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Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Sie Fechtunterricht bekommen sollten, sobald Sie ein Eisen würden halten können. Dass man Ihnen ein Patent bei den Königstreuen kaufen würde und Sie ermutigte, am Turnier im Sommer teilzunehmen. Dass man Sie gut auf diesen Tag vorbereiten sollte, falls er denn einmal käme. Er hat meine Anweisungen genauestens befolgt. Aber Sie verstehen doch sicherlich, dass ein Treffen mit ihm für Sie beide eine äußerst peinliche Szene würde. Eine Szene, die man besser vermeiden sollte.«
    Jezal stieß einen abgehackten Seufzer aus. »Natürlich. Die man besser vermeiden sollte.« Ein unangenehmer Gedanke rührte sich in seinem Kopf. »Lautet ... lautet mein Name überhaupt Jezal?«
    »Das tut er jetzt, da man Sie gekrönt hat.« Bayaz hob eine Braue. »Wieso? Hätten Sie lieber einen anderen?«
    »Nein. Nein, natürlich nicht.« Er wandte den Kopf zur Seite und versuchte, die Tränen wegzublinzeln. Sein altes Leben war eine Lüge gewesen. Sein neues fühlte sich noch viel mehr danach an. Selbst sein Name war eine Erfindung. Sie schritten für kurze Zeit schweigend durch die Gärten, ihre Schritte knirschten auf dem Kies, der so frisch und vollkommen vor ihnen lag, dass Jezal sich fragte, ob jeder Stein Tag für Tag von Hand gereinigt wurde.
    »Lord Ischer wird in den kommenden Wochen eine Reihe von Eingaben bei Eurer Majestät machen.«
    »Wird er das?« Jezal hustete und schniefte, dann setzte er ein möglichst tapferes Gesicht auf. »Warum?«
    »Weil ich ihm versprach, dass seine beiden Brüder zum Schatzmeister beziehungsweise zum Lordkanzler im Geschlossenen Rat ernannt werden würden. Dass seine Familie allen anderen vorgezogen würde. Dass war der Preis für seine Unterstützung bei der Wahl.«
    »Ich verstehe. Dann sollte ich mich also an diese Vereinbarung halten?«
    »Auf keinen Fall.«
    Jezal runzelte die Stirn. »Ich bin nicht sicher, ob ich ...«
    »Nach der Machtübernahme sollte man sich sofort von allen Verbündeten distanzieren. Sie bekommen sonst das Gefühl, Ihr Sieg sei ihnen zu verdanken, und sie wären durch keinerlei Auszeichnungen zufriedenzustellen. Sie sollten stattdessen Ihre Feinde bedenken. Die werden sich auch über kleine Gefälligkeiten freuen, weil sie wissen, dass sie unverdient sind. Heugen, Barezin, Skald, Meed – diese Männer sollten Sie in Ihren Kreis holen.«
    »Nicht Brock?«
    »Niemals. Er kam der Krone selbst zu nahe, um je wieder damit zufrieden zu sein, ihr zu dienen. Man muss ihn früher oder später wieder in seine Schranken weisen. Aber erst, wenn Sie sicher im Sattel sitzen und große Unterstützung haben.«
    »Ich verstehe.« Jezal blies die Backen auf. Offenbar bestand die Königswürde doch nicht nur in schönen Kleidern, einer hochfahrenden Art und dem Recht auf den größten Sessel.
    »Hier entlang.« Sie verließen den Garten und betraten einen halbdunklen Korridor, der mit schwarzem Holz verkleidet und mit so vielen uralten Waffen geschmückt war, dass man darüber nur den Kopf schütteln konnte. Ganze Ritterrüstungen hielten schimmernd Wache: Panzer und Kettenhemd, Hauberge und Kürass, allesamt mit der goldenen Sonne der Union geprägt. Paradeschwerter, mannshoch, und beträchtlich größere Hellebarden waren in beeindruckender Folge an der Wand befestigt. Unter ihnen hingen genügend Äxte, Streitkolben, Morgensterne und gebogene oder gerade Klingen, lang und kurz, dick und dünn, dass man ein ganzes Heer damit hätte ausstatten können. Waffen, die innerhalb der Union gefertigt, von den Gurkhisen erobert oder styrischen Toten auf blutigen Schlachtfeldern gestohlen worden waren. Siege und Niederlagen, festgehalten in Stahl. Flaggen vergessener Regimenter, die ruhmreich in längst vergangenen Kriegen bis auf den letzten Mann niedergemetzelt worden waren, hingen weiter oben zerfetzt und leblos von verkohlten Stangen.
    Eine schwere zweiflügelige Tür dräute am Ende dieser Sammlung, schwarz und ohne Schmuck und so einladend wie eine Richtstätte. Heroldsritter standen auf beiden Seiten still wie Henker, und ihre geflügelten Helme schimmerten. Männer, die nicht nur das Herz der Regierung bewachten, sondern auch damit betraut wurden, die Befehle des Königs in jeden Winkel der Union zu tragen, wo auch immer sie vonnöten waren. Seine Befehle, wie Jezal mit einem neuerlichen nervösen Erschrecken erkannte.
    »Seine Majestät bittet um Audienz beim Geschlossenen Rat«, tönte Bayaz. Die beiden Männer streckten die Arme aus und zogen die schweren Türen auf. Eine

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