Königsklingen (First Law - Band 3)
der Union zu, wie sie murrend den Spiegelsaal verließen. Große Männer. Ischer, Barezin, Heugen und all die anderen. Männer, bei deren Anblick ihm früher der Mund offen gestanden hatte. Alle hatten sie Demut lernen müssen. Es gelang ihm kaum, das Lächeln von seinem Gesicht zu verbannen, während sie ihrer Unzufriedenheit hilflos grummelnd Luft machten. Beinahe fühlte es sich an, als wäre er König, aber dann fiel sein Blick auf seine Königin.
Terez und ihr Vater, Großherzog Orso, waren in ein äußerst hitziges Gespräch verwickelt, das in leidenschaftlichem Styrisch geführt und von beiden durch heftige Handbewegungen unterstrichen wurde. Dass er offenbar nicht das einzige Familienmitglied war, das sie zu verabscheuen schien, hätte Jezal beinahe ein wenig erleichtert, hätte er nicht vermutet, dass er selbst das Thema ihres Streits darstellte. Hinter sich hörte er ein leichtes Kratzen, und leicht angeekelt sah er das verzerrte Gesicht seines neuen Erzlektors neben sich.
»Euer Majestät.« Glokta sprach gedämpft, als ginge es um ein Geheimnis, und sah mit gerunzelter Stirn zu Terez und ihrem Vater hinüber. »Wenn ich fragen darf ... ist zwischen Ihnen und der Königin alles in Ordnung?« Seine Stimme wurde sogar noch leiser. »Wenn ich recht informiert bin, schlafen Sie kaum je im selben Raum.«
Jezal stand kurz davor, dem Krüppel ob seiner Unverschämtheit mit dem Handrücken ins Gesicht zu schlagen. Dann entdeckte er im Augenwinkel, dass Terez ihn ansah. Dieser Blick äußerster Verachtung war alles, was er als Ehemann üblicherweise von ihr zu erwarten hatte. Er ließ die Schultern hängen. »Sie erträgt es kaum, im gleichen Land zu sein wie ich, vom gleichen Bett gar nicht zu reden. Die Frau ist ein fürchterliches Luder!«, zischte er, dann senkte er den Kopf und sah zu Boden. »Was soll ich nur tun?«
Glokta dehnte den Hals erst zu einer, dann zur anderen Seite, und Jezal unterdrückte ein Erschauern, als er ein lautes Knacken vernahm. »Lassen Sie mich mit der Königin sprechen, Euer Majestät. Ich kann recht überzeugend sein, wenn ich es darauf anlege. Ich verstehe Ihre Schwierigkeiten. Schließlich habe ich selbst erst kürzlich geheiratet.«
Jezal wollte sich gar nicht vorstellen, was für ein Scheusal ein solches Ungeheuer als Ehemann akzeptiert hatte. »Tatsächlich?«, fragte er mit geheucheltem Interesse. »Wer ist denn die Dame?«
»Ich glaube, Sie beide sind entfernt miteinander bekannt. Sie heißt Ardee. Ardee dan Glokta.« Die Lippen des Krüppels gaben den Blick auf die ekelhafte Lücke zwischen den Vorderzähnen frei.
»Aber doch nicht ...«
»Die Schwester meines alten Freundes Collem West, genau.« Jezal starrte ihn sprachlos an. Glokta verbeugte sich steif. »Vielen Dank für Ihre Glückwünsche.« Damit wandte er sich ab, schlurfte zum Rand des Podests und humpelte die Stufen hinunter, wobei er sich schwer auf seinen Stock stützte.
Jezal konnte den heftigen Schock, die überwältigende Enttäuschung und das bodenlose Entsetzen kaum verbergen. Er konnte sich nicht vorstellen, welche erpresserischen Maßnahmen dieses verdorrte Ungeheuer angewandt haben mochte, um sie in eine solche Falle zu locken. Vielleicht war sie lediglich verzweifelt gewesen, nachdem Jezal sie sitzen gelassen hatte. Vielleicht hatte sie nun, da ihr Bruder krank war, niemand anderen mehr, an den sich sie wenden konnte. Noch vor wenigen Tagen, an jenem Morgen im Hospital, hatte ihr Anblick etwas in ihm berührt, genau wie immer. Er hatte noch gedacht, dass sie vielleicht eines Tages, nach einiger Zeit ...
Jetzt waren selbst solche angenehmen Tagträumereien dahin. Ardee war verheiratet, mit einem Mann, den Jezal verabscheute. Ein Mann, der in seinem Geschlossenen Rat saß. Schlimmer noch, es handelte sich um jenen Kerl, dem er in einem Augenblick des Wahnsinns die völlige Leere seiner eigenen Ehe gestanden hatte. Er hatte sich schwach gezeigt, verletzlich, lächerlich. Bitter fluchte er vor sich hin.
Nun erschien es ihm, als hätte er Ardee mit unerträglicher Leidenschaft geliebt. Als hätten sie etwas miteinander geteilt, das er nirgendwo anders mehr finden würde. Wie hatte er das damals nur übersehen können? Wie hatte er zulassen können, dass es auseinanderfiel, für das hier? Die traurige Tatsache war wohl nur, nahm er an, dass Liebe an sich niemals wirklich genügte.
Logen spürte einen Stich heftiger Enttäuschung, als er die Tür öffnete, gefolgt von einer hässlichen Welle
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