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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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habe.«
    »Lüge!«, kreischte jemand. »Lüge!« Aber nur wenige Stimmen fielen ein, und sie klangen tatsächlich eher neugierig.
    »Ein leiblicher Sohn?«
    »Ein Bastard?«
    »Carmee dan Roth, hat er gesagt?«
    Sie haben diese Geschichte schon einmal gehört. Gerüchte, schon möglich, aber vertraute Gerüchte. Vertraut genug, damit sie jetzt alle aufmerksam lauschen. Und abwägen, ob es in ihrem Interesse liegen mag, sie zu glauben.
    Lord Brock jedoch war nicht überzeugt. »Das ist doch offenkundig eine bloße Erfindung! Mehr als Gerüchte und Vermutungen werden nötig sein, um dieses Haus umzustimmen! Stellen Sie uns diesen Bastard vor, wenn Sie können, Sie sogenannter Erster der Magi! Zeigen Sie uns etwas Magisches!«
    »Hier ist keine Magie vonnöten«, sagte Bayaz abfällig. »Der Sohn des Königs ist schon hier bei uns in diesem Saal.« Konsterniertes Schnaufen war von der Galerie zu hören, überraschtes Aufseufzen von den Ratsmitgliedern, verblüfftes Schweigen vom Geschlossenen Rat und seinen Helfern. Jedes Auge war auf Bayaz’ Zeigefinger gerichtet, als sein ausgestreckter Arm auf die Wand hinter sich wies. »Kein Geringerer als Oberst Jezal dan Luthar!«
    Der Krampf begann in Gloktas zehenlosem Fuß, schoss sein verstümmeltes Bein hinauf, ließ das verdrehte Rückgrat vom Hintern bis zum Schädel erzittern, und sein Gesicht zuckte wie eine zornige Qualle, die wenigen Zähne klapperten gegen das leere Zahnfleisch und das Augenlid schlug so schnell wie ein Insektenflügel.
    Der Widerhall von Bayaz’ letzten Worten fuhr wispernd durch den plötzlich völlig stillen Saal. »Luthar, Luthar, Luthar ...«
    Das soll wohl ein verdammter Witz sein.
     
    Die blassen Gesichter der Ratsmitglieder waren starr, die Augen weit aufgerissen vor Überraschung oder zusammengekniffen vor Wut. Die blassen Männer hinter dem Tisch glotzten blöde. Die blassen Leute auf der Galerie schlugen sich die Hand vor den Mund. Jezal dan Luthar, der vor Selbstmitleid geheult hatte, als Ferro ihm das Gesicht genäht hatte. Jezal dan Luthar, dieser undichte Pisspott voller Selbstsucht, Hochmut und Eitelkeit. Jezal dan Luthar, den sie die Prinzessin der Union genannt hatte, bekam an diesem Tag die Möglichkeit, tatsächlich ihr König zu werden.
    Ferro konnte sich nicht länger beherrschen.
    Sie warf den Kopf zurück und prustete und gurgelte und hustete vor Heiterkeit. Tränen traten ihr in die Augen, ihre Brust bebte, und ihre Knie zitterten. Sie umklammerte das Geländer, sie keuchte, blubberte, sabberte. Ferro lachte nicht oft. Wann sie es das letzte Mal getan hatte, wusste sie kaum noch. Aber Jezal dan Luthar und König?
    Das war mal wirklich lustig.
     
    Hoch oben auf der Besuchergalerie war jemand lauthals in Gelächter ausgebrochen. Ein abgehacktes Gackern, das dem feierlichen Augenblick so ganz und gar nicht angemessen war. Aber als Jezal begriff, dass es sein Name war, den Bayaz gerufen hatte, und dass er es war, auf den der ausgestreckte Finger zeigte, war es seine erste Regung, in dieses Gelächter einzufallen. Die zweite, als jedes Gesicht in dem riesigen Saal sich auf ihn richtete, war es, sich zu übergeben. Daraus entstanden ein unelegantes Husten, ein schamerfülltes Grinsen, ein unangenehmes Brennen im Rachen und eine fahle Blässe, die seine Wangen überzog.
    »Ich ...«, krächzte er unwillkürlich und hatte dann keine Ahnung, wie er den Satz fortführen sollte. Welche Worte konnten in einem solchen Augenblick weiterhelfen? Er stand einfach nur da, schwitzte fürchterlich und zitterte unter seiner steifen Uniform, während Bayaz mit tönender Stimme fortfuhr und das Gelächter abschnitt, das von oben herunterperlte.
    »Ich habe die beeidete Aussage seines Adoptivvaters hier, der bestätigt, dass das, was ich sage, die reine Wahrheit ist, aber spielt es eine Rolle? Die Wahrheit kann jeder Mann mit eigenen Augen sehen!« Sein Arm zuckte wieder in Jezals Richtung. »Er hat vor Ihnen allen das Turnier gewonnen und hat mich auf einer Reise voller Gefahren begleitet, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken! Er führte den Ausfall auf der Brücke von Darmium, ohne einen Gedanken an seine eigene Sicherheit zu verschwenden! Er bewahrte Adua vor einem Aufstand, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen! Sein Mut und seine Tapferkeit, seine Weisheit und seine Selbstlosigkeit sind uns allen bekannt! Kann daher bezweifelt werden, dass das Blut der Könige in seinen Adern rinnt?«
    Jezal blinzelte. Seltsame Tatsachen drängten an die

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