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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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schluchtenartigen Türen waren drei Manneslängen hoch, und die bemalte Decke, auf der sich die Völker der Welt vor einer riesigen Sonne verneigten, war noch zweimal höher. Die flächigen Gemälde an den Wänden zeigten lebensgroße Figuren in verschiedenen herrschaftlichen Posen, und ihre kriegerischen Gesichter erschreckten Jezal immer wieder, sobald er sich umwandte.
    Es war ein Raum für große Männer, für weise Männer, für epische Helden oder mächtige Schurken. Ein Raum für Riesen. Jezal fühlte sich darin wie ein winziger, magerer, dummer Narr.
    »Ihr Arm, wenn ich Sie daran erinnern darf, Euer Majestät«, hauchte einer der Schneider, dem es irgendwie gelang, Jezal Befehle zu geben und dennoch fürchterlich speichelleckerisch zu klingen.
    »Ja, natürlich ... tut mir leid.« Jezal hob den Arm ein wenig und verfluchte sich dafür, dass er sich schon wieder entschuldigt hatte. Er war jetzt König, wie ihm Bayaz ständig sagte. Er hätte sich nicht einmal entschuldigen müssen, wenn er einen der Schneider aus dem Fenster geschubst hätte. Der Mann hätte ihm vermutlich überschwänglich gedankt, während er dem Boden entgegenstürzte. So aber lächelte er nur hölzern und rollte mit flinkem Griff sein Maßband aus. Sein Kollege hatte sich hingekniet und veranstaltete irgendetwas Ähnliches rund um Jezals Knie. Der dritte hielt ihre Erkenntnisse peinlich genau in einem marmorierten Buch fest.
    Jezal holte tief Luft und sah finster in den Spiegel. Ein unsicher wirkender junger Trottel mit einer Narbe am Kinn blickte aus dem Glas zurück, mit Stücken schimmernden Tuchs behängt, als sei er eine Schneiderpuppe. Er sah mehr wie eine Witzblattfigur denn wie ein König aus, und so fühlte er sich auch. Wie ein Witz, und er hätte auch gelacht, wenn nicht die Pointe so auf seine Kosten gegangen wäre.
    »Vielleicht dann eher etwas nach der osprianischen Mode?« Der königliche Juwelenschmied schob vorsichtig eine weitere unsinnige Holzattrappe auf Jezals Kopf und prüfte das Resultat. Es war alles andere als eine Verbesserung. Das verdammte Ding sah aus wie ein auf dem Kopf stehender Kronleuchter.
    »Nein, nein!«, bellte Bayaz leicht gereizt. »Viel zu überkandidelt, viel zu durchdacht, viel zu groß. Er wird mit dem Teil kaum aufrecht stehen können! Es muss ehrlich aussehen, schlicht und leicht. Etwas, mit dem ein Mann auch kämpfen könnte!«
    Der königliche Juwelenschmied blinzelte. »Er wird mit der Krone auf dem Kopf kämpfen?«
    »Nein, Sie Vollidiot! Aber er muss so aussehen, als könnte er es!« Bayaz trat hinter Jezal, riss das Holzmodell von seinem Kopf und warf es klappernd auf den polierten Fußboden. Dann packte er Jezal an den Armen und starrte seinem Spiegelbild über Jezals Schulter hinweg grimmig entgegen. »Er ist ein Kriegerkönig nach der alten Art! Der leibliche Erbe des Königreichs von Harod dem Großen! Ein unvergleichlicher Fechter, der Wunden geschlagen und sie auch empfangen hat, der seine Truppen zum Sieg führte und viele Dutzend Männer getötet hat!«
    »Viele Dutzend?«, raunte Jezal unsicher.
    Bayaz überhörte ihn. »Ein Mann, der mit Sattel und Schwert ebenso vertraut ist wie mit Thron und Zepter! Seine Krone muss zu einer Rüstung passen. Zu Waffen. Zu Stahl. Haben Sie jetzt verstanden?«
    Der Juwelenschmied nickte langsam. »Ich denke, hoher Herr.«
    »Gut. Und noch etwas.«
    »Der Herr braucht es nur zu nennen.«
    »Setzen Sie einen riesengroßen Diamanten drauf.«
    Der Schmied neigte unterwürfig den Kopf. »Das versteht sich von selbst.«
    »Und jetzt raus. Sie alle! Seine Majestät muss sich den Staatsgeschäften widmen.«
    Das Buch wurde zugeschlagen, die Maßbänder schnellstens eingerollt und die Stoffe hastig zur Seite gelegt. Die Schneider und der königliche Juwelenschmied gingen rückwärts und sich verneigend unter diensteifrigem Gemurmel aus dem Raum und zogen die riesige, mit vergoldeten Verzierungen versehene Tür geräuschlos hinter sich zu. Jezal musste sich davon abhalten, um nicht mit ihnen zu gehen. Immer wieder vergaß er, dass er jetzt die Majestät war.
    »Ich habe Staatsgeschäfte zu erledigen?«, fragte er, wandte sich vom Spiegel ab und gab sein Bestes, um gelassen und gebieterisch zu klingen.
    Bayaz trieb ihn vor sich her bis auf den großen Flur, dessen Wände mit wunderschön gezeichneten Landkarten der Union geschmückt waren. »Sie haben Geschäfte mit Ihrem Geschlossenen Rat.«
    Jezal schluckte. Schon allein der Name dieser Institution

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