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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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glaube, ich habe jetzt die nötige Bettschwere.« Es war erst halb zehn. Ich schätze, spätestens da hätte ich etwas bemerken müssen.
    Als ich den Baum fertig geschmückt hatte, setzte ich mich an den Tisch und fertigte aus Zeitungspapier zwei Pinguine an. Ich hängte sie mit Zahnseide einander gegenüber an den Baum, sodass es aussah, als würden sie sich unterhalten.

32
    Am nächsten Tag suchte ich Louis auf. Ich konnte mich an den Weg zu seinem Haus nicht mehr genau erinnern und verfuhr mich ein paar Mal, bis ich es fand. Beinahe hätte ich darüber die Nerven verloren. Vielleicht musste ich den Umstand, dass ich Louis’ Haus nicht finden konnte, als Zeichen werten– es sollte mir sagen, dass das Ganze eine dumme Idee war.
    Aber gerade, als ich aufgeben und nach Hause fahren wollte, erkannte ich, dass ich mich endlich auf der richtigen Straße befand.
    Ich parkte in der Auffahrt und ging auf die Vordertür zu. Auf halber Strecke erwog ich kehrtzumachen. Einen Moment lang stand ich da und überlegte, was ich tun sollte. Doch ehe ich eine Entscheidung treffen konnte, tappte Louis gegen die Fensterscheibe und winkte mir zu. Dann riss er die Tür auf.
    » Was für eine schöne Überraschung, Vannah.« Er nahm mich am Arm, sowie ich nahe genug bei ihm stand. » Komm herein! Komm herein!«
    » Ich hoffe, ich störe nicht«, entschuldigte ich mich.
    » Stören? Nein, nein.« Louis schüttelte den Kopf und schloss die Tür hinter mir. » Setz dich. Ich mache schnell Kaffee.«
    Ich setzte mich an den Küchentisch und versuchte den Mut aufzubringen, ihn nach dem Haus zu fragen oder etwas über Alex zu sagen.
    Louis goss Wasser in die Kaffeemaschine und fragte: » Sfogliatelle? Magst du die?«
    » Ich weiß nicht«, erwiderte ich. » Ich habe noch nie…«
    » Ach was, wer würde die nicht mögen?« Louis stellte eine Platte mit Blätterteiggebäck auf den Tisch.
    » Du brauchst dir wirklich keine Umstände zu machen«, wehrte ich ab.
    » Was für Umstände?« Louis fuchtelte mit den Händen. » Freunde machen keine Umstände. Sie sind ein Geschenk.«
    » Ich hatte Angst, du könntest vielleicht böse auf mich sein.« Ich betrachtete den Küchentisch. Er war alt, verkratzt und mit Wasserringen und Einkerbungen übersät. Er hatte eine Geschichte.
    » Das ist eine Sache zwischen dir und Alex.« Louis reichte mir eine Tasse Kaffee und setzte sich zu mir. » Ich mische mich da nicht ein. Wir beide, wir verstehen uns. Du und Alex– ihr müsst miteinander ins Reine kommen.«
    » Ich weiß nicht, ob wir das schaffen.«
    Er lächelte nur und schob mir die Gebäckplatte zu. » Iss. Das bringt alles wieder in Ordnung, nicht wahr?«
    Obwohl ich an dieser Wirkung zweifelte, schmeckten die Sfogliatelle köstlich– knusprige Kruste und eine cremige Orangenfüllung.
    » Du bist ein fantastischer Koch«, lobte ich.
    » Meine Mutter«, Louis bekreuzigte sich, » möge ihre Seele in Frieden ruhen, sie konnte göttlich kochen. Ich übe nur. Mein Vater sagte immer, ein Mann gehört nicht in die Küche, aber meine Mutter– sie war eine Heilige, diese Frau– meinte, ein Mann gehört dahin, wohin sein Herz ihn zieht. Ich liebe es, zu backen, also backe ich.«
    Louis nahm einen Bissen von seinen Sfogliatelle, beobachtete mich, während er kaute, spülte mit einem Schluck Kaffee nach und sagte dann: » Dieser Junge ist verletzt worden. Sehr verletzt.« Er hielt eine Hand vor den Mund. » Ah, ich rede zu viel. Viel zu viel. Das steht mir nicht zu.«
    » Ich wollte ihm nicht wehtun«, murmelte ich.
    » Nein, nicht du. Sie.« Louis seufzte. » Schon wieder. Ich darf dazu nichts sagen.« Er stützte den Ellbogen auf den Tisch. » Und jetzt verrate mir, Vannah– gefällt dir dieses Haus? Als Heim für dich und Joe?«
    » Es würde mir sehr gefallen– wenn dein Angebot noch steht.«
    » Natürlich. Natürlich steht es noch. Was soll es denn sonst tun, sitzen?«
    Ich musste lachen. Es war zu komisch, wie lustig Louis seine eigenen Witze fand.
    Wir besprachen die Einzelheiten. Louis sagte, er würde seine Möbel lagern und bei einem Freund wohnen, sodass ich einziehen konnte, bevor ich noch mehr Ärger mit dem Hauseigentümerverein bekam.
    » Es ist besser, im Sommer nach Florida zu ziehen«, meinte er. » Dann fliegen die ganzen Winterurlauber wieder nach Hause.«
    » Ich will dir keine Unannehmlichkeiten machen.«
    » Davon kann gar keine Rede sein. Im Gegenteil, dann kann ich vor meinem Umzug noch ein bisschen Zeit mit meinen Freunden

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