Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
Marovia.«
    Sand dan Glokta, erneut zum Helden geworden!
    Goyle klappte der Kiefer herunter. »Aber ... Euer Eminenz!«
    »Die Zeit, in der wir Stolz zeigen konnten, ist lange vorbei!«, bellte Sult. »Wir müssen jede Gelegenheit ergreifen, um Brock und die anderen vom Thron fernzuhalten. Wir müssen Kompromisse eingehen, so sehr sie uns auch schmerzen mögen, und wir müssen Verbündete gewinnen, wo immer wir sie finden können. Gehen Sie!«, zischte er über seine Schulter, verschränkte die Arme und wandte sich wieder den knisternden Zetteln zu. »Handeln Sie eine Vereinbarung mit Marovia aus.«
    Glokta erhob sich steifbeinig aus seinem Sessel.
Es ist ja eine Schande, eine derart angenehme Gesellschaft zu verlassen, aber wenn die Pflicht ruft ...
Er warf Goyle ein besonders knappes, zahnloses Lächeln zu, dann nahm er seinen Stock auf und humpelte auf die Tür zu.
    »Und – Glokta!« Mit schmerzverzogenem Gesicht wandte er sich noch einmal um. »Marovias Ziele und die unseren mögen für eine Weile dieselben sein. Aber wir können ihm nicht trauen. Bewegen Sie sich mit größter Vorsicht.«
    »Natürlich, Euer Eminenz.«
Das tue ich immer. Welche andere Möglichkeit hat man auch, wenn jeder Schritt schmerzt?
     
    Das private Arbeitszimmer des Kronrichters war groß wie eine Scheune, und die Decke war mit alten Stuckgirlanden überzogen, in denen dichte Schatten lagerten. Zwar war es erst später Nachmittag, aber die schweren Efeu ranken vor den Fenstern und die dicke Schmutzschicht auf den Scheiben tauchten den Saal in ständiges Zwielicht. Auf jeder Fläche stapelten sich schwankende Papierberge. Aufeinandergetürmte, ledergebundene Folianten. Sammlungen staubiger Pergamentstücke, die mit wichtigtuerischer, verschnörkelter Schrift bedeckt waren, mit riesenhaften Siegeln aus rotem Wachs und schimmerndem Gold versehen. So, wie es aussah, lagerten hier Gesetze im Wert des ganzen Königreichs.
Und wahrscheinlich ist es auch genauso.
    »Superior Glokta, guten Abend.« Marovia selbst saß an einem langen Tisch nahe dem leeren Kamin. Alles war für das Abendessen gedeckt, ein flackernder Kandelaber ließ jede Schüssel und jeden Teller in der Düsternis glänzen. »Ich hoffe, es macht Ihnen nichts aus, wenn ich esse, während wir uns unterhalten? Zwar äße ich lieber in meinen gemütlichen Privatgemächern, aber ich stelle fest, dass ich meine Mahlzeiten immer häufiger hier zu mir nehme. Es ist so viel zu tun, verstehen Sie? Und einer meiner Sekretäre scheint noch dazu unangekündigt Urlaub genommen zu haben.«
Eine kleine Reise auf den Boden des Schlachthauses, bei der er einen Umweg über die Eingeweide einer Herde Schweine einschlug.
»Würden Sie mir beim Essen Gesellschaft leisten?« Marovia deutete auf ein großes Bratenstück, das in der Mitte beinahe noch roh war und in blutiger Soße schwamm.
    Glokta leckte über sein leeres Zahnfleisch, als er sich auf einen Stuhl Marovia gegenüber schob. »Ich würde nur zu gern, Euer Gnaden, aber die Gesetze der Zahnheilkunde halten mich leider davon ab.«
    »Ah, natürlich. Diese Gesetze lassen sich nicht beugen, nicht einmal von einem Kronrichter. Sie haben mein tief empfundenes Mitgefühl, Herr Superior. Eine schöne Scheibe Fleisch, je blutiger, je besser, gehört zu meinen größten Freuden. Man darf ihm die Flamme nur einmal kurz zeigen, sage ich immer zu meinem Koch. Nur ganz kurz.«
Wie witzig. Meine Praktikalen weise ich auch stets an, ganz genau so anzufangen.
»Und welchem Umstand schulde ich diesen unerwarteten Besuch? Kommen Sie aus eigenem Antrieb oder auf Drängen Ihres Dienstherrn, meines geschätzten Kollegen aus dem Geschlossenen Rat, Erzlektor Sult?«
    Ihres bitteren Todfeindes aus dem Geschlossenen Rat, meinen Sie?
»Seine Eminenz weiß, dass ich hier bin.«
    »Weiß er das, ja?« Marovia schnitt sich eine weitere Scheibe ab und bugsierte sie tropfend auf seinen Teller. »Und mit welcher Botschaft hat er Sie zu mir geschickt? Hat es vielleicht irgendetwas mit den Vorgängen zu tun, die sich morgen im Offenen Rat abspielen werden?«
    »Sie verderben mir die Überraschung, Euer Gnaden. Darf ich offen sprechen?«
    »Wenn Sie wissen, wie das geht ...«
    Glokta zeigte dem Kronrichter sein leeres Grinsen. »Diese Sache mit der Wahl ist unglaublich schlecht fürs Geschäft. Die Zweifel, die Unsicherheit, die Sorgen. Schlecht für jedermanns Geschäft.«
    »Für einige mehr als für die anderen.« Marovias Messer schrammte quietschend über den Teller,

Weitere Kostenlose Bücher