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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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Sowie ich verstummt war, spielte ich alles, was ich gesagt hatte, wie ein Video in meinem Kopf ab und kam zu dem Schluss, dass ich nur Unsinn geredet hatte. Aber als Agnes und ich, angetan mit Plastiklätzchen und mit butterverschmierten Händen am Tisch saßen, kümmerte es mich nicht, wie ich aussah oder was ich sagte.
    » Du bist ein richtiges Ferkel, junge Dame.« Agnes stützte sich auf einen Ellbogen und winkte mir mit ihrer winzigen Gabel zu.
    » Da kenne ich noch jemanden.« Ich winkte mit meiner Gabel zurück.
    Wir prusteten vor Lachen, und die Gläser auf dem Tisch klirrten, als würden sie in unser Lachen einstimmen.
    » Hätten Sie und Ihre Mutter gern ein Dessert?«, fragte der Kellner, als er die Teller voll Salzwasser und Krabbenschalen abräumte.
    Agnes zwinkerte mir zu. » Junger Mann, ich bin nicht ihre Mutter. Ich bin ihre jüngere Schwester.«
    Sein Blick schweifte zwischen uns hin und her, bis wir haltlos zu kichern begannen.
    » Wo hatte ich nur meine Augen?«, spielte er um seines Trinkgeldes willen mit.
    » Wir sind Freundinnen«, erklärte Agnes. » Und ja, wir hätten gern ein Dessert.«

34
    Joe und ich verbrachten den ersten Weihnachtsfeiertag auf der Couch, sahen uns Ralphy, die Griswolds und die Cary-Grant-Version von Engel sind überall an.
    » Ist das Leben nicht schön, du lieber Himmel«, sagte ich zu Joe. » Mit Jimmy Stewart kann sich Cary Grant nicht messen.«
    Meine Mutter und ich pflegten jedes Jahr über diese Frage zu diskutieren. Keine von uns war gewillt, auch nur einen Zoll nachzugeben. Joe legte den Kopf schief, während ich mit ihm redete, hatte aber keine Meinung zu dem Thema. Ist das Leben nicht schön hatte ich mir nicht ausgeliehen und bedauerte es nun zutiefst. Ich wollte mit geschlossenen Augen auf der Couch liegen, zuhören und mir einreden, meine Mom säße im Sessel neben mir, würde am Ende feuchte Augen bekommen und ihre Lieblingszeilen stumm mitsprechen.
    Nachdem ich die geliehenen Filme zu Ende angeschaut hatte, zappte ich auf der Suche nach Jimmy durch alle Kanäle, konnte ihn aber nirgendwo finden. Am Ende landete ich wieder einmal bei der Weihnachtsgeschichte, leider allerdings mit Werbeunterbrechungen. Joe streckte sich auf dem Fußboden aus. Ich glitt von der Couch, legte mich neben ihn und kuschelte mich an seine Brust. Er trat ein paarmal nach mir, ehe er, eine Pfote über meinen Arm gelegt, wieder einschlief. Ich schloss die Augen und lauschte seinem Schnarchen, bis ich ebenfalls eindöste.
    Als ich erwachte, stellte ich fest, dass Diane nicht angerufen hatte, um meinem Anrufbeantworter frohe Weihnachten zu wünschen, so wie sie es all die Jahre zuvor getan hatte. Ich wäre ohnehin nicht ans Telefon gegangen. Mein Herz hätte noch lange gehämmert, nachdem das Telefon aufgehört hatte zu klingeln, und ich hätte den Rest der Nacht damit verbracht, im Geiste mit ihr zu streiten. Der Umstand, dass sie nicht angerufen hatte, löste in mir eine andere Art von Panik aus.
    Ich griff zum Telefon und wählte die Nummer des Kutschhauses– zum ersten Mal seit dem Tod meiner Mom. Der Anrufbeantworter sprang an. » Hi«, erklang die Stimme meiner Mutter. » Hier spricht Natalie.« Eine Pause entstand. » Und Van«, fiel ich ein. Ich glaube, ich war sechzehn gewesen, als wir die Ansage das letzte Mal geändert hatten. » Wir sind leider nicht da«, sagte sie. » Und Sie wissen, was Sie jetzt zu tun haben«, fiel ich mit meiner besten Fernsehansagerinnenstimme ein, dann hörte ich uns im Hintergrund kichern. Ich hängte ein und rief erneut an, um die Ansage noch einmal zu hören. Das wiederholte ich sechs oder sieben Mal. Beim letzten Mal meldete sich Diane.
    » Hallo?«
    Ich schwieg.
    » Van?«
    Ich hängte ein. Ein paar Minuten später klingelte mein Telefon, aber ich ließ den Anrufbeantworter anspringen.
    Dann fuhr ich fort, mit Joe fernzusehen. Ich fand endlich einen Kanal mit Jimmy Stewart, rollte mich auf der Couch zusammen, schloss die Augen und tat so, als wäre ich wieder zusammen mit Mom im Kutschhaus.

35
    Vier Tage nach Weihnachten rief mich Peter an und bat mich, mich mit ihm in einer Bar am Ende der Straße vor meinem Haus zu treffen. Er war betrunken, und als ich ihm sagte, ich hätte keine Lust, auszugehen, nuschelte er nur: » Nein, nein, ich bestehe darauf, Van.«
    Endlich willigte ich ein, weil das immer noch besser war, als stundenlang mit ihm zu argumentieren.
    Ich erwog, ein Taxi dorthin zu schicken, um mich nicht mit ihm auseinandersetzen

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