Königsklingen (First Law - Band 3)
hoffen können, letzten Male trennen – haben Sie mit dieser Wahlgeschichte zu tun?«
Glokta fühlte sein Auge zucken. »Meine Aufgaben berühren diese Angelegenheit in der Tat.«
Sagen wir, ich bin in jedem wachen Augenblick damit beschäftigt.
Carlot dan Eider lehnte sich verschwörerisch nah zu ihm herüber, die Ellenbogen auf dem Tisch, das Kinn in die Hände gestützt. »Wer wird der nächste König der Union, was meinen Sie? Wird es Brock? Ischer? Oder jemand ganz anderes?«
»Es ist noch ein wenig zu früh, das sagen zu können. Ich arbeite noch daran.«
»Dann humpeln Sie mal los.« Sie schob die Unterlippe vor. »Und es wäre wahrscheinlich besser, wenn Sie unser kleines Treffen Seiner Eminenz gegenüber nicht erwähnten.« Sie nickte, und Glokta spürte, wie man ihm wieder den Sack über den Kopf stülpte.
DAS LUMPENHEER
Jezals Befehlsstand, wenn man diesen Ausdruck angesichts der Verwirrung und Ahnungslosigkeit, die er empfand, überhaupt verwenden wollte, lag auf dem Gipfel eines sanft ansteigenden Hügels und bot einen phantastischen Blick über das flache Tal. Zumindest wäre es früher ein phantastischer Blick gewesen. So, wie die Dinge lagen, war die Aussicht alles andere als angenehm.
Die größte Gruppe der Rebellen erstreckte sich unten im Tal über einige weite Felder und wirkte dort wie ein dunkler, dreckiger und bedrohlicher Schädlingsbefall. Immer wieder blitzte heller Stahl auf, vermutlich Ackergeräte und Werkzeuge, aber sicherlich bestens geschärft.
Selbst auf diese Entfernung war ein beunruhigendes Maß an Organisation zu erkennen. Zwischen den Männern gab es gerade, regelmäßige Lücken, in denen Boten hin und her eilen und Nahrungsmittel transportiert werden konnten. Es war selbst für Jezals ungeübtes Auge unübersehbar, dass es sich hier weniger um einen aufrührerischen Pöbelhaufen, sondern vielmehr um ein Heer handelte und dass es dort unten jemanden gab, der ganz genau wusste, was er tat. Höchstwahrscheinlich noch um einiges besser als er selbst ...
Kleinere, weniger gut organisierte Rebellengruppen, jede einzelne von beachtlicher Größe, hatten sich überall über die Landschaft verteilt. Es wurden Männer ausgesandt, um Nahrung und Wasser zu besorgen, und sie grasten das Land geradezu ab. Die wimmelnde schwarze Horde auf den grünen Feldern erinnerte Jezal an ein Heer schwarzer Ameisen, die über einen Haufen weggeworfener Apfelschalen kletterten. Er hatte nicht die geringste Ahnung, wie viele es sein mochten, aber aus dieser Entfernung hatte es den Anschein, als ob man ihre Anzahl mit vierzigtausend vielleicht sogar noch erheblich zu niedrig geschätzt hatte.
In dem Dorf, das hinter dem Großteil der Aufrührer am Grund des Tales lag, brannten Feuer. Ob es sich um Holzstöße oder um Gebäude handelte, war schwer zu sagen, aber Jezal fürchtete, dass es tatsächlich Häuser waren, die dort Opfer der Flammen wurden. Drei hohe, dunkle Rauchsäulen stiegen in den Himmel, trieben in der Höhe auseinander und versetzten die Luft mit einem schwachen, beunruhigenden Brandgeruch.
Ein Oberbefehlshaber in dieser Lage musste nun einen furchtlosen Ton anschlagen, der seine Männer dazu bringen würde, ihm wie von selbst zu folgen. Das wusste Jezal natürlich. Und dennoch, als er über das weite, allmählich abfallende Feld sah, glitt sein Blick unwillkürlich wieder zu der großen Zahl von Männern auf der anderen Seite, die so Unheil verkündend zielgerichtet zu Werke gingen. Auch musste er immer wieder zu den eigenen Linien hinübersehen, die sich so dünn, so mager, so offenkundig unsicher über den Hügel zogen. Er versuchte, es zu unterdrücken, aber es wollte ihm nicht gelingen: Immer wieder verzog er gequält das Gesicht und zupfte unbehaglich an seinem Kragen. Der verdammte Stoff fühlte sich viel zu eng an.
»Welche Aufstellung der Regimenter haben Sie vorgesehen, Herr Oberst?«, fragte sein Adjutant, Major Opker, mit einem Blick, der das Kunststück vollbrachte, gleichzeitig herablassend und speichelleckerisch zu wirken.
»Aufstellung? Äh ... ja ...« Jezal zermarterte sich den Kopf nach einer halbwegs angemessenen, möglichst sogar richtigen Antwort. Während seiner militärischen Laufbahn hatte er früh festgestellt, dass man, solange man einen fähigen und erfahrenen Offizier über sich und fähige und erfahrene Soldaten unter sich hatte, selbst überhaupt nichts können und wissen musste. Mit dieser Strategie war er bequem durch einige gemütliche
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