalt anzunehmen, die Haut zu wechseln. Eine verfluchte Kunst. Du weißt, wie Juvens darüber dachte ...«
    »Ich habe keine Zeit, um mich wegen der Gefühle eines Mannes zu sorgen, der seit Jahrhunderten unter der Erde liegt. Es gibt kein Drittes Gebot, Yulwei.«
    »Vielleicht sollte es das geben. Das Gesicht eines anderen zu stehlen ... die Kniffe von Glustrod und seinen Teufelsblütern. Künste, die sie sich von der Anderen Seite liehen ...«
    »Wir müssen alle Waffen einsetzen, die uns zu Gebote stehen. Ich habe für Mamun nichts übrig, aber er hat recht. Man nennt sie die Hundert Worte, weil sie hundert an der Zahl sind. Wir sind zu zweit, und die Zeit ist nicht gnädig zu uns gewesen.«
    »Warum warten sie dann noch?«
    »Du kennst Khalul, Bruder. Immer vorsichtig, wachsam, überlegt. Er wird seine Kinder erst dann aufs Spiel setzen, wenn er nicht mehr anders kann ...«
    Durch die Lücken der nackten Zweige sah Ferro den drei Männern zu, wie sie an den Wachen vorbei und durch das Tor in der hohen Palastmauer schritten. Sie gab ihnen einen kurzen Vorsprung, dann ging sie hinter ihnen her, die Schultern erhoben, als hätte sie eine wichtige Aufgabe zu erledigen. Sie fühlte die harten Blicke der Bewaffneten, die das Tor flankierten, aber sie waren daran gewöhnt, dass sie nach ihrem eigenen Gutdünken kam und ging. Endlich einmal schwiegen sie.
    Zwischen den großen Gebäuden, vorbei an den Statuen, durch die langweiligen Gärten folgte sie den zwei Magi und ihrem Zauberlehrling über den Agriont. Sorgsam hielt sie Abstand, verbarg sich in Eingängen, unter Bäumen oder ging hinter den wenigen Menschen her, die über die windigen Straßen eilten. Manchmal ragte über den Gebäuden eines Platzes oder am Ende einer Straße das Haus des Schöpfers wie ein großer Berg auf. Zuerst verschwommen grau hinter dem Regenschleier, aber dann immer schwärzer, riesig und klar umrissen, je näher sie kamen.
    Die drei Männer führten sie zu einem verfallenen Gebäude, von dessen eingesunkenem Dach abbröckelnde Türmchen aufragten. Ferro kniete sich hin und sah ihnen hinter einer Ecke verborgen zu, während Bayaz mit dem Ende seines Stabs gegen die wacklige Tür schlug.
    »Ich bin froh, dass du den Samen nicht fandest, Bruder«, sagte

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