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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Dass alle Hoffnung für ihn, für Asher, für das ganze Königreich wahrhaft tot war.
    Er richtete sich auf und stöhnte, als jeder Muskel gegen seine ungewöhnliche Matratze protestierte. Seine Augen brannten, er hatte einen Geschmack wie von alten Socken im Mund, und sein Kopf schmerzte, als steckten Nägel darin. Das Sonnenlicht war ein Hammer, der auf seinen Schädel einschlug...
    »Wahrhaftig, Eure Hoheit«, sagte Darran aufgeregt. »Ihr habt Euer Abendessen kaum angerührt!«
    Er rieb sich die Augen und betrachtete das unbeachtete Tablett mit kalt gewordenem, gebratenem Lamm und matschigen Karotten, das auf dem Boden stand. »Ich hatte keinen Hunger. Wie spät ist es?«
    »Viertel nach sieben«, erwiderte Darran und hob das Tablett auf. »Ich habe Euch ein Bad eingelassen, Herr. Bitte, nehmt es, und bis Ihr fertig seid, wird Euer Frühstück bereit stehen.«
    Sein Magen krampfte sich zusammen. »Ich habe immer noch keinen Hunger.«
    »Hunger hin, Hunger her, Eure Hoheit, Ihr dürft nicht das Abendessen und das Frühstück auslassen!«
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    Er stöhnte abermals. »Ihr verwandelt Euch direkt vor meinen Augen in ein altes Weib, Darran.«
    Darran rümpfte die Nase. »Nun, wenn ich das tue, Herr, beschleunigt Ihr die Verwandlung. Und nun kommt! Hoch mit Euch! Euer Badewasser wird kalt.«
    Offensichtlich gab es kein Entrinnen, es sei denn, er entließ den alten Mann. Ein verführerischer Gedanke, aber er würde es nicht tun. Stattdessen stieß er mit finsterer Miene seinen Stuhl zurück und taumelte nach oben in sein Badezimmer, in dem tatsächlich ein heißes Bad wartete. Darran hatte ihm sogar frische Kleidung herausgelegt.
    Er wusste nicht, ob er lachen oder weinen sollte.
    Dennoch. Das heiße, mit Duftölen versetzte Bad tat seinen verkrampften, müden Muskeln gut. Er ließ sich in das parfümierte Wasser sinken und wartete darauf, dass die Wärme ihn durchströmte. Dass seine Kopfschmerzen verebbten und seine Anspannung nachließ.
    Aber nein. Jetzt, da er wach war und um ihn herum Stille herrschte, kamen noch mehr unangenehme Gedanken. Wenn Barls Tagebuch doch existierte und irgendwo in Durms Arbeitszimmer versteckt war, statt in seiner Büchersammlung, durfte er hoffen, es dort zu finden? Ohne mit Conroyd zusammenzustoßen? Ohne den Bastard auf seine verbotenen Wanderungen aufmerksam zu machen und zu riskieren, dass seine eingeschränkte Freiheit ihm zur Gänze genommen wurde? Er versuchte, sich Wachen in Conroyds Sold vorzustellen, die sich in seinem Turm zusammendrängten und jeden Schritt zählten, den er machte, jeden Atemzug, den er tat, und er musste sich von dieser Fantasie abwenden. Bei der bloßen Vorstellung wurde ihm übel.
    Aber er musste das Risiko eingehen. Wenn er es nicht tat, würde er wahrhaft und für immer Gar der Magielose sein und ein Leben in Gefangenschaft in einem Königreich führen, das von dem falschen Mann regiert wurde. Ein Leben voller unerträglicher Schuld und Gram. Ganz gleich, was er tun, welchen Preis er zahlen musste, er musste glauben, dass es das Tagebuch wirklich gab und dass es eine Möglichkeit barg, die sie alle retten würde.
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    Sein Badewasser wurde kalt. Er stand auf, hüllte sich in ein Handtuch und stolperte in sein Schlafzimmer hinüber, in dem Darran sich an einem kleinen Esstisch zu schaffen machte. Seltsam. Er konnte sich nicht daran erinnern, dass vor einer halben Stunde ein Esstisch in diesem Raum gestanden hatte.
    »Ich hoffe, Ihr habt nichts dagegen, Herr«, bemerkte Darran, während er mit einem Leinentuch Silberbesteck polierte. »Aber ich dachte, wenn Ihr hier drin essen würdet, wären vielleicht nicht mehr so viele Räume sauber zu halten.« Er blickte erschüttert auf. »Nicht dass ich diese Arbeit widerwillig täte, Herr! So ist es nicht! Aber...«
    »Ich weiß«, antwortete er. »Es ist ein vernünftiger Plan, Darran. Was immer ich tun kann, um Euch das Leben leichter zu machen, betrachtet es als getan. Und vergesst nicht, auch für Euch ein Gedeck aufzustellen. Wir sitzen im selben Boot, alter Freund.«
    Eine schwache Röte trat in Darrans teigige Wangen. »Ich... ich dachte, ein Omelett wäre vielleicht das Richtige zum Frühstück, Herr. Mit Schinken und Spargel. Ein wenig Sahnekäse. Ich werde es gleich servieren, wenn es recht ist.«
    Gar seufzte. Darran gab sich solche Mühe, dabei war sein eigenes Leben ebenso sehr auf den Kopf gestellt worden. Lag genau wie das seine in schwelenden Trümmern. Ohne eigene Schuld war er dazu gezwungen

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