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Können diese Augen lügen?

Können diese Augen lügen?

Titel: Können diese Augen lügen? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Larkin
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dem anderen ansah. Auch danach hielt ich mich nie in der Stadt auf, wenn Diane Janie besuchte. Es war für mich leichter, ihr aus dem Weg zu gehen, als mich einer Begegnung mit ihr zu stellen, denn ich konnte ihr nicht verzeihen, dass sie mir nicht gesagt hatte, wie schlecht es um meine Mom wirklich stand, sosehr ich es auch versuchte. Ich hätte das College sofort verlassen. Ich hätte mich um meine Mutter gekümmert. Ich hätte gewusst, welche Tablette wofür war, während der Chemotherapiebehandlungen ihre Hand gehalten, für sie Eis am Stiel geholt und sie zum Lachen gebracht. Ich hätte ein paar Erinnerungen mehr an meine Mom gehabt und jede einzelne wie einen Schatz gehütet.
    Eine Weile lang bemühte sich Diane unermüdlich um mich. Sie rief jeden Sonntag an, hinterließ übertrieben fröhliche Nachrichten, wie ›Ich hoffe, du hattest eine schöne Woche ‹ auf meinem Anrufbeantworter, obwohl wir seit Monaten nicht mehr miteinander gesprochen hatten. Sie schickte mir die Art von ›Ich denke an dich ‹ -Karten, mit denen sich alte Damen in Hallmark-Werbespots bedenken, zum ersten Todestag meiner Mutter ließ sie mir sogar Blumen schicken. Ich ignorierte all diese Bemühungen, und mit der Zeit ließen die Anrufe nach, und ihre Stimme klang eher kühl als fröhlich. Ich bekam eine Karte zum Geburtstag und eine zu Weihnachten, der Todestag meiner Mutter blieb jahrelang unbeachtet.
    Während der Hochzeitsvorbereitungen wahrte ich so viel Abstand zu ihr wie möglich. Ich hatte mir ein nur für Diane bestimmtes falsches Lächeln zugelegt, und bis zu dem Moment, wo sie mich ins Kutschhaus einlud, hatte sie mich so unbeteiligt und höflich behandelt, als wäre ich nur eine weitere von Janies Collegefreundinnen; als hätten wir keine gemeinsame Geschichte.
    Ich streifte mein Kleid ab, ließ es als orangefarbenen Haufen achtlos zu Boden fallen, setzte mich auf den Rand der Badewanne, steckte den Stöpsel in den Abfluss und drehte den Wasserhahn auf, während ich mich aus meiner schwarzen Strumpfhose schälte. Der hässliche rote Streifen, den sie um meine Taille herum hinterließ, sah aus, als hätte ich mit einer Aderpresse geschlafen.
    Diane klopfte an die Tür und riss sie im nächsten Moment auf.
    » Ich muss ganz dringend aufs Klo.« Sie tänzelte nervös durch das Badezimmer, klappte den Toilettendeckel auf, zog ihr Kleid hoch und setzte sich auf die Brille. » Hoffentlich stört dich das nicht.« Sie lächelte mich an. » Himmel, Van, für deine Oberweite könnte ich einen Mord begehen. Und das alles ist auch noch ein Geschenk der Natur.«
    Ich fühlte mich entsetzlich befangen. Diane war einst mit mir losgezogen, um mir meinen ersten Push-up- BH zu kaufen, und hatte über die Kabinentür gespäht, während ich die verschiedenen Modelle anprobierte.
    » Wenn du dir deinen mal vergrößern lassen willst, schicke ich dir ein Foto«, erwiderte ich und fühlte mich augenblicklich scheußlich. Ein derart sarkastischer Schlagabtausch passte nicht mehr zu uns. Früher hatten wir uns solche Bemerkungen ständig an den Kopf geworfen und das lustig gefunden, aber jetzt klang es nur noch gehässig. Ich wollte sie eigentlich nicht kränken, kam aber nicht dagegen an. Vielleicht ging es Diane genauso. Ich fragte mich, ob es einen Weg gab, das Gift zu neutralisieren. Seufzend hielt ich eine Hand unter den Wasserhahn, um die Temperatur zu prüfen.
    Diane errötete, verließ das Bad aber nicht. Stattdessen klappte sie den Deckel wieder herunter und ließ sich darauf nieder. Ich wandte mich ab und schlüpfte rasch aus meiner Unterwäsche.
    » Hübsche Wäsche, Vannie. Hast du damit gerechnet, dass jemand sie bewundert?« Ihre Stimme klang zuckersüß.
    » Nett, dass sie dir aufgefallen ist, Diane«, schnurrte ich genauso süß, stieg in die Wanne und zog den Duschvorhang zu.
    Der Plastikvorhang war mir vertraut und vermittelte mir ein Gefühl der Sicherheit. Mom und ich hatten ihn bei einem Räumungsverkauf erstanden. Er war kitschig und tröstlich zugleich. Dicke lilafarbene Fische, die orange Luftblasen ausstießen, schwammen in einem grünen Meer. Sie hatten lange Wimpern und Lippen, die aussahen, wie mit einem zu grellen Lippenstift bemalt.
    Ich setzte mich in die Wanne und stemmte die Füße gegen den Rand, um nicht zu weit nach unten zu rutschen.
    » Sehr gut«, meinte Diane. » Jetzt können wir reden.«
    » Unsinn, Diane. Ich will nicht reden, sondern ein Bad nehmen und mich dann in mein Auto quetschen und nach Hause

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