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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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nach der Farbe zu urteilen. Er betrachtete sie mit verblüfftem Blinzeln, dann lachte er hart und ungläubig. Es wurde eher ein Husten, ein feuchtes, salziges Husten, das tief unter seinen Rippen saß. »Ich weiß ja, dass sie mir seit Jahren schon ausgehen«, krächzte er, »aber das ist nun doch ein bisschen stark.«
    Ardee lachte nicht. Sie starrte auf seine Hände, die Augen vor Entsetzen geweitet.

PATRIOTISCHE PFLICHTEN
    Glokta verzog gequält das Gesicht, als er sich auf den Stuhl sinken ließ. Es gab keinen Tusch, um den Augenblick zu bestimmen, an dem sein schmerzender Hintern das harte Holz berührte. Keine Runde Beifall. Nur ein scharfes Knacken in seinem brennenden Knie.
Und dennoch ist es ein Augenblick von größter Bedeutung, und zwar nicht nur für mich.
    Wer auch immer die Möbel des Weißen Saales entworfen hatte, er hatte nicht nur auf klare, strenge Linien gesetzt, sondern sich sogar in das Reich ausgesprochener Unbequemlichkeit begeben.
Man sollte doch wohl annehmen, dass man sich für die mächtigsten Männer des Reiches zumindest ein paar Polster hätte leisten können. Vielleicht lag es aber auch in der Absicht, die hier Sitzenden ständig daran zu erinnern, dass man es sich an der Spitze der Macht nicht allzu gemütlich machen sollte.
Er sah zur Seite und stellte fest, dass Bayaz ihn beobachtete.
Nun, besser als ungemütlich fühle ich mich ohnehin nie. Habe ich das nicht oft gesagt?
Wieder verzog er das Gesicht, während er versuchte, mittels schlangengleicher Windungen ein wenig weiter nach vorn zu rücken, und die Stuhlbeine schabten geräuschvoll über den Boden.
    Vor langer Zeit, als ich noch ein gut aussehender, junger Mann mit besten Aussichten war, träumte ich davon, eines
    Tages als edler Lord Marschall oder geachteter Kronrichter oder sogar als ehrbarer Schatzmeister an diesem Tisch zu sitzen. Wer hätte geahnt, selbst in den dunkelsten Stunden, dass der hübsche Sand dan Glokta seinen Sitz im Geschlossenen Rat eines Tages als gefürchteter, verabscheuter, allmächtiger Erzlektor der Inquisition einnehmen würde?
Es fiel ihm schwer, das Lächeln zu unterdrücken, das sich über seinen zahnlosen Mund legen wollte, als er sich wieder auf das unnachgiebige Holz sinken ließ.
    Doch nicht jeden schien sein plötzlicher Aufstieg zu amüsieren. Vor allem König Jezal betrachtete Glokta mit einem finsteren Blick ausgesprochener Abneigung. »Bemerkenswert, dass Sie bereits in Ihrem Amt bestätigt wurden«, blaffte er.
    Bayaz ergriff sofort das Wort. »So etwas kann sehr schnell gehen, wenn der Wille dazu da ist, Euer Majestät.«
    »Immerhin«, bemerkte Hoff, der sich für einen seltenen Augenblick von seinem Weinkelch losriss, um einen melancholischen Blick über den Tisch schweifen zu lassen, »hat sich unsere Zahl ohnehin höchst betrüblich verringert.«
    Das ist wohl wahr.
Mehrere leere Stühle kündeten bedeutungsvoll von Verlusten. Marschall Varuz fehlte; er wurde allgemein für tot gehalten.
Und ist es auch mit Sicherheit, denn schließlich hat er die Verteidigung vom Kettenturm aus geleitet, ein Gebäude, das nun breit über die Straßen der Stadt verstreut liegt. Leb wohl, mein alter Fechtmeister, leb wohl.
Auch Kronrichter Marovia hatte einen leeren Platz hinterlassen.
Zweifelsohne versucht man noch, das gefrorene Fleisch von den Wänden seines Arbeitszimmers zu kratzen. Auch von meinem dritten Verehrer muss ich mich daher wohl
    verabschieden.
Lord Valdis, Befehlshaber der Heroldsritter, war ebenfalls nicht anwesend.
Hielt wohl am Südtor Wache, als die Gurkhisen ihr Sprengpulver zündeten. Die Leiche wurde bisher nicht gefunden und wird es auch nie werden, sollte man annehmen.
Admiral Reutzer fehlte ebenfalls.
Auf See von einem Entermesser aufgeschlitzt. Man rechnet leider nicht damit, dass er überlebt.
    Wahrlich, an der Spitze der Macht ist das Gedränge längst nicht mehr so groß wie früher.
    »Marschall West konnte nicht bei uns sein?«, fragte Lordkanzler Halleck.
    »Er bedauert, aber es ist ihm nicht möglich.« General Kroy schien jedes Wort mit seinen Zähnen abzukneifen. »Er hat mich gebeten, seinen Platz einzunehmen und für das Heer zu sprechen.«
    »Und wie geht es dem Herrn Marschall?«
    »Er ist verletzt.«
    »Und zudem von der zehrenden Krankheit befallen, die sich kürzlich im Agriont ausgebreitet hat«, setzte der König hinzu, der dem Ersten der Magi über den langen Tisch einen grimmigen Blick zuwarf.
    »Bedauerlich.« Bayaz’ Gesicht ließ allerdings

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