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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Die Schiffe meiner Flotte sowie zehntausend meiner besten Soldaten stehen zu Ihrer Verfügung.«
    West wusste kaum, was er darauf antworten sollte. »Tatsächlich?«
    »Ich habe mir die Freiheit genommen, sie bereits an Land zu setzen. Die Männer sind damit beschäftigt, die Gurkhisen aus dem Südwesten der Stadt zu vertreiben. Drei Höfe heißt die Gegend, nicht wahr?«
    »Äh ... ja.«
    Großherzog Orso gestattete sich ein hauchdünnes Lächeln. »Ein sehr passender Name für ein so innerstädtisch gelegenes Viertel. Sie brauchen sich nicht länger um Ihre westliche Flanke zu sorgen. Ich wünsche Ihnen bei Ihren Unternehmungen viel Glück, Lord Marschall. Wenn das Schicksal es so will, werden wir uns später wieder treffen. Als Sieger.« Er neigte den majestätischen Kopf und rauschte davon.
    West sah ihm starren Blickes hinterher. Er wusste, dass er wirklich dankbar hätte sein sollen, dass aus dem Nichts eine Truppe von zehntausend Styrern angerückt war, aber er konnte sich des nagenden Gefühls nicht erwehren, dass er glücklicher gewesen wäre, hätte sich Großherzog Orso niemals hier gezeigt. Allerdings hatte er in diesem Augenblick andere, drängendere Sorgen.
    »Herr Marschall!« Es war Brint, der, gefolgt von einer Gruppe von Offizieren, über den Kai eilte. Eine Seite seines Gesichts zierte ein langer Streifen verschmierter Asche. »Herr Marschall, General Poulder ...«
    »Na endlich, verdammt noch mal«, polterte West. »Jetzt werden wir wohl endlich eine Antwort hören. Wo ist der Drecksack?« Er schob Brint beiseite und erstarrte. Poulder lag auf einer Bahre, die von vier schlammbespritzten und elend wirkenden Offizieren seines Stabs getragen wurde. Sein Gesichtsausdruck war der eines friedlich schlafenden Mannes; so sehr, dass West beinahe erwartete, ihn schnarchen zu hören. Eine riesige, klaffende Wunde in seiner Brust verdarb das Bild jedoch.
    »General Poulder hat den Angriff in vorderster Front angeführt«, sagte einer der Offiziere, der mit den Tränen kämpfte. »Ein edles Opfer ...«
    West sah auf die Bahre. Wie oft hatte er diesem Mann den Tod gewünscht? Eine Welle der Übelkeit drohte ihn zu überwältigen, und er riss ruckartig die Hand vors Gesicht. »Verdammt«, flüsterte er.
     
    »Verdammt!«, zischte Glokta, als er sich auf der obersten Treppenstufe den zitternden Knöchel verdrehte und beinahe vornüber gefallen wäre. Ein hagerer Inquisitor, der ihm entgegenkam, warf ihm einen langen Blick zu. »Gibt es ein Problem?«, fauchte Glokta ihn an. Der Mann senkte den Kopf und eilte ohne ein Wort davon.
    Klack, klick, Schmerz.
Der düstere Flur glitt mit quälender Langsamkeit an ihm vorbei. Jeder Schritt war eine Pein, aber er zwang sich zum Weitergehen, trotz des Brennens in seinen Beinen, des Pochens im Fuß, des Schweißes, der unter seiner Kleidung über den verdrehten Rücken tropfte. Starre, zahnlose Lässigkeit war in seine Züge gemeißelt. Bei jedem Stöhnen und Schnaufen auf seinem Weg durch das Gebäude hatte er einen Angriff erwartet. Bei jedem Zucken, bei jedem Krampf hatte er damit gerechnet, dass Praktikale aus den Seitentüren stürzen und ihn und seine schlecht getarnten gedungenen Helfer wie Schweine abschlachten würden.
    Aber die wenigen nervösen Leute, die ihnen begegnet waren, hatten kaum aufgeblickt.
Die Angst lässt sie nachlässig werden. Die Welt steht an einem Abgrund, jeder fürchtet sich, noch einen Schritt zu tun, weil dieser Schritt vielleicht ins Leere führen könnte. Der Selbsterhaltungstrieb. Er kann die Fähigkeiten eines Mannes tatsächlich ruinieren.
    Er humpelte durch die offene Tür ins Vorzimmer zu den Diensträumen des Erzlektors. Der Sekretär hob verärgert den Kopf. »Superior Glokta! Sie können nicht einfach ...« Er geriet ins Stottern, als die Söldner in den engen Raum drängten. »Ich meine ... Sie können nicht ...«
    »Schweigen Sie! Ich handle im unmittelbaren Auftrag des Königs.«
Was soll’s, jeder lügt schließlich. Der Unterschied zwischen einem Schurken und einem Helden liegt darin, ob man ihm glaubt.
»Treten Sie zur Seite!«, zischte er die beiden Praktikalen an, die die Tür flankierten, »andernfalls werden Sie sich dafür verantworten müssen.« Die beiden Männer tauschten einen Blick, und als noch mehr von Coscas Getreuen erschienen, hoben sie gleichzeitig die Hände und ließen sich entwaffnen.
Der Selbsterhaltungstrieb. Er kann tatsächlich deutlich zum Nachteil gereichen.
    Vor der Tür hielt Glokta inne.
Wie oft

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