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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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verbringen. Ich muss die Zeit nutzen, die mir noch bleibt, richtig? Manche sind vielleicht nicht mehr da, wenn ich das nächste Mal zu Besuch komme.«
    Louis schwieg eine Minute. Dann meinte er: » Weißt du, die Frau von diesem Jungen, Sarah«, es klang, als spucke er den Namen förmlich aus, » er war ihr ein guter Mann. Aber sie war keine gute Frau. Vielleicht sollte ich darüber lieber schweigen, denn ich war für meine Frauen auch nicht immer der Traumprinz, aber dieser Mann schon. Er hat ihr vertraut, und sie hat dieses Vertrauen missbraucht.« Er nahm sich noch ein Stück Sfogliatelle und machte Anstalten, hineinzubeißen, redete aber stattdessen weiter. » Am Tag, an dem sie die Scheidungspapiere unterzeichneten, ist sie mit einem anderen Mann auf und davon.« Er packte meinen Arm. » So schnell. Armer Alex. Er war damals in Tennessee. Ich flog zu ihm. Wir gingen gut essen. Ich sagte: ›Dein Leben fängt jetzt von vorne an. Wir feiern! ‹ . Aber dann sahen wir sie mit diesem Schnösel im feinen Anzug und mit teurer Uhr.« Louis schüttelte den Kopf. » Man sah, dass das nicht ihr erstes Date war.« Er seufzte. » Sie hat immer bis spät abends gearbeitet. Alex sagte, er sei ein Idiot.« Louis hob einen Finger. » Ich sagte ihm, es sei nie dumm, sich zu verlieben. Aber dann sah ich, wie er sich veränderte. Er zog hierher zurück. Er vergrub sich in seine Arbeit und kümmerte sich um den alten Louis. Aber er lebte nicht.« Er blickte in seine leere Kaffeetasse. » Dann traf er dich, und ich sah den alten Alex. Den Traumprinzen.« Louis sah mir in die Augen und lächelte. » Gib nicht so leicht auf.« Er tätschelte meine Hand.
    Dann biss er endlich in sein Gebäck. » Außerdem habe ich sie nie gemocht«, sagte er mit vollem Mund. » Aber dich, dich mag ich.«
    Er stand auf, um uns Kaffee nachzuschenken. » O je.« Er schüttelte den Kopf. » Ich habe zu viel gesagt. Ich sage immer zu viel.«
    Als ich nach Hause kam, rief ich sofort Alex an. » Ich wollte nur Hallo sagen«, teilte ich seinem Anrufbeantworter mit. Danach blieb ich auf, lag mit Joe auf der Couch, las ein Buch aus der Bücherei, das davon handelte, wie der Verstand eines Hundes arbeitet, und hoffte, das Telefon würde klingeln.
    Vielleicht operiert er, dachte ich. Ich lese einfach bis neun Uhr weiter, und dann mache ich etwas anderes. Vielleicht hat er Nachtschicht. Ich lese nur noch ein Kapitel.
    Danach überlegte ich mir alle möglichen Ausreden, um länger aufzubleiben; weit über den Zeitpunkt hinaus, an dem ein vernünftiger Mensch zurückrufen würde, aber ich wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Als ich um drei Uhr morgens das Buch ausgelesen und er sich immer noch nicht gemeldet hatte, schlurfte ich die Treppe hoch, um mir die Zähne zu putzen und ins Bett zu kriechen. Für den Fall eines Falles legte ich das Telefon neben mein Kissen.

33
    Heiligabend lud mich Agnes in ein feudales Restaurant draußen am Lake Ontario ein, von dem ich noch nie gehört hatte. Die Wände waren mit immergrünen Zweigen und weißen Lichtern geschmückt, und von unserem Tisch aus hatten wir einen herrlichen Blick über den See. Agnes bestellte Hummerkrabben und eine Flasche Pinot Grigio für uns. Ich verzichtete anfangs wohlweislich auf den Wein und trank drei Gläser Wasser, bis der Kellner unser Essen brachte.
    Ich hatte versucht, abzulehnen, als sie mich zum Dinner eingeladen hatte. Die Vorstellung, Heiligabend mit der Tante eines anderen auszugehen, behagte mir nicht. Ich hatte mich mit meiner Rolle an Familienfeiertagen abgefunden, weil ich keine Familie hatte; hatte es mir angewöhnt, mich nahezu unsichtbar zu machen und so zu tun, als wäre ich ungeheuer beschäftigt, damit sich niemand verpflichtet fühlte, eine Einladung auszusprechen, die er eigentlich gar nicht aussprechen wollte. Aber Agnes schien wirklich mit mir zum Essen gehen zu wollen. Als ich ihr mit meinen üblichen unbestimmten Plänen kam, sagte sie nur: » Bitte, Van. Ich muss schon den ersten Weihnachtsfeiertag mit meinem protzigen Arschloch von Bruder und seiner magersüchtigen Stepford-Frau verbringen, da brauche ich wenigstens Heiligabend etwas Erholung.« Nachdem wir uns verabredet hatten, wurde mir klar, dass es sich bei der magersüchtigen Stepford-Frau und dem protzigen Arschloch um Peters Eltern handelte.
    Seit dem Tod meiner Mom hatte ich größte Mühe, mit anderen Leuten eine normale Unterhaltung zu führen. Meine Stimme klang immer gekünstelt, und mein Mund wurde trocken.

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