Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
den guten Rat anderer gelegt. »Was weißt du denn davon, was ich tun sollte, du mickriger, närrischer Rosig?«
    »Mehr als du glaubst.« Nicht einen Augenblick entließ er sie aus seinem trägen Blick. »Wir sind uns ähnlich, du und ich. Das erkennst du vielleicht nicht, aber dennoch ist es so. Wir haben viele Gemeinsamkeiten.« Ferro runzelte die Stirn. Sie wusste nicht, was der kränkliche Idiot damit meinte, aber es klang nicht gut in ihren Ohren. »Bayaz wird dir nichts geben, was du wirklich brauchst. Man kann ihm nicht vertrauen. Das habe ich zu spät erkannt, aber du hast noch Zeit. Du solltest einen anderen Herrn suchen.«
    »Ich habe keinen Herrn«, fuhr sie ihn an. »Ich bin frei.«
    Einer von Quais bleichen Mundwinkeln zuckte nach oben. »Niemand von uns wird je wirklich frei sein. Geh. Es gibt hier nichts für dich zu tun.«
    »Wieso bleibst du dann noch?«
    »Wegen der Rache.«
    Ferro blickte noch finsterer drein. »Rache wofür?«
    Der Zauberlehrling beugte sich vor, und seine hellen Augen blickten fest in ihre. Die Tür schwang knarrend auf, und er klappte den Mund wieder zu, lehnte sich zurück und sah aus dem Fenster. Als ob er nie etwas hätte sagen wollen.
    Verdammter Zauberlehrling mit seinen verdammten Rätseln. Ferro wandte ihr missmutiges Gesicht der Tür zu.
    Bayaz betrat gemächlich das Zimmer, eine Teetasse in der Hand, die er sorgfältig gerade hielt. Er sah nicht einmal in Ferros Richtung, als er an ihr vorbeirauschte und durch die geöffnete Tür auf den Balkon trat. Verdammter Magus. Sie schlich ihm nach und verengte die Augen in dem gleißenden Licht draußen. Sie standen hoch über dem Agriont, der sich unter ihnen ausbreitete, ganz ähnlich wie damals, als sie mit Neunfinger über die Dächer geklettert war, vor langer Zeit. Kleine Grüppchen fauler Rosigs bummelten über das schimmernde Gras unter ihnen, genau wie sie es getan hatten, bevor Ferro ins Alte Kaiserreich aufgebrochen war. Und dennoch war jetzt nicht mehr alles so wie zuvor.
    Überall in der Stadt war nun eine Art von Angst zu spüren. Sie konnte es in jedem der weichen, blassen Gesichter sehen. Sie spürte es in jedem ihrer Worte, in jeder ihrer Gesten. Es herrschte eine atemlose Spannung, ähnlich der Luft, kurz bevor ein Sturm losbricht. Wie ein Feld trockenen Grases, das beim geringsten Funken in Flammen aufgehen wird. Sie wusste nicht, worauf sie warteten, und ihr war es egal.
    Aber sie hatte viel Gerede über eine Wahl gehört.
    Der Erste der Magi beobachtete sie, als sie durch die Tür trat, und das helle Sonnenlicht schimmerte auf seinem kahlen Kopf. »Tee, Ferro?«
    Ferro hasste Tee, und Bayaz wusste das. Tee tranken die verdammten Gurkhisen, wenn sie Verrat im Sinn hatten. Sie erinnerte sich daran, dass die Soldaten Tee getrunken hatten, während sie abgekämpft im Staub gelegen hatte. Die Sklavenhändler hatten Tee getrunken, als sie über Preise verhandelt hatten. Uthman hatte Tee getrunken, während er sich über ihre Wut und ihre Hilflosigkeit amüsiert hatte. Und jetzt trank Bayaz ihn, die kleine Tasse anmutig zwischen dem dicken Daumen und dem Zeigefinger haltend, und er lächelte.
    Ferro knirschte mit den Zähnen. »Ich bin hier fertig, Rosig. Du hast mir Rache versprochen, aber du hast mir nichts gegeben. Ich gehe wieder in den Süden.«
    »Tatsächlich? Es täte uns leid, dich zu verlieren. Aber Gurkhul und die Union liegen miteinander im Krieg. Gegenwärtig segeln keine Schiffe nach Kanta. Das mag eine Zeit lang so bleiben.«
    »Wie komme ich dann dort hin?«
    »Du hast ausdrücklich klargemacht, dass ich nicht für dich verantwortlich bin. Ich habe dir ein Dach über dem Kopf gegeben, und du zeigst dich dafür kaum dankbar. Wenn du zu gehen wünschst, dann kannst du deine eigenen Vorbereitungen treffen. Mein Bruder Yulwei wird bald wieder zu uns stoßen. Vielleicht wird er bereit sein, dich unter seine Fittiche zu nehmen.«
    »Das reicht nicht.« Bayaz starrte sie an. Ein beängstigender Blick, durchaus, aber Ferro war nicht Langfuß oder Luthar oder Quai. Sie hatte keinen Herrn und würde niemals wieder zulassen, dass jemand über sie verfügte. »Das reicht nicht, habe ich gesagt!«
    »Was steckt nur in dir, dass du es immer wieder darauf anlegst, die Grenzen meiner Geduld auszuloten? Sie ist nicht ohne Ende, musst du wissen.«
    »Ebenso wenig wie meine.«
    Bayaz schnaubte. »Deine hat kaum einen Anfang, wie Meister Neunfinger sicherlich bestätigen kann. Ich muss schon sagen, Ferro, du hast den

Weitere Kostenlose Bücher