Koenigsmoerder
worden, hausfrauliche Pflichten im Dienste eines in Schande gefallenen, ohnmächtigen Prinzen von Nichts zu tun. Nach einem Leben vorbildlicher Tätigkeit in königlichen Diensten hatte er etwas viel Besseres verdient als dieses unrühmliche Exil.
Mit plötzlich brennenden Augen lächelte er. »Es ist perfekt. Vielen Dank.« Das Lächeln verblasste jedoch schnell, als ihn ein weiterer unwillkommener Gedanke durchzuckte. »Ich kann nur beten, dass Asher genauso gut behandelt wird.«
Etwas in der Art von Darrans Schweigen ließ ihn aufblicken.
»Was?«
»Oh, Herr.« Darrans Miene war gequält, und seine Stimme war nur ein ersticktes Flüstern. »Ich weiß nicht, wie ich es Euch sagen soll...«
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»Mir was sagen?« »Es geht um Asher.«
Sein Herz hämmerte. »Um Barls willen, sagt es einfach, Mann.«
Darran wrang das Leinentuch, als sei es der Hals eines Huhns. »Ich bin gestern Abend bei ihm gewesen.« »Bei Asher?« »Ja.«
Seine leeren Lungen zogen sich schmerzhaft zusammen. »Warum?«
Sehr vorsichtig strich Darran das zerknitterte Tuch glatt und legte es auf den Tisch. »Ich habe mir... Sorgen gemacht. Ich dachte, Ihr würdet wissen wollen, ob es ihm gut geht.«
Er wollte es nicht wissen ‐ er musste es wissen. »Und? Ging es ihm gut?«
Darran schüttelte in stummem Elend den Kopf. »Nein. Er befindet sich in einem Käfig auf dem Marktplatz, wo er öffentlich zur Schau gestellt wird wie ein Tier.
Lord Jarralt ‐ der König ‐ hat ihm Schmerzen zugefügt.«
»Der König ist ein grausamer, verderbter Mann.«
»Ja, Herr«, flüsterte Darran. »Ich befürchte stark, dass Ihr Recht habt.«
Das Handtuch immer noch um seinen langsam trocknenden Körper gehüllt, trat Gar ans Fenster, zog die Vorhänge auf und starrte auf das Grundstück unter ihm hinab, in dem keine wohlgelaunten Gärtner mehr arbeiteten. Mit Mühe gelang es ihm zu sprechen, ohne dass seine Stimme zitterte.
»Und Asher. Hattet Ihr Gelegenheit, mit ihm zu sprechen?«
»Kurz, Herr. Er hat mich gebeten, Euch eine Nachricht zu überbringen.«
Eine Nachricht. Wieder hämmerte das Sonnenlicht auf ihn ein und trieb Nägel in sein Gehirn. »Ihr braucht mir nichts auszurichten, Darran. Ich kann mir vorstellen, was es war.«
»Nein, Herr«, entgegnete Darran. Seine Stimme klang näher. »Tatsächlich hat er mich gebeten zu sagen, dass er Euch verzeiht. Er versteht, dass das Königreich an erster Stelle vor allen persön
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lichen Erwägungen stehen muss und dass Ihr, indem Ihr ihn verleugnetet, das getan habt, was getan werden musste, damit der Friede in Lur gewahrt werden konnte. Er bittet Euch inständig, Euch keine Vorwürfe für seinen Tod zu machen.«
»Oh«, erwiderte er schließlich. »Ich verstehe.« Langsam wandte er sich vom Fenster ab und blickte in Darrans bleiche, gefasste Züge. »Das klingt nicht nach Asher. Hat er gelogen?«
Darran schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Nein, Herr. Jedes Wort, das er zu mir sagte, war die Wahrheit.«
Nun, wenn Darran es glaubte ‐ und das tat er offenkundig ‐, dann würde er es ebenfalls glauben. »Wie ging es ihm?«
»Er war sehr niedergeschlagen«, gestand Darran widerstrebend. »Was nur zu erwarten war. Ich denke, er hat Angst, obwohl er es niemals zugeben würde.
Aber er liebt Euch, Herr. Es war falsch von mir anzunehmen, dass er Euch nicht liebte.«
Ein großes Eingeständnis für Darran. Gar nickte und wandte sich wieder zum Fenster um, denn er wollte sich nicht dem forschenden Blick eines anderen aussetzen; er konnte nicht auf seine Selbstbeherrschung trauen.
Er vergibt Euch.
Und machte das die Dinge besser oder schlimmer? Er war sich nicht sicher.
Würde sich vielleicht niemals sicher sein.
»Ihr solltet Euch ankleiden, Herr«, sagte Darran sanft. »Ich werde im Handumdrehen mit Eurem Omelett wieder da sein.«
Aber als er etwa zehn Minuten später zurückkam, brachte er statt des Frühstücks Willer mit. Grinsend und prächtig ausgestattet in himmelblauem, überall mit dem Falkenemblem des Hauses Jarralt besticktem Satin, kam der abscheuliche kleine Mann in den Raum stolziert, als gehörte ihm die ganze Welt.
»Es tut mir leid, Herr«, erklärte Darran steif. »Er hat darauf bestanden.«
Gar betrachtete seinen früheren Angestellten. »Was wollt Ihr? Ihr müsst wissen, dass Ihr hier nicht willkommen seid, Willer.«
Das Grinsen verwandelte sich in ein albernes Lächeln. »Im Gegenteil, Gar. Als Abgesandter des Königs bin ich überall willkommen. Seine Majestät
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