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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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König hin oder her. »Du solltest dir eben besser überlegen, wem du eine Krone auf den Schädel schiebst.«
    »Das ist ja das Problem mit den Kronen, irgendjemand muss sie tragen. Man kann sie nur irgendwo in der Menge fallen lassen und aufs Beste hoffen.« Bayaz warf Yulwei einen finsteren Blick zu. »Was ist mit dir, Bruder? Warst du außerhalb der Mauern unterwegs?«
    »Das war ich.«
    »Und was hast du gesehen?«
    »Tod. Sehr viel Tod. Die Soldaten des Imperators strömen in die westlichen Bezirke Aduas, und seine Schiffe verstopfen die Bucht. Jeden Tag kommen mehr Truppen die Straße von Süden entlang und verstärken den Griff der Gurkhisen um die Stadt.«
    »So viel kann ich auch von den Idioten im Geschlossenen Rat erfahren. Was ist mit Mamun und mit seinen Hundert Worten?«
    »Mamun, dreimal gesegnet und dreimal verflucht? Der wundersame erste Lehrling des großen Khalul, Gottes rechte Hand? Er wartet. Er und seine Brüder und Schwestern, sie haben ein großes Zelt vor den Grenzen der Stadt. Sie beten um den Sieg, sie hören süße Musik, sie baden in duftendem Wasser, sie aalen sich nackt und geben sich der Fleischeslust hin.
    Sie warten darauf, dass die gurkhisischen Soldaten die Mauern der Stadt überwinden, und sie essen.« Er sah zu Bayaz auf. »Sie essen Nacht und Tag, in offener Missachtung des Zweiten Gebots. Dreist verspotten sie die feierlichen Worte des Euz. Sie bereiten sich auf den Augenblick vor, an dem sie dich herausjagen wollen. Jenen Augenblick, für den Khalul sie gemacht hat. Sie glauben, dass es nun nicht mehr lange dauern wird. Sie polieren ihre Rüstungen.«
    »Tun sie das?«, zischte Bayaz. »Dann sollen sie verdammt sein.«
    »Sie haben sich bereits selbst verdammt. Aber das ist uns keine Hilfe.«
    »Dann müssen wir das Haus des Schöpfers besuchen.« Ferros Kopf zuckte hoch. Es war etwas an diesem großen, nüchternen Turm, das sie seit ihrer Ankunft in Adua fasziniert hatte. Immer wieder merkte sie, dass ihre Augen von dem riesenhaften Gebäude angezogen wurden, das sich groß wie ein Berg und unberührbar über den Rauch und über den Wahnsinn erhob.
    »Wieso?«, fragte Yulwei. »Beabsichtigst du, dich dort selbst einzuschließen? So wie Kanedias es einst tat, als wir nach unserer Rache dürsteten? Willst du dich in der Dunkelheit verkriechen, Bayaz? Und wirst diesmal du es sein, den man herunterwirft, damit er auf der Brücke zerschmettert wird?«
    Der Erste der Magi schnaubte. »Du kennst mich besser, als dass du das glauben würdest. Wenn sie kommen, um mich zu holen, werde ich ihnen offen gegenübertreten. Aber es gibt immer noch Waffen in der Dunkelheit. Eine oder zwei Überraschungen aus der Schmiede des Schöpfers, die wir gegen unsere verfluchten Freunde vor den Mauern einsetzen könnten.«
    Yulwei sah noch besorgter aus als zuvor. »Den Trenner?«
    »Eine Klinge auf dieser«, wisperte Quai aus einer Ecke, »und eine auf der anderen Seite.«
    Bayaz ignorierte ihn wie üblich. »Er durchtrennt alles, sogar einen Verzehrer.«
    »Wird er auch hundert Verzehrer durchtrennen?«, fragte Yulwei.
    »Mir würde Mamun allein reichen.«
    Yulwei entfaltete seine Glieder und erhob sich seufzend aus seinem Sessel. »Nun gut, geh voran. Ich werde das Haus des Schöpfers mit dir betreten, ein letztes Mal.«
    Ferro fuhr sich mit der Zunge über die Zähne. Die Vorstellung, dort hineinzugehen, war unwiderstehlich. »Ich werde mit euch kommen.«
    Bayaz sah sie starr an. »Nein, das wirst du nicht. Du kannst hier bleiben und vor dich hin schmollen. Das war doch schon immer dein größtes Talent, oder nicht? Ich würde dich ungern der Möglichkeit berauben, es noch einmal richtig auszuspielen. Du wirst mit uns kommen«, blaffte er Quai an. »Und du musst dich um deine Geschäfte kümmern, nicht wahr, Yoru?«
    »Das muss ich, Meister Bayaz.«
    »Gut.« Der Erste der Magi schritt durch die Tür, gefolgt von Yulwei, und der Zauberlehrling huschte hinterdrein. Sulfur regte sich nicht. Ferro sah ihn finster an, und er grinste zurück, den Kopf gegen die Wandverkleidung gelehnt und das Kinn zur stuckverzierten Decke gereckt.
    »Sind diese Hundert Worte nicht auch deine Feinde?«, wollte Ferro wissen.
    »Meine schlimmsten und bittersten Feinde.«
    »Wieso kämpfst du dann nicht?«
    »Oh, es gibt andere Wege des Kämpfens, als sich da unten im Dreck herumzuwälzen.« Es lag etwas in diesen Augen, eines dunkel, eines hell, dessen Anblick Ferro nicht gefiel. Und es war etwas Hartes, Hungriges hinter

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