Königsklingen (First Law - Band 3)
alle!« Damit wandte Kapp sich ab und stürmte wutentbrannt durch die Zelttür.
Jezal merkte, dass Bayaz sich zur Seite gewandt hatte und Major Opker etwas zuflüsterte. »Lassen Sie den Mann verhaften, bevor er durch unsere Reihen ist.«
»Verhaften, Lord Bayaz? Aber ... er kam unter der Parlamentärsflagge ...«
»Verhaften, in Eisen legen und ins Haus der Befragungen bringen. Ein Fetzen weißes Tuch darf kein Versteck vor der königlichen Gerechtigkeit bieten. Wenn ich recht weiß, führt Superior Goyle die Ermittlungen.«
»Äh ... natürlich.« Opker stand auf und folgte dem Bauern aus dem Zelt, während Jezal nervös lächelte. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, dass der Gerber die kurze Unterhaltung mitbekommen hatte, aber er grinste, als ob ihm die Zukunft seines ehemaligen Kumpans völlig gleichgültig wäre.
»Ich muss mich für meinen Verhandlungspartner entschuldigen. In einer solchen Angelegenheit kann man es einfach nicht jedem recht machen.« Er vollführte eine theatralische Handbewegung. »Aber keine Sorge. Ich werde den kleinen Leuten eine große Rede halten und ihnen sagen, dass wir alles bekommen haben, wofür wir gekämpft haben, und dann kehren sie schon bald auf ihre Höfe zurück, und es ist kein großer Schaden entstanden. Ein paar wenige werden vielleicht weiter Ärger machen wollen, aber ich bin sicher, dass Sie diese Leute mit wenig Mühe einkreisen können, oder, Oberst Luthar?«
»Äh ... nun ja«, murmelte Jezal, der jetzt gar nicht mehr verstand, was eigentlich vor sich ging. »Ich meine, wir sollten ...«
»Bestens.« Der Gerber sprang auf. »Ich fürchte, ich muss Sie nun verlassen. Es ist noch so viel zu erledigen. Man hat doch nie seine Ruhe, was, Oberst Luthar? Nie hat man seine Ruhe.« Er wechselte einen langen Blick mit Bayaz, dann duckte er sich unter der Zeltplane vor dem Eingang hindurch und war verschwunden.
»Falls Sie jemand fragen sollte«, raunte der Erste der Magi Jezal ins Ohr, »dann würde ich antworten, dass es eine harte Verhandlung war, mit unnachgiebigen, unangenehmen Gegnern, aber dass Sie die Nerven behielten und daran erinnerten, dass auch das gemeine Volk gegenüber König und Vaterland seine Pflicht zu erfüllen hat, dass Sie die Bauern beschworen, wieder auf ihre Höfe zurückzukehren und so weiter.«
»Aber ...« Jezal fühlte sich, als ob er am liebsten geweint hätte, so verwirrt war er. Völlig verwirrt und gleichzeitig völlig erleichtert. »Aber ich ...«
»Nur, falls jemand fragt.« Es schwang ein Unterton in Bayaz’ Stimme mit, der deutlich machte, dass diese Angelegenheit nun für ihn erledigt war.
DIE GUNST DES MONDES
Der Hundsmann stand da, blinzelte zur Sonne empor und sah den Unionisten zu, wie sie in die andere Richtung davonschlurften. Besiegten Männern ist die verlorene Schlacht oft anzusehen, an den langsamen Bewegungen, der gebeugten Haltung, der schlammbespritzten Kleidung und an der Art, wie sie scheinbar mächtig interessiert auf den Erdboden starren. Der Hundsmann hatte das schon oft erlebt. Er hatte sich selbst so gefühlt, mehr als nur einmal. Das Bedauern über die Niederlage. Die Scham, geschlagen worden zu sein. Das Schuldgefühl, auch ohne schwere Verwundung einfach aufgegeben zu haben. Hundsmann wusste, wie es einem damit erging und was das für ein nagendes Gefühl sein konnte, aber Schuld war um einiges weniger schmerzhaft als ein Schwertstreich und heilte auch verdammt viel schneller.
Einige der Verwundeten waren gar nicht so übel dran. Sie humpelten mit Verbänden oder Schienen auf einen Stock gestützt herum oder hatten einen Arm um die Schultern eines Kameraden geschlungen. Verletzt genug, um für ein paar Wochen nur zu leichtem Dienst eingeteilt zu werden. Andere hatten weniger Glück gehabt. Einen davon glaubte der Hundsmann zu kennen. Es war ein Offizier, noch nicht alt genug, als dass ihm ein Bart gewachsen wäre; sein glattes Gesicht war nun vor brennendem Schmerz und Entsetzen verzerrt. Sein Bein hatte man ihm direkt unter dem Knie abgenommen, und seine Kleidung, die Bahre und die beiden Männer, die sie trugen, waren mit dunklem Blut bespritzt. Er hatte am Tor gesessen, als Hundsmann und Dreibaum nach Ostenhorm gekommen waren, um zur Union überzulaufen. Es war jener Kerl, der sie angesehen hatte, als seien sie zwei Scheißhaufen. Jetzt klang er nicht mehr so aalglatt und selbstgerecht, wie er auf seiner Bahre lag und brüllte, aber das entlockte dem Hundsmann kein Lächeln. Der Verlust eines
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