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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Zorn. Das Zimmer war leer, sauber und aufgeräumt, als habe dort nie jemand geschlafen. Ferro war verschwunden.
    Nichts hatte sich so entwickelt, wie er gehofft hatte. Vielleicht hätte er inzwischen damit rechnen sollen. Schließlich war das noch nie anders gewesen. Und dennoch schaffte er es immer wieder, alles Gute, was in seiner Reichweite war, leichtsinnig zu verspielen. Er war wie ein Mann, dessen Tür zu niedrig ist, aber der niemals lernt, sich zu ducken, sondern jeden Tag seines elenden Lebens mit dem Kopf gegen den Türsturz prallt. Gern hätte er sich leidgetan, aber er wusste, dass er es nicht besser verdiente. Man konnte nicht tun, was er getan hatte, und dann darauf hoffen, dass am Ende alles gut würde.
    Mit zusammengebissenen Zähnen verließ er das Zimmer und schritt den Flur hinunter. Die nächste Tür drückte er ohne anzuklopfen auf. Die hohen Fenster waren geöffnet, Sonnenlicht durchflutete den luftigen Raum, und die Wandbehänge flatterten leicht in der milden Brise. Bayaz saß vor einem der Fenster und hielt eine Teetasse in der Hand. Ein unterwürfiger Diener in einer Samtjacke, der auf den gespreizten Fingern der anderen Hand ein Tablett mit Tässchen balancierte, schenkte ihm aus einer silbernen Kanne ein.
    »Ah, der König der Nordmänner!«, rief Bayaz. »Wie geht ...«
    »Wo ist Ferro?«
    »Weg. Sie hat ein ziemliches Durcheinander hinterlassen, aber ich habe hinter ihr aufgeräumt, wie ich es so oft ...« »Wohin?«
    Der Magus zuckte die Achseln. »Nach Süden, könnte ich mir vorstellen. Wenn ich eine Vermutung aussprechen müsste, würde ich sagen, dass es mit Rache oder dergleichen zu tun hat. Sie hat ja immer sehr viel von Rache gesprochen. Eine äußerst schlecht gelaunte Frau.«
    »Sie hat sich verändert.«
    »Große Ereignisse, mein Freund. Niemand von uns ist noch ganz derselbe. Möchten Sie vielleicht auch eine Tasse Tee?«
    Der Diener tänzelte mit bebendem Silbertablett auf ihn zu. Logen packte ihn an seiner Samtjacke und schleuderte ihn durchs Zimmer. Der Mann schrie auf, als er gegen die Wand schlug und zwischen seinen Teetassen ausgestreckt auf dem Boden liegen blieb.
    Bayaz hob eine Augenbraue. »Ein schlichtes ›Nein‹ hätte auch genügt.«
    »Scheiß drauf, du alter Drecksack.«
    Der Erste der Magi runzelte die Stirn. »Aber aber, Meister Neunfinger, Ihr scheint heute ja in äußerst ruppiger Stimmung zu sein. Ihr seid nun König, und es steht Euch schlecht an, Euch auf diese Weise von Euren niederen Leidenschaften beherrschen zu lassen. Könige dieser Art bleiben nie lange auf dem Thron. Ihr habt noch immer Feinde im Norden. Calder und Scale haben sich sicherlich oben in den Bergen verschanzt und hecken etwas aus. Gute Manieren sollten mit guten Manieren vergolten werden, habe ich stets gedacht. Ihr wart nützlich für mich, und ich kann im Gegenzug ebenfalls nützlich für Euch sein.«
    »So wie für Bethod?«
    »Genau so.«
    »Hat ihm nicht viel gebracht.«
    »Als er meine Unterstützung genoss, ging es mit ihm aufwärts. Dann wurde er stolz und widerborstig und verlangte, dass alles nach seinem Willen geschehen sollte. Ohne meine Hilfe ... nun, den Rest kennt Ihr wohl.«
    »Halte dich aus meinen Angelegenheiten raus, Zauberer.« Logen ließ die Hand auf den Griff von Kanedias’ Schwert fallen. Wenn Schwerter Stimmen haben, wie ihm der Magus einmal erzählt hatte, dann ließ er es nun eine grimme Drohung aussprechen.
    Aber Bayaz’ Gesicht zeigte lediglich einen feinen Hauch Verärgerung. »Ein geringerer Mann wäre nun vielleicht verletzt. Habe ich nicht Euer Leben von Bethod erhandelt? Habe ich Euch nicht einen Lebenszweck gegeben, als Ihr nichts mehr hattet? Habe ich Euch nicht ans Ende der Welt geführt und Euch Wunder gezeigt, wie nur wenige Männer sie je zu Gesicht bekommen? Das sind wirklich schlechte Manieren. Sogar das Schwert, mit dem Ihr mich bedroht, habe ich Euch einst geschenkt. Ich hatte gehofft, wir könnten zu einer ...«
    »Nein.«
    »Ich verstehe. Nicht einmal ...«
    »Wir sind miteinander fertig. So wie’s aussieht, werde ich nie zu einem besseren Menschen, aber ich kann versuchen, ein nicht noch schlimmerer zu werden. Das zumindest kann ich tun.«
    Bayaz kniff die Augen zusammen. »Nun, Meister Neunfinger, Ihr überrascht mich am Ende doch. Ich hielt Euch für mutig, aber dennoch beherrscht, für berechnend und dennoch leidenschaftlich. Vor allem aber hielt ich Euch für realistisch. Aber die Nordmänner neigten stets schon zur

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