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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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des Schöpfers blieb vor ihm stehen und sah ihm ins Gesicht. »Ich sterbe nicht.«
    Hoch über ihnen zuckte der riesige Apparat, und die Aufhängung gab einen scharfen Ton von sich, als die Kabel rissen und durch die Dunkelheit peitschten. Mit einer fast traumartigen Langsamkeit fiel die Vorrichtung herab. Schimmerndes Metall drehte, kreischte und bog sich, als sie herunterstürzte. Ferro wandte sich um und rannte los. Fünf atemlose Schritte, und dann warf sie sich zu Boden und glitt flach auf dem Bauch über den polierten Stein. Sie fühlte, wie der Samen sich gegen ihren Bauch drückte und der Luftzug der kreisenden Schwerter scharf über ihren Rücken wischte, als sie geradewegs darunter hindurchrutschte.
    Der große Mechanismus schlug hinter ihr auf den Boden und verursachte einen Lärm wie die Musik der Hölle. Jeder Ring klang wie ein riesiges Becken oder der Gong eines Riesen. Jeder hatte seinen eigenen irren Ton, ein Schreien, Klirren,
    Dröhnen gequälten Metalls, laut genug, um jeden von Ferros Knochen vibrieren zu lassen. Sie hob den Kopf und sah eine große Scheibe an sich vorüberfliegen, die mit der Kante auf den Boden schlug und helle Funken aufstieben ließ. Eine andere schoss durch die Luft und drehte sich wild wie eine Münze. Ferro keuchte, rollte seitlich weg und rutschte rückwärts, als das runde Ding neben ihr aufkam.
    Wo Yulwei und Tolomei sich gegenübergestanden hatten, lag ein Berg verdrehten Metalls, zerbrochene Ringe, verbogene Stangen und verwickelte Kabel. Ferro richtete sich benommen auf, während immer noch misstönende Echos durch die Halle waberten. Um sie herum waren Splitter aufgeschlagen und ragten nun aus dem polierten Boden. Die ganze Halle war von Bruchstücken übersät, die in den Schatten schimmerten wie Sterne am Nachthimmel.
    Sie hatte keine Ahnung, wer tot war und wer noch leben mochte.
    »Raus!«, knurrte Bayaz ihr durch die zusammengebissenen Zähne zu, das Gesicht eine schmerzverzerrte Maske. »Raus! Los!«
    »Yulwei«, murmelte sie, »ist er ...«
    »Ich werde später zurückkehren und nach ihm sehen!« Bayaz wedelte mit seinem gesunden Arm in ihre Richtung. »Geh!«
    Es gibt eine Zeit zum Kämpfen und eine Zeit zum Fliehen, und Ferro wusste das eine sehr gut vom anderen zu unterscheiden. Das hatten ihr die Gurkhisen beigebracht, tief in den Wüsten Landen. Der Durchgang bebte und zitterte, als sie darauf zulief. Ihr eigener Atem dröhnte in ihren Ohren. Sie sprang über ein schimmerndes Rad aus Metall, und ihre Stiefel trafen hart auf dem glatten Stein auf. Fast war sie hindurch. Dann fühlte sie eine bittere Kälte an ihrer Seite, und entsetzlicher Schrecken überkam sie. Mit einem Ruck wich sie zurück.
    Tolomeis weiße Hand verfehlte Ferro nur um Haaresbreite, riss ein großes Loch in die steinerne Wand und schleuderte Staub in die Luft.
    »Du gehst nirgendwohin!«
    Vielleicht war es die Zeit zum Fliehen, aber Ferros Geduld war nun endgültig am Ende. Als sie aufsprang, schwang sie bereits die Faust und legte die ganze Wut über ihre verschwendeten Monate, ihre verschwendeten Jahre, ihr verschwendetes Leben mit hinein. Ihre Knöchel prallten mit einem scharfen Krachen auf Tolomeis Kinn. Es war, als hätte man einen Eisblock geschlagen. Sie fühlte keinen Schmerz, als ihre Hand brach, aber sie fühlte, wie ihr Handgelenk nachgab und ihr Arm taub wurde. Zu spät, sich darüber Gedanken zu machen. Sie hatte bereits mit der anderen Hand ausgeholt.
    Tolomei packte ihren Arm in der Luft, bevor er sie traf, zog Ferro nahe zu sich heran und drückte sie mit schrecklicher, unwiderstehlicher Kraft hilflos auf die Knie. »Der Samen!« Die zischenden Worte froren auf Ferros Gesicht ein, rissen ihr in schwachem Stöhnen den Atem aus dem Mund, und ihre Haut brannte dort, wo Tolomei sie festhielt. Sie fühlte, wie ihre Knochen sich verdrehten und ihr Unterarm wie ein brechender Zweig zur Seite knickte. Eine weiße Hand kroch durch die Schatten auf die Ausbuchtung in Ferros Hemd zu.
    Plötzlich flammte Licht auf, eine gleißende Kurve aus Licht, das für einen blendenden Augenblick die ganze Halle erhellte. Ferro hörte einen durchdringenden Schrei, und dann war sie frei und lag zappelnd auf dem Rücken. Tolomeis Hand war sauber geradewegs unterhalb des Gelenks abgetrennt worden und hatte einen blutigen Stumpf zurückgelassen. Eine große Wunde klaffte in der glatten Wand, die tief bis in den Boden reichte; geschmolzener Stein sickerte heraus, brodelnd und zischend. Rauch

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