Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
wenn die Gurkhisen eine Woche später erscheinen und uns alle abschlachten.
»Mir kam zu Ohren, dass ... die Gurkhisen einen Überfall auf Midderland vorbereiten.«
    Es folgte eine kurze, unangenehme Pause.
Wohl kaum eine besonders vielversprechende Reaktion, aber jetzt haben wir schon die Segel gesetzt. Was bleibt uns also anderes übrig, als direkt ins Auge des Sturms zu steuern?
    »Einen Überfall?«, fragte Goyle verächtlich. »Womit denn das?«
    »Es ist nicht das erste Mal, dass man mir gesagt hat, sie besäßen eine Flotte.«
Versuchen wir jetzt also verzweifelt, das leckgeschlagene Schiff auf Kurs zu halten.
»Eine beträchtliche Flotte, die im Geheimen nach dem letzten Krieg gebaut wurde. Wir könnten jetzt noch leicht Vorbereitungen treffen, und wenn dann die Gurkhisen kommen ...«
    »Und falls Sie sich irren?« Der Erzlektor hatte ein äußerst finsteres Gesicht aufgesetzt. »Von wem haben Sie diese Information?«
    Ach du liebe Zeit, nein, das geht nun gar nicht. Carlot dan
    Eider? lebendig? Wie kann das sein? Wasserleiche unten am Kai gefunden ...
»Eine anonyme Quelle, Herr Erzlektor.«
    »Anonym?« Seine Eminenz warf ihm aus zusammengekniffenen Augen einen brennenden Blick zu. »Und Sie verlangen von mir, dass ich in einer Zeit wie dieser vor den Geschlossenen Rat trete und seinen Mitgliedern das unbestätigte Geschwätz Ihrer anonymen Quelle präsentiere?«
Die Wellen schlagen über das Deck ...
    »Ich wollte Euer Eminenz lediglich auf die Möglichkeit hinweisen ...«
    »Wann werden sie kommen?«
Das zerrissene Segeltuch schlägt in den Windböen hin und her ...
    »Mein Informant hat mir nicht ...«
    »Wann werden sie an Land gehen?«
Die Seeleute stürzen schreiend aus den Wanten ...
    »Wie gesagt, Euer Eminenz, ich kann nicht ...«
Das Steuerruder bricht in meinen zitternden Händen ...
    Glokta verzog gequält das Gesicht und beschloss, lieber gar nichts mehr zu sagen.
    »Dann unterlassen Sie es bitte, uns mit derartigen Gerüchten abzulenken«, schnappte Sult, die Lippen verächtlich gekräuselt.
Das Schiff versinkt in den gnadenlosen Wellen, die kostbaren Warnungen, die es trägt, ziehen es in die Tiefe, und seinen Kapitän wird niemand vermissen.
»Wir haben dringendere Probleme als eine Legion gurkhisischer Phantome!«
    »Natürlich, Euer Eminenz.«
Und wenn die Gurkhisen kommen, wen werden wir dann hängen? Oh, natürlich Superior Glokta. Wieso hat der verdammte Krüppel denn auch nichts gesagt?
    Sults Gedanken zogen jedoch schon wieder ihre wohlbekannten Kreise. »Wir haben einunddreißig Stimmen und Marovia hat irgendwas über zwanzig. Einunddreißig. Das reicht nicht, um etwas auszurichten.« Er schüttelte grimmig den Kopf, und seine blauen Augen zuckten über die Zettel.
Als ob man, wenn man diese Blätter mit Blicken durchbohrt, irgendeine Möglichkeit entdecken könnte, um etwas an jener schrecklichen Berechnung zu ändern.
»Nicht einmal annähernd.«
    »Es sei denn, dass wir mit Kronrichter Marovia zu einer Übereinkunft kämen.« Wieder folgte eine Pause, die sogar noch unangenehmer war als die letzte.
Ach du meine Güte. Ich muss das laut ausgesprochen haben.
    »Eine Übereinkunft?«, zischte Sult.
    »Mit Marovia?«, quiekte Goyle, dem die Augen triumphierend aus dem Kopf quollen.
Wenn alle sicheren Möglichkeiten erschöpft sind, dann muss man eben Risiken eingehen. War es nicht das, was ich mir sagte, als ich auf die Brücke ritt, auf deren anderer Seite die Gurkhisen warteten? Nun denn, begeben wir uns noch einmal in den Sturm ...
    Glokta holte tief Luft. »Marovias Sitz im Geschlossenen Rat ist nicht sicherer als der aller anderen Parteien. Wir mögen gegeneinander gearbeitet haben, aber das geschah gewissermaßen aus Gewohnheit. Was diese Wahl betrifft, verfolgen wir dieselben Ziele. Wir wollen einen schwachen Kandidaten und das alte Gleichgewicht beibehalten. Gemeinsam haben Sie mehr als fünfzig Stimmen. Das könnte durchaus reichen, um die Waage zu unserem Vorteil ausschlagen zu lassen.«
    Goyle sah ihn voller Verachtung an. »Mit diesem heuchlerischen Bauernfreund zusammenarbeiten? Haben Sie den Verstand verloren?«
    »Halten Sie den Mund, Goyle.« Sult starrte Glokta einen langen Augenblick an, die Lippen nachdenklich geschürzt.
Denkt er vielleicht gerade über meine Bestrafung nach? Wird er mich wieder mit Worten ohrfeigen? Oder vielleicht echte Schläge vorziehen? Oder wird meine Leiche im Wasser an den Kais ...
»Sie haben Recht. Gehen Sie und reden Sie mit

Weitere Kostenlose Bücher