Königsklingen (First Law - Band 3)
verhandeln?«
»Es ist durchaus beides möglich«, sagte Jezal und begann, sein Sprüchlein aufzusagen. »Der Geschlossene Rat hat zwar die Mittel verurteilt, zu denen Sie gegriffen haben, um auf Ihre Lage aufmerksam zu machen, hat aber eingeräumt, dass Ihre Forderungen möglicherweise berechtigt seien ...«
Kapp gab ein durchdringendes Grollen von sich. »Was haben diese Ärsche auch sonst für eine Wahl?«
Jezal kämpfte sich weiter voran. »Nun, äh ... man hat mich gebeten, Ihnen diese Eingeständnisse zu unterbreiten.« Damit hob er die Schriftrolle, die Hoff für ihn vorbereitet hatte – ein riesiges Ding mit aufwändig geschnitzten Griffen und einem Siegel von der Größe einer Untertasse. »Aber ich muss Sie warnen«, fuhr er fort und gab sich alle Mühe, selbstbewusst zu erscheinen. »Falls Sie sich weigern sollten, diesen Vorschlägen zuzustimmen, sind wir zum Kampf bereit, und meine Männer sind so gut ausgebildet, bewaffnet und vorbereitet wie keine zweite Truppe im Dienst des Königs. Jeder von ihnen wiegt zwanzig von Ihrem Gesindel auf.«
Der kräftige Bauer stieß ein bedrohliches Glucksen aus. »Lord Finster dachte genauso, und unser Gesindel hat ihn kräftig in den Arsch getreten und quer über seine Ländereien gejagt. Er wäre wegen dieser Einschätzung beinahe aufgeknüpft worden, wenn er ein langsameres Pferd gehabt hätte. Wie schnell ist denn Ihr Pferd, Herr Oberst?«
Der Gerber berührte ihn leicht an der Schulter. »Halte im Augenblick noch Frieden, mein heißblütiger Freund. Wir sind hierhergekommen, um uns die Bedingungen anzuhören und zu sehen, ob sie annehmbar sind. Wieso zeigen Sie uns nicht, was Sie dort haben, Herr Oberst, und dann werden wir wissen, ob es einen Grund gibt, weitere Drohungen auszustoßen.«
Jezal streckte ihnen das gewichtige Dokument hin, und Kapp riss es ihm zornig aus der Hand, öffnete die Rolle und begann zu lesen. Das dicke Papier knisterte, als er es weiter ausrollte. Je mehr er las, desto finsterer wurde sein Gesicht.
»Das ist eine Beleidigung!«, blaffte er, als er wieder aufsah, und starrte Jezal wütend an. »Weniger Steuern und irgendwelchen Scheiß über die Benutzung der Allmenden? Und daran wird sich vermutlich noch nicht mal jemand halten!« Er warf die Schriftrolle seitwärts dem Gerber zu, und Jezal schluckte. Er verstand nicht im Geringsten, was es mit den Zugeständnissen oder ihren möglichen Mängeln auf sich haben konnte, aber Kapps Reaktion ließ nicht gerade auf eine zügige Einigung hoffen.
Die Augen des Gerbers glitten langsam über das Pergament. Er hatte verschiedenfarbige Augen, wie Jezal jetzt bemerkte – eines war blau, das andere grün. Als er am Ende angelangt war, legte er das Dokument nieder und stieß einen theatralischen Seufzer aus. »Diese Bedingungen können wir annehmen.«
»Sie nehmen sie an?« Jezal riss die Augen vor Überraschung weit auf, allerdings nicht annähernd so weit wie Gutmann Kapp.
»Aber damit stehen wir uns doch noch schlechter als mit dem letzten Angebot!«, brüllte der Bauer. »Bevor wir Finsters Leute davongejagt haben! Du hast gesagt, wir könnten erst dann einwilligen, wenn man uns Land für jeden Mann zusagt!«
Der Gerber verzog das Gesicht. »Das war damals.«
»Das war damals?«, wiederholte Kapp, der ungläubig den Mund aufsperrte. »Was ist mit ehrlichem Lohn für ehrliche Arbeit? Was ist mit geteiltem Gewinn? Was ist mit gleichen Rechten, egal um welchen Preis? Da drüben hast du gestanden und mir genau das versprochen!« Er deutete hinunter zum Tal. »Das hast du ihnen allen versprochen! Was hat sich nun geändert, mal davon abgesehen, dass Adua zum Greifen nah ist? Wir können uns alles holen, was wir wollen! Wir können ...«
»Ich habe gesagt, dass wir diese Bedingungen annehmen!«, fauchte der Gerber, von plötzlicher Wut erfüllt. »Es sei denn, du möchtest auf eigene Faust gegen die Soldaten des Königs kämpfen! Die Leute folgen mir, Kapp, nicht dir, falls dir das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
»Aber du hast uns Freiheit versprochen, Freiheit für alle! Ich habe dir vertraut!« Das Gesicht des Bauern war vor Entsetzen schlaff. »Wir alle haben dir vertraut.«
Jezal hatte noch nie einen Mann so unbeteiligt dreinschauen sehen wie jetzt den Gerber. »Ich nehme an, ich habe wohl ein Gesicht, das mir leicht das Vertrauen der Menschen einbringt«, tönte er, und sein Freund Holst zuckte die Achseln und sah auf seine Fingernägel.
»Verdammt sollst du sein! Ihr
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